BaFin-Exekutivdirektorin Julia Wiens: „Unsere Aufsicht ist wirksam“

Source: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht

Versicherungsprodukte müssen einen angemessenen Nutzen für Kundinnen und Kunden schaffen. Das bleibt für die BaFin weit oben auf der Agenda. „Die Wohlverhaltensaufsicht nimmt weiter an Fahrt auf“, sagte BaFin-Exekutivdirektorin Julia Wiens bei der 14. Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht. Und sie wirkt. So ist bei fondsgebundenen Lebensversicherungsprodukten in den vergangenen Jahren ein deutlicher Rückgang der Effektivkosten festzustellen, zu dem auch die Aufsicht beigetragen hat. Künftig will die Finanzaufsicht noch stärker darauf achten, welchen Nutzen Lebensversicherungen den Kundinnen und Kunden in der Zeit des Rentenbezugs bringen. Wiens betonte, dass die Versicherer garantierte Leistungen sehr vorsichtig kalkulieren müssen. Aber: „Hohe Sicherheitsmargen dürfen nicht einseitig zu Lasten der Versicherungsnehmer gehen.“

Die BaFin kündigte zudem an, ihre Prüfungen in der Wohlverhaltensaufsicht im kommenden Jahr auf weitere Sparten auszuweiten, zunächst auf die Schaden- und Unfallversicherung. „Wir werden uns mit einigen Preisdifferenzierungen näher auseinandersetzen müssen“, sagte Wiens. So basierten beispielsweise die gewährten Rabattmöglichkeiten in der Kfz-Versicherung nicht immer auf dem Risiko des jeweiligen Produkts. Die BaFin wird darüber hinaus Price-Walking genauer untersuchen, das sind wiederholte Prämienerhöhungen, die weder mit dem versicherten Risiko noch mit den Kosten des Versicherers zusammenhängen. „Eine solche Praxis ist mit den Grundsätzen der Wohlverhaltensaufsicht nicht vereinbar“, stellte Wiens klar.

Einsatz neuer Technologien und ein angemessenes Kapitalanlagerisikomanagement

Im Einsatz neuer Technologien sieht Wiens einen wesentlichen Aspekt für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Versicherungsbranche. Die Versicherer sollten vor allem die Chancen der Künstlichen Intelligenz (KI) für sich und ihre Versicherten ergreifen. „Nutzen Sie die Möglichkeiten von KI über die reine Prozessoptimierung hinaus“, ermutigte Wiens die Branche. Keinesfalls aus dem Blick geraten dürften dabei die Schattenseiten der neuen Technologien: KI-Modelle könnten neue Risiken wie die Diskriminierung von Versicherten mit sich bringen und bestehende Risiken verstärken.

Verbesserungspotenzial sieht die Finanzaufsicht auch bei der Kapitalanlage, vor allem bei kleineren Versicherungsunternehmen. „Zukunftsfähige Versicherungsunternehmen brauchen ein angemessenes Kapitalanlagerisikomanagement“, bekräftigte Wiens. Versicherer sollten nur in solche Kapitalanlagen investieren, die sie auch wirklich verstehen – und sich nicht allein auf die Beratung durch Dritte verlassen. Gerade alternative Anlageformen wie Private Equity, Private Debt oder Immobilien seien komplex und stellten das Risikomanagement der Versicherer vor besondere Herausforderungen.

Starke Governance als Basis für künftiges Wachstum

Die gemeinsame Klammer für alle Zukunftsthemen der Branche ist nach Überzeugung der Aufsicht eine starke Governance der Versicherer. „Eine gute Unternehmensführung ist die Basis für langfristige Widerstandsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltiges Wachstum“, sagte Wiens. Dazu gehöre ein leistungsstarkes Risikomanagement, gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sowie anhaltender geopolitischer und klimabezogener Risiken. Wiens warnte davor, Governance als „regulatorische Pflichtübung“ abzutun. Nach ihren Worten gehe es darum, einen adäquaten Rahmen für die strategische Steuerung des gesamten Unternehmens zu schaffen. 

Die Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht findet regelmäßig im World Conference Center Bonn statt, dem ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Im Fokus der Konferenz stehen die aktuellen und künftigen Herausforderungen für die Versicherungswirtschaft und die Aufsicht. Bei der diesjährigen Veranstaltung nutzten rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Unternehmen, Verbänden und der Aufsicht die Gelegenheit, sich zu den wichtigsten Versicherungsthemen auszutauschen.

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