Written question – Strategic independence from US software – E-001618/2025

Source: European Parliament

Question for written answer  E-001618/2025/rev.1
to the Commission
Rule 144
Per Clausen (The Left)

Today, both the EU and its Member States are heavily dependent on US firms’ IT solutions. Not only does that dependence constitute a strategic vulnerability; continued dependence also means that, every year, large amounts of European public funds are transferred to software firms in the US instead of contributing to building a competitive European IT sector.

The present geopolitical situation makes it clear that the EU needs to be independent from the US in a number of areas, including technology. A number of countries have become alive to the problem; and the German Government, for example, is working to disengage the German defence setup from software from Microsoft and similar firms.[1]

In the light of this:

  • 1.What is the estimated amount of money that could be saved if just half of EU and Member State public bodies switched to open-source IT solutions costing half of what is currently paid in licences and the like to US tech giants?
  • 2.How many US-owned or -based software programmes does the Commission currently use?

Submitted: 23.4.2025

  • [1] https://zendis.de/ressourcen/bwi-und-zendis-schliessen-rahmenvertrag-ueber-souveraene-kommunikations-und-kollaborationsloesungen
Last updated: 20 May 2025

Written question – Selective enforcement of the rule of law: double standards – E-001886/2025

Source: European Parliament

Question for written answer  E-001886/2025
to the Commission
Rule 144
Afroditi Latinopoulou (PfE)

The rule of law is a core foundation of the European Union. However, the recently established selective enforcement thereof by the European Commission raises concerns about the uniform and fair treatment of Member States. Hungary and Poland have repeatedly been at the centre of sanctions and interventions, while similar – or even more serious – issues in other Member States are not addressed with the same severity. This unequal treatment raises concerns about the way in which European mechanisms are being applied.

In view of the above, can the Commission say:

  • 1.Considering that the Commission tolerates breaches of the rule of law in some Western governments, but at the same time imposes disproportionate sanctions on Central and Eastern European states, how does it justify its different attitudes towards different Member States?
  • 2.On the basis of what objective criteria does it decide to activate the rule of law conditionality mechanism and how does it ensure that this mechanism does not become a tool for political pressure against governments that are not aligned with the overarching political agenda of Brussels?
  • 3.What steps does it intend to take to restore its credibility as a neutral institutional guarantor, in order to ensure that there are no double standards in the enforcement of the rule of law between the Member States?

Submitted: 12.5.2025

Last updated: 20 May 2025

digitalSIGNAGE.de: Flexible Leasing-Optionen für innovative Digital Signage Lösungen

Source: Deutsche Nachrichten
digitalSIGNAGE.de, einer der führenden Anbieter für Digital Signage Komplettlösungen in Deutschland, erweitert sein Serviceangebot um attraktive Leasing-Optionen. Unternehmen jeder Größe profitieren damit ab sofort von maximaler Flexibilität und Planungssicherheit bei der Einführung oder Erweiterung digitaler Bildschirmkommunikation.

Digital Signage – Alles aus einer Hand

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Flexible Leasing-Modelle für jeden Bedarf

Ab sofort können alle Produkte und Lösungen von digitalSIGNAGE.de auch im Leasing bezogen werden. Gemeinsam mit der MMV Gruppe werden individuelle Finanzierungsoptionen angeboten, die sich exakt an den Bedürfnissen der Kunden orientieren. Über einen Leasingrechner lassen sich unverbindlich Beispielraten berechnen. Unternehmen profitieren so von planbaren monatlichen Kosten, schonen ihre Liquidität und bleiben technologisch immer auf dem neuesten Stand.

Persönliche Beratung und Full-Service

Das Team von digitalSIGNAGE.de steht für persönliche Beratung und maßgeschneiderte Lösungen – telefonisch, per E-Mail oder vor Ort. Optional ist ein europaweiter Installationsservice verfügbar. Interessenten können sich kostenlos und unverbindlich beraten lassen und erhalten ein individuelles Angebot, das auch die neue Leasing-Option umfasst.

Für eine detaillierte Beratung steht das digitalSIGNAGE.de Team unter Tel. 040 180 241 080 und vertrieb@digitalsignage.de gerne zur Verfügung.

Spectra übernimmt Compmall und stärkt Marktposition im Bereich Industrie-PC

Source: Deutsche Nachrichten
Die Spectra GmbH & Co. KG, führender Anbieter im Bereich Industrie-PC und Automation, gibt die Übernahme der in Münchner ansässigen COMP MALL Computer-Vertriebs GmbH bekannt. Mit der Eingliederung des seit 1993 am Markt etablierten Industrie-PC-Spezialisten erweitert Spectra gezielt ihr Portfolio und unterstreicht ihre strategische Ausrichtung als leistungsstarker Hersteller von maßgefertigten Industrie-PC Lösungen für die Automatisierung.

Compmall ist bekannt als Technologie-Partner für Industrie-PC-Lösungen und konzentriert sich auf individuelle Kundenlösungen. Mit einem breiten Angebot an Industrie-PC-Komponenten und Systemen führender Hersteller haben sich langjährige Kundenbeziehungen in den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Automatisierungstechnik, Gebäudeautomation sowie vielen weiteren technischen Branchen entwickelt. Die langjährigen Kundenbeziehungen und das umfassende Produktspektrum bilden eine starke Ergänzung zum bestehenden Angebot von Spectra.

Im Zuge der Übernahme übernimmt Albin Markwardt, bisheriger Geschäftsführer von Compmall, die Leitung des Bereichs Business Development bei Spectra. Mit seiner 25-jährigen Erfahrung im Key Account und Projektmanagement wird er maßgeblich zur Weiterentwicklung der Marktstrategie von Spectra beitragen.

„Mit der Integration von Compmall stärken wir nicht nur unsere technologische Kompetenz, sondern auch unsere Präsenz in strategisch wichtigen Branchen“, erklärt Klaus Rottmayr, Geschäftsführer von Spectra. „Wir bauen unsere Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft durch diese Akquisition deutlich aus.“

Die Übernahme ist ein weiterer Schritt in der Expansionsstrategie zur Festigung der Marktposition von Spectra als zuverlässiger Partner für kundenspezifische Industrie-PC Lösungen in der Automation.

Über compmall
Die 1993 gegründete COMP MALL Computer-Vertriebs GmbH mit Sitz in München ist Technologie-Partner für Industrie-PC-Lösungen und konzentriert sich auf individuelle Kundenlösungen. Mit einem breiten Angebot an Industrie-PC-Komponenten und Barebones führender Hersteller haben sich langjährige Kundenbeziehungen in den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Automatisierungstechnik, Gebäudeautomation sowie vielen weiteren technischen Branchen entwickelt.

Gemeinschaftskraftwerk Lippendorf: EnBW verkauft ihre Anteile an Miteigentümerin EP Energy Transition

Source: Deutsche Nachrichten
Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) und EP Energy Transition (Teil der EP Group) haben sich erfolgreich über den Verkauf der Geschäftsanteile am Braunkohlekraftwerk Lippendorf geeinigt: Mit der jetzt erfolgten Vertragsunterzeichnung übernimmt EP Energy Transition die EnBW-Anteile mit Ablauf des 31. Dezember 2025. Zu den Details haben beide Parteien Vertraulichkeit vereinbart. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Kartellbehörde sowie weiterer üblicher Vollzugsbedingungen.

Die Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG), ein Tochterunternehmen der EP Energy Transition, ist bereits zu 50 Prozent am Gemeinschaftskraftwerk Lippendorf beteiligt. Die EnBW hält bislang ebenfalls 50 Prozent der Anteile.

Peter Heydecker, EnBW-Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur: „Mit dem Verkauf setzen wir die Dekarbonisierung unseres Erzeugungsportfolios konsequent fort und senken die CO2-Emissionen zusätzlich um bis zu zweieinhalb Millionen Tonnen jährlich. Stand heute erhöht sich der Anteil erneuerbarer Energien an unserer Erzeugungskapazität dadurch auf rund 64 Prozent.“ Da sich EP Energy Transition mit ihrer Tochtergesellschaft LEAG bereits umfassend am Standort engagiere, sei das Unternehmen der ideale Partner für die Übernahme, so Heydecker weiter.

Das Gemeinschaftskraftwerk Lippendorf ist seit 1999 in Betrieb und verfügt über zwei Kraftwerksblöcke (R und S) mit einer elektrischen Nettoleistung von jeweils 875 Megawatt (MWel). Die Anlage erreicht einen Nutzungsgrad von rund 46 Prozent und zählt damit zu den effizientesten Braunkohleanlagen in Europa. Block R gehört der LEAG, die mit ihrem Personal vor Ort beide Kraftwerksblöcke betreibt, Block S befindet sich im Besitz der EnBW. An den Betriebsanlagen halten beide Unternehmen je 50 Prozent. Mit dem Verkauf ihres einzigen Braunkohleblocks wird die EnBW mit Ablauf des 31. Dezember 2025 braunkohlefrei. Die kohlebasierte Stromerzeugungskapazität des Unternehmens sinkt dadurch auf 2.260 MWel. Ende 2025 wird die EnBW ihre Erzeugungskapazität im Bereich Kohle innerhalb von zwei Jahren um rund 40 Prozent reduziert haben.

H2-ready Gaskraftwerke gewährleisten Versorgungssicherheit

Die EnBW hat sich ein ambitioniertes Kohleausstiegsziel bis 2028 gesetzt, sofern es der Fortschritt der Energiewende erlaubt und die Versorgungssicherheit nicht gefährdet wird.
Im April erfolgte am Kraftwerksstandort Stuttgart-Münster der erste von aktuell drei sogenannten „Fuel Switches“.

Dabei ersetzen neue, hocheffiziente Gasturbinenkraftwerke die vorhandenen Kohleanlagen. Erdgas dient auf dem Weg zur Klimaneutralität als Brückentechnologie. An den Standorten Heilbronn und Altbach/Deizisau sind ebenfalls „Fuel Switch“-Kraftwerke im Bau. Die neuen Anlagen sind allesamt „H₂-ready“. Mit der Inbetriebnahme werden die Steinkohleblöcke an den Standorten stillgelegt. In den 2030er-Jahren soll über einen weiteren „Fuel Switch” zunächst „blauer” und perspektivisch „grüner” Wasserstoff (H₂) zur klimaschonenden Erzeugung von Strom und Fernwärme genutzt werden. 

Die neuen wasserstofffähigen Gaskraftwerke können Netzengpässe durch ihre hohe Flexibilität schnell ausgleichen. Disponible Leistung, also flexible, regelbare Leistung, ist in einem zunehmend von volatilen erneuerbaren Energien geprägten Energiesystem unverzichtbar, um jederzeit Versorgungssicherheit zu gewährleisten. 

Apotheken-Nachrichten von heute: Wenn Hacker zielen, Rezepte täuschen und Versicherer schweigen

Source: Deutsche Nachrichten
Wenn Apotheken zur Zielscheibe werden, geraten nicht nur Daten und Konten in Gefahr, sondern ganze Versorgungsstrukturen ins Wanken. Eine neue Phishing-Welle trifft Deutschlands Apotheken mit beispielloser Präzision. Parallel explodiert der Rezeptbetrug bei GLP-1-Präparaten, Kühlkettenprobleme werfen Haftungsfragen auf, und selbst banale Vorfälle wie ein gestohlenes Paket oder ein verweigertes Rezept enthüllen die Fragilität des Alltags in einem System, das längst überfordert ist. Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank musste reagieren und Konten sperren, Versicherer geraten ins Zögern, während Apotheken tagtäglich zwischen Technikstress, Kundenansprüchen und strafrechtlichen Grauzonen navigieren. In Peine schlagen sich Geschäftsführer mit 20 betrügerischen Anrufen pro Tag herum, in Dülmen eskaliert ein Streit zur Straftat, und in Schönberg rettet Zivilcourage den Tag. Derweil bleibt der Gesetzgeber bei Pflegegeldforderungen vage, Qualitätsprobleme bei Arzneimitteln wie ACC akut häufen sich, und TikTok zieht in den PTA-Unterricht ein – als überraschend wirksames Werkzeug der Reflexion. Gesundheitskioske übernehmen Aufgaben des Staates, während chronische Erkrankungen wie Diabetes das Versorgungssystem in den Grundfesten erschüttern. Was wie Einzelmeldungen klingt, fügt sich zur Diagnose eines Systems, das Vertrauen verspielt, Ressourcen erschöpft und Verantwortung weiterreicht, wo sie am dringendsten gebraucht würde.

Angriff auf Vertrauen, Kapital und Kontrolle

Wie eine Phishing-Welle Apotheken destabilisiert, warum die Apobank Konten sperrt und welche Versicherungen jetzt überlebenswichtig werden

Die Sicherheitsarchitektur im Gesundheitswesen gerät erneut ins Wanken – diesmal durch eine massive, hochprofessionelle Phishing-Welle, die gezielt Apothekeninhaber trifft und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) zur Kontensperrung zwingt. Was zunächst wie ein Einzelfall klang, hat sich innerhalb weniger Tage zu einem koordinierten Angriff ausgeweitet, der nicht nur per E-Mail und Brief, sondern auch telefonisch unter Einsatz manipulierter Rufnummern erfolgt. Besonders betroffen: die Conceptapotheken in Peine, deren Geschäftsführer Matthias Kunze-Düker von täglich 20 Anrufen berichtet – auf mehreren Mobilnummern gleichzeitig.

Die Angreifer nutzen perfide Social-Engineering-Techniken, um Vertrauen zu erschleichen, interne Abläufe auszuspionieren und sensible Finanzinformationen abzugreifen. Das Ziel: Zugang zu Bankkonten, Überweisungsbefugnissen und Identitätsdaten, mit denen sich massive wirtschaftliche Schäden anrichten lassen. Die Apobank reagierte mit rigorosen Sperrmaßnahmen, was wiederum zu operativen Einschränkungen in den betroffenen Betrieben führte – eine Kettenreaktion aus digitalem Angriff, finanzieller Unsicherheit und organisatorischer Blockade.

Für Apotheken bedeutet das: Die Bedrohung durch Cyberkriminalität ist keine abstrakte Zukunftsfrage mehr, sondern operative Realität. Inhaber, die bislang auf konventionelle Sicherheitskonzepte vertrauten, erleben jetzt, wie schnell ein System kippen kann, wenn digitale Infrastruktur, Bankanbindung und Identität gleichzeitig kompromittiert werden. Die Frage ist deshalb nicht mehr, ob, sondern wie gut Apotheken abgesichert sind – technisch, organisatorisch und versicherungstechnisch.

In den Mittelpunkt rückt damit ein Aspekt, der jahrelang als optional galt: die gezielte Absicherung über Cyber-Versicherungen und Vertrauensschadenpolicen. Während klassische Geschäftsversicherungen oft keine Deckung bei digitalen Angriffen oder Täuschungshandlungen durch Dritte bieten, setzen spezialisierte Policen genau dort an. Cyber-Versicherungen übernehmen etwa Kosten für Forensik, IT-Wiederherstellung, Datenrekonstruktion und Betriebsunterbrechungen, während Vertrauensschadenversicherungen auch bei Schäden durch betrügerische Handlungen außenstehender Dritter greifen – etwa wenn Angreifer erfolgreich Geldtransfers initiieren oder Geschäftsinterna ausnutzen.

Doch der Abschluss solcher Versicherungen allein genügt nicht. Entscheidend ist, dass Apotheken die Voraussetzungen für die Policen erfüllen: IT-Sicherheitskonzepte, dokumentierte Zugriffsrechte, regelmäßige Schulungen des Personals im Umgang mit Phishing-Versuchen und klare Verantwortlichkeiten im Digitalbereich. Wer hier nicht präventiv investiert, wird im Schadensfall mit Ablehnungen der Versicherung und zusätzlichem Reputationsverlust rechnen müssen.

Die aktuelle Angriffswelle ist damit mehr als nur ein krimineller Zwischenfall – sie ist ein Weckruf an alle Apothekeninhaber, ihre gesamte Sicherheitsarchitektur zu überdenken. In einer Branche, in der Vertrauen das Fundament jeder Kundenbeziehung ist, darf keine Schwachstelle ungeschützt bleiben. Denn der Schaden durch gestohlene Daten, kompromittierte Konten oder blockierte Systeme reicht längst weit über finanzielle Verluste hinaus – er trifft das Herz jeder Apotheke: ihre Integrität.

Die Apobank wird zum Kollateralschaden eines systemischen Problems: einer flächendeckenden Naivität im Umgang mit digitaler Sicherheit. Wenn Apotheken 20 Anrufe am Tag von Täuschungsversuchen erhalten, ist das kein Zufall, sondern ein Angriff mit chirurgischer Präzision. Dass diese Welle auf eine Bank zielt, die traditionell als sicherer Hafen der Heilberufe gilt, ist doppelt perfide – und doppelt folgenreich.

Denn der Vorfall zeigt, wie schnell Vertrauen in Infrastruktur kippt, wenn digitale Identitäten manipulierbar und Geschäftsabläufe abhängig von externen Dienstleistern sind. Die Frage ist nicht nur, wer haftet – sondern auch, wer vorbereitet war. Wer heute keine Cyberversicherung hat, wer den Faktor „digitale Täuschung“ aus seinen Risikoanalysen ausgeklammert hat, steht im Ernstfall nackt da. Und das kann existenzbedrohend sein.

Die eigentliche Lehre aber lautet: Sicherheit beginnt nicht beim Alarmknopf, sondern beim Bewusstsein. Wer heute noch glaubt, Phishing sei ein Problem der Anderen, riskiert morgen das eigene Geschäftsmodell.

Fälscher locken, Promis befeuern, Versicherer blocken

Wie Rezeptbetrug eskaliert, Nachfrage inszeniert wird und Apotheken den Schaden tragen

Die Fälschung von Rezepten für GLP-1-Rezeptoragonisten entwickelt sich zum Hochrisikofaktor im Apothekenalltag – mit finanziellen, haftungsrechtlichen und gesundheitlichen Konsequenzen, deren Eskalation längst nicht mehr hypothetisch ist. Betroffen sind vor allem Arzneimittel wie Ozempic, Wegovy oder Mounjaro – Präparate, die ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurden, inzwischen aber als Lifestyle-Medikamente zur Gewichtsreduktion einen Schwarzmarkt befeuern, den Apotheken nicht kontrollieren können, aber täglich mitfinanzieren.

Laut Bundeskriminalamt (BKA) mehren sich die Hinweise auf organisierte Tätergruppen, die vornehmlich mit gefälschten Papierrezepten arbeiten und gezielt Apotheken ansteuern. Die betroffenen Apotheken sehen sich einer doppelten Ohnmacht gegenüber: Zum einen sind viele Fälschungen laut Abda-Präsident Thomas Preis derart professionell gefertigt, dass sie im Alltagsbetrieb nicht zu entlarven sind – zum anderen weigern sich Krankenkassen im Nachgang häufig, die Kosten zu übernehmen. Die Folge: Apotheken bleiben auf hohen Beträgen sitzen und tragen das Risiko ganz allein.

Verstärkt wird das Problem durch die öffentliche Aufladung der Präparate. Preis sieht in Influencer-Marketing, Boulevardberichterstattung und der Suggestion einer vermeintlich harmlosen Abnehmspritze einen zentralen Faktor für die zunehmende Attraktivität dieser Arzneimittel auf dem Schwarzmarkt. Dass inzwischen auch echte Arzneimittel gefälscht, mit falschen Wirkstoffen befüllt und illegal vertrieben werden, wie etwa Insulin-Stifte statt Semaglutid, dokumentiert der Sicherheitsbericht des Landes Baden-Württemberg eindrucksvoll.

Versicherungsrechtlich stehen viele Apotheken inzwischen vor einer Lücke: Standardversicherungen decken den Schaden durch Rezeptfälschung oft nicht oder nur unzureichend. Besonders tückisch: Wird ein Rezept eingelöst, die Kasse lehnt ab und die Apotheke hat keinen ausreichenden Nachweis über eine bewusste Täuschung, droht neben dem wirtschaftlichen Verlust auch ein möglicher Streit über Sorgfaltspflichten und Rückforderungen. Experten raten daher zur umgehenden Prüfung des Versicherungsschutzes, insbesondere mit Blick auf Rezeptbetrug, Arzneimittelfälschung und Cyberrisiken bei eGK-Übertragungen.

Während sich Apotheken gezwungen sehen, mit Hunderten Rezepten pro Tag unter Zeitdruck zu entscheiden, bleibt die zentrale Stellschraube die Digitalisierung – und zwar nicht halbherzig, sondern verpflichtend. Die konsequente Einführung des E-Rezepts könnte einen Teil der Betrugsmasche aushebeln. Doch auch hier gilt: Ohne zeitgleiche Aufklärung, Schulung und klare Versorgungsrichtlinien droht selbst die beste Technik an der Realität zu scheitern.

Die Rezeptfälschung bei GLP-1-Rezeptoragonisten steht sinnbildlich für eine Entwicklung, bei der gesellschaftlicher Druck, medizinischer Missbrauch und regulatorische Trägheit in einer toxischen Dreiecksbeziehung stehen. Die Tatsache, dass Prominente auf Social Media fragwürdige Wirkversprechen verbreiten, mag unterhaltsam erscheinen – in der Realität aber bringt sie Apotheken in akute Bedrängnis und treibt Kriminelle zu immer ausgefeilteren Betrugsstrategien.

Der Vorwurf trifft nicht nur die Täter. Er trifft auch ein System, das bei Hochpreispräparaten auf Sicht fährt, statt vorausschauend zu regeln. Dass Papierrezepte im Jahr 2025 noch immer Alltag sind, obwohl die technische Infrastruktur für fälschungssichere E-Rezepte längst bereitsteht, ist Ausdruck politischer Zaghaftigkeit. Ebenso fahrlässig erscheint der Umgang vieler Versicherer mit der Situation: Apotheken stehen unter Generalverdacht, während die organisierte Kriminalität mit professionellen Mustern ganze Lieferketten unterwandert.

Versicherungstechnisch ist die Lage prekär. Rezeptfälschungen liegen im Graubereich zwischen Betrug, Fahrlässigkeit und Systemversagen. Viele Policen decken zwar Diebstahl oder grobe Verstöße, nicht aber die Konstellation, in der ein scheinbar korrektes Rezept zu einem finanziellen Totalschaden führt. Wer sich als Apothekeninhaber auf Standardschutz verlässt, ist längst nicht mehr abgesichert. Die Realität verlangt nach Spezialbausteinen, nach klar definierten Ausschlüssen und Einbezug digitaler Risiken.

Es geht um mehr als Schadenssummen. Es geht um den Schutz der Integrität des Gesundheitssystems – und um die Reputation einer Berufsgruppe, die Tag für Tag zwischen Patientenwohl, Behördenvorgaben und ökonomischer Selbstverteidigung balancieren muss. Das Ziel muss sein: Null Toleranz für Rezeptbetrug, volle Transparenz in der Erstattung und ein Präventionssystem, das nicht nur auf dem Papier existiert.

Wenn die Kühlung versagt, versagt das System

Wie Apotheken Temperaturfehler bekämpfen, Risiken versichern und Verantwortung organisieren

Was aussieht wie ein gewöhnlicher Kühlschrank, ist in Wahrheit ein hochsensibles Bindeglied zwischen pharmazeutischer Versorgung und gesundheitlicher Integrität. In Apotheken jedoch beginnt genau an dieser Stelle ein organisatorisches Spannungsfeld, das kaum sichtbar, aber existenziell bedrohlich ist. Die Kühlkette – jener unscheinbare, oft hinter der Sichtwahl verborgene Mechanismus – entscheidet darüber, ob temperaturempfindliche Arzneimittel ihre Wirkung behalten oder zu nutzlosem Risiko werden. Und doch ist diese kritische Schnittstelle der Versorgungskette erschreckend anfällig für Fehler, Ausfälle und finanzielle Überforderung.

Die Temperaturabweichung von nur wenigen Grad kann biotechnologisch hergestellte Präparate, moderne Impfstoffe oder bestimmte Tropfen, Suspensionen und Hormone irreversibel schädigen. Während industrielle Großlager mit redundanten Kühlaggregaten, digitalen Monitoring-Systemen und Back-up-Stromquellen arbeiten, bleibt es in Apotheken oft bei klassischen Kühlschränken, handschriftlichen Temperaturprotokollen und menschlicher Achtsamkeit. Ein Stromausfall in der Nacht, ein defekter Thermologger, ein ungeschultes Teammitglied: Die Fehlerquellen sind so vielfältig wie ihre Auswirkungen dramatisch. Medikamente im Wert von mehreren Tausend Euro können in Minuten ihre Wirkung verlieren – und Apotheken nicht nur finanziell, sondern auch rechtlich schwer belasten.

Ein zentrales Problem liegt in der technischen Heterogenität der eingesetzten Geräte. Viele Apotheken nutzen unterschiedliche Modelle, teils noch aus Zeiten vor Einführung digitaler Temperatursensorik. Zwar existieren inzwischen präzise Thermologger, vollautomatisierte Warnsysteme und cloudbasierte Überwachungslösungen – doch deren Integration kostet nicht nur Geld, sondern verlangt auch Fachkenntnis. Wer die neuen Systeme falsch bedient, erhält entweder keine Warnung oder eine, die niemand einordnen kann. Technologischer Fortschritt bedeutet somit nicht zwangsläufig Sicherheit – sondern neue Abhängigkeiten und neue Risiken.

Hinzu kommt: Die Vielzahl an Normen, Empfehlungen und Regelwerken macht das Thema zusätzlich unübersichtlich. Zwar gibt es Vorgaben durch die Apothekenbetriebsordnung und Hinweise der Bundesapothekerkammer, doch verbindliche Standards für die konkrete Umsetzung fehlen. Einige Apotheken setzen auf automatische Dokumentation, andere vertrauen auf das tägliche manuelle Ablesen – was im hektischen Alltag durchaus auch vergessen werden kann. Ein systematischer Fehler im Überwachungskonzept fällt häufig erst dann auf, wenn es zu spät ist: Die Medikamente sind zerstört, der Schaden real.

Doch Technik allein löst nichts. Der Faktor Mensch bleibt entscheidend. Und genau hier klafft eine zweite, ebenso gefährliche Lücke. Apothekenpersonal wird selten systematisch auf die technischen, regulatorischen und haftungsrelevanten Aspekte des Kühlkettenmanagements vorbereitet. Oft fehlt ein strukturiertes Schulungskonzept, das über das bloße Ablesen der Temperaturanzeige hinausgeht. Wer versteht, wie Biopharmazeutika auf Temperaturabweichungen reagieren, wird anders mit dem Kühlschrank umgehen als jemand, der diesen nur als Lagerort begreift. Verantwortlichkeit ohne Verständnis ist ein Risiko – für die Apotheke, für die Kund:innen, für das System.

Dabei wäre Weiterbildung in diesem Bereich nicht nur sinnvoll, sondern überlebenswichtig. Besonders, weil die Produktpalette temperatursensibler Präparate kontinuierlich wächst. mRNA-Impfstoffe, bestimmte Antikörpertherapien, Insuline oder Kombinationspräparate stellen besondere Anforderungen an Lagerung und Transport. Ohne fundiertes Wissen bleibt jede Handlung im Notfall ein Zufall. Eine versehentlich geöffnete Kühlschranktür oder die falsche Interpretation eines Warnsignals kann fatale Folgen haben – für das Arzneimittel, für die Kundensicherheit und für die Reputation der Apotheke.

Verstärkt wird diese Problematik durch die Unsicherheit in der versicherungsrechtlichen Absicherung solcher Schadensfälle. Standardversicherungen decken häufig nur direkte materielle Verluste – nicht aber die Folgekosten durch erneute Beschaffung, Umsatzverluste oder potenzielle Haftungsansprüche durch verabreichte, aber wirkungslose Medikamente. Spezialversicherungen für Kühlgut existieren zwar, sind jedoch teuer, kompliziert und nicht flächendeckend etabliert. Manche Apotheken verzichten bewusst auf umfassenden Schutz, weil die Beiträge als unverhältnismäßig empfunden werden. Ein unternehmerisches Risiko, das im Ernstfall existenzbedrohend werden kann.

Besonders prekär: Selbst wenn eine Versicherung besteht, kann sie die Auszahlung verweigern, wenn Fehler in der Temperaturüberwachung nachgewiesen werden. Eine lückenhafte Dokumentation, nicht protokollierte Alarme oder eine fehlende Reaktion auf Warnsignale gelten schnell als grobe Fahrlässigkeit. In solchen Fällen bleibt der Apotheke nicht nur der finanzielle Schaden – sondern auch ein Imageverlust, der sich nicht mit Geld beziffern lässt. Wer Patienten gefährdet, weil die Kühlung versagt hat, verliert deren Vertrauen dauerhaft.

Die Verantwortung liegt somit auf mehreren Ebenen gleichzeitig: technische Ausstattung, personelle Befähigung, organisatorisches Monitoring und juristisch belastbare Absicherung. Jede dieser Ebenen muss funktionieren – sonst greift keine. In der Praxis bedeutet das: Investitionen in Technik müssen mit Investitionen in Schulung und Versicherungsanalyse einhergehen. Wer nur in Geräte, aber nicht in Menschen oder Policen investiert, riskiert ein Systemversagen mit Ansage.

Dabei wäre eine koordinierte Lösung durchaus möglich – etwa über bundesweit einheitliche Schulungsformate, Förderprogramme für digitale Kühltechnologie oder branchenspezifische Versicherungspakete mit standardisierten Anforderungen. Doch bislang fehlt ein struktureller Rahmen, der über Empfehlungen hinausgeht. Die Folge ist ein Flickenteppich an Lösungen, Sicherheitsniveaus und Risikobewertungen. Während einige Apotheken mit vierfacher Redundanz arbeiten, bleiben andere auf dem Stand von 2010 – oft aus finanziellen Gründen.

Doch es geht nicht nur um Technik und Geld – es geht um Haltung. Apotheken müssen begreifen, dass Kühlkettenmanagement keine technische Nebensache, sondern ein zentrales Element patientenzentrierter Versorgung ist. Wer hier versagt, versagt nicht hinter den Kulissen – sondern mitten in der Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit. Nur wenn sich diese Haltung durchsetzt, kann das System auf lange Sicht stabilisiert werden.

In einem System, das auf Präzision, Vertrauen und Wirkung beruht, ist die Kühlkette mehr als nur eine technische Maßnahme – sie ist eine moralische Verpflichtung. Und doch wird sie behandelt, als sei sie eine administrative Nebensache. Die Apotheke, die Tag für Tag hochsensible Medikamente lagert, verlässt sich auf Kühlsysteme, die nachts schweigen, wenn der Strom ausfällt, und am Tag warnen, ohne verstanden zu werden. Es ist ein gefährliches Spiel mit der Temperatur, gespielt von einem System, das sich seiner Verwundbarkeit nicht stellen will.

Dabei zeigt sich eine tiefere Wahrheit über den Zustand der pharmazeutischen Infrastruktur in Deutschland: Sie ist fragmentiert, historisch gewachsen, betriebswirtschaftlich gedeckelt – und auf individueller Verantwortung aufgebaut. Jeder Apothekeninhaber ist für seine eigene Kühlstrategie zuständig, unabhängig davon, ob er über das technische Verständnis, die finanziellen Mittel oder das richtige Personal dafür verfügt. Die Folge ist eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Auf der einen Seite stehen Wirkstoffe, die auf ein Zehntel Grad exakt temperiert werden müssen, auf der anderen Seite Menschen, die ihre Kenntnisse darüber aus dem Gedächtnisprotokoll einer PTA-Schulung vor fünf Jahren beziehen.

Und das System? Es schaut weg oder stützt sich auf vage Empfehlungen. Die Apothekenbetriebsordnung kennt keine digitale Pflichtüberwachung. Die Aufsichtsbehörden kontrollieren stichprobenhaft. Und die Standesvertretungen warnen zwar – aber warnen reicht nicht. Es ist bezeichnend, dass technische Innovationen schneller in die Apotheken finden als die dafür notwendige rechtliche Klarheit oder personelle Ausbildung. Die Geräte sind da, aber niemand weiß, was sie im Notfall bedeuten. Die Daten werden gesammelt, aber selten richtig interpretiert. Der Alarmton klingt – und wird weggewischt wie eine Erinnerungsnachricht am Smartphone.

Doch die eigentliche Katastrophe beginnt nicht mit einem Kühlgerät, das versagt – sondern mit einem System, das keine Verantwortung dafür organisiert. Schulung ist keine Kür, sie ist Pflicht. Und Versicherung ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für Risikoübernahme. Wer in einer Apotheke hochpreisige Biopharmazeutika führt, sollte wissen, was eine Unterbrechung der Kühlkette in juristischer, medizinischer und finanzieller Hinsicht bedeutet. Doch wie viele wissen es wirklich? Und wie viele hoffen einfach, dass es schon gutgehen wird?

Diese Hoffnung ist trügerisch. Denn die Versicherungslandschaft ist so komplex wie die Lagerungsanforderungen selbst. Policen mit Ausschlüssen für Fahrlässigkeit, nicht protokollierte Abweichungen oder verspätete Meldungen sind keine Seltenheit. Apotheken, die glauben, sie seien abgesichert, weil eine Versicherung abgeschlossen wurde, wachen im Schadensfall oft schmerzhaft auf: Die Beweislast liegt bei ihnen, die Haftung kann existenzielle Ausmaße annehmen. Wenn dann noch ein Patient geschädigt wird, weil ein Medikament seine Wirkung verloren hat, genügt keine Rückerstattung – dann steht das Haftungsrecht auf dem Spiel.

Wir müssen endlich aufhören, Kühlkettenmanagement als isolierte Aufgabe der Betriebssicherheit zu sehen. Es ist eine integrale Funktion der Gesundheitsversorgung. Wer die Temperatur nicht hält, gefährdet die Wirkung. Wer die Wirkung gefährdet, gefährdet Menschen. Und wer das in Kauf nimmt, ohne alle denkbaren Maßnahmen zu ergreifen, gefährdet letztlich das Vertrauen in die Apotheke selbst. Dieses Vertrauen ist nicht beliebig. Es ist das einzige, was eine Apotheke in Zeiten von Onlinehandel, Lieferengpässen und politischem Reformstau wirklich schützt.

Der Staat müsste handeln – mit klaren Vorgaben, Förderprogrammen für technologische Modernisierung und verbindlichen Fortbildungsverpflichtungen. Aber solange die Bundespolitik an der Apothekenrealität vorbeiverwaltet und die Digitalisierung in anderen Sektoren priorisiert, müssen die Apotheken selbst Verantwortung übernehmen. Das heißt: Investieren. Schulen. Versichern. Kontrollieren. Nicht aus Zwang, sondern aus professioneller Überzeugung. Denn wer in einem hochsensiblen System arbeitet, muss hochsensibel für dessen Fehlerquellen sein.

Es ist die Ironie des Alltags, dass ein Impfstoff, der Millionen schützen soll, durch eine einzige Stromunterbrechung im Apothekenkeller seine Wirkung verlieren kann. Es ist die Tragik des Systems, dass dieser Schaden vielleicht erst bemerkt wird, wenn es längst zu spät ist. Und es ist die Herausforderung der Zukunft, aus dieser Unsichtbarkeit ein sichtbar verankertes Verantwortungsbewusstsein zu formen.

Das beginnt nicht mit neuen Geräten, sondern mit einem neuen Denken. Kühlkette ist nicht kalt. Sie ist heiß – im Risiko, in der Haftung, in der Verantwortung. Wer sie versteht, schützt nicht nur Medikamente, sondern Menschen.

Paket gestoppt, Täterin erkannt, Polizei geführt

Wie eine Apothekenmitarbeiterin mit Mut und Aufmerksamkeit ein Verbrechen vereitelte

Sie stand nicht hinter dem HV-Tisch, als sie zur Heldin des Tages wurde, sondern am Fenster mit Blick auf den Hinterhof. In Schönberg, einem kleinen Ort im bayerischen Landkreis Mühldorf am Inn, hat eine aufmerksame Apothekenangestellte bewiesen, was Zivilcourage bedeuten kann – nicht im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit, sondern im flüchtigen Moment zwischen Beobachtung, Intuition und beherztem Handeln. Als sie eine junge Frau bemerkte, die sich ungewöhnlich unauffällig einem abgelegten Paket näherte, schaltete sie schneller als jeder Algorithmus. Sie sprach die mutmaßliche Täterin an, hinderte sie an der Mitnahme des Pakets und alarmierte die Polizei – mit Erfolg.

Was wie eine Episode aus einer Provinzchronik anmutet, wirft ein grelles Schlaglicht auf eine unterschätzte Kriminalitätsform: den Diebstahl von Paketen im öffentlichen oder halböffentlichen Raum. Besonders in Geschäftsgebäuden, deren Eingangsbereiche oft auch als Abstellflächen für Lieferdienste dienen, werden unbeaufsichtigte Sendungen zur leichten Beute. Das Paket, das vor einer der rückwärtigen Zugangstüren eines Apothekenkomplexes abgelegt wurde, hätte nur Sekunden später verschwunden sein können – wenn nicht eine Mitarbeiterin in genau diesem Moment Präsenz gezeigt hätte.

Die 22-jährige Tatverdächtige hatte bereits zugegriffen, das Paket verstaut – da wurde sie von der Mitarbeiterin direkt angesprochen. Ohne Widerstand legte sie das Diebesgut zurück und verließ den Ort des Geschehens. Doch das war nicht das Ende der Geschichte. Die präzise Beschreibung der Frau, die die Apothekenmitarbeiterin den alarmierten Polizisten übermittelte, führte wenig später zur Identifizierung der Verdächtigen. Die Polizei bestätigte: Gegen die Frau wird nun wegen versuchten Diebstahls ermittelt.

Es ist kein Einzelfall, was da in Schönberg passiert ist. Paketdiebstahl, oft als “Porch Piracy” bezeichnet, ist längst kein amerikanisches Phänomen mehr. In deutschen Städten und Dörfern steigen die Fallzahlen – ein Nebeneffekt des boomenden Onlinehandels und überlasteter Lieferdienste, die Abstellgenehmigungen, Garagen oder offen zugängliche Eingänge zunehmend als Standardzustellorte nutzen. Wo der Empfänger fehlt, fehlt oft auch der Schutz.

Dass ausgerechnet eine Apothekenmitarbeiterin diesen Übergriff verhinderte, ist kein Zufall. Apotheken gelten nicht nur als Orte gesundheitlicher Versorgung, sondern auch als soziale Räume mit erhöhtem Verantwortungsbewusstsein. Die Verbindung von Alltagspräsenz, Umsicht und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, ist Teil des Berufsbildes. Wer dort arbeitet, begegnet täglich Situationen, in denen schnelle Entscheidungen, Abwägungen und präzise Beobachtung gefragt sind – ob bei Rezeptunregelmäßigkeiten oder im Umgang mit gefährdeten Patientengruppen. Diese Sensibilität lässt sich offenbar auch auf unerwartete Situationen übertragen.

Der Vorfall zeigt: Sicherheit im urbanen Alltag beginnt nicht mit Kameras oder Vorschriften, sondern mit Aufmerksamkeit. Mit Menschen, die nicht wegschauen, wenn etwas nicht stimmt. Die Mitarbeiterin der Apotheke hat kein Gesetz vollstreckt, keine Festnahme vorgenommen, keine heldenhafte Geste inszeniert. Aber sie hat das getan, was den Unterschied ausmacht: Sie war da – und sie hat gehandelt.

Was schützt eine Gesellschaft vor dem Abstumpfen gegenüber kleinen Ungerechtigkeiten? Was unterscheidet jene, die handeln, von denen, die weitergehen? Die Szene in Schönberg mag unscheinbar wirken, doch sie enthält eine Botschaft, die größer ist als das aufgerissene Paketband: Zivilcourage lebt von der Bereitschaft, sich einzumischen, wo andere schweigen. Dass eine Apothekenmitarbeiterin diese Rolle übernommen hat, ist sinnbildlich für die Kultur der Verantwortung, die in Gesundheitsberufen noch immer gelebt wird – trotz Personalmangel, Digitaldruck und ökonomischer Bedrängnis.

Der Apothekenalltag verlangt Konzentration, Schnelligkeit, Mitdenken – Fähigkeiten, die hier in eine ungeplante Situation übertragen wurden. Was in Schönberg passierte, ist keine romantisierte Heldengeschichte, sondern eine nüchterne Erinnerung daran, wie leicht Kriminalität gedeiht, wenn sie nicht gestört wird. Und wie schnell sie unterbunden werden kann, wenn jemand einfach hinsieht. Die Lehre daraus ist unbequem: Unsere Sicherheit beginnt bei uns selbst – und mit dem Mut, Verantwortung nicht zu delegieren.

Rezept verweigert, Medikament gestohlen

Wie ein eGK-Streit in Dülmen eskalierte, Zivilcourage siegte und Apotheken Alarm schlagen

Ein 21-jähriger Mann hat am späten Nachmittag in der Bären-Apotheke im westfälischen Dülmen ein verschreibungspflichtiges Antibiotikum gestohlen, nachdem ihm die Abgabe ohne elektronische Gesundheitskarte verweigert worden war. Der Vorfall zeigt exemplarisch, wie schnell sich alltägliche Abgabesituationen in Apotheken zuspitzen können, wenn Anspruchsdenken, mangelndes Verständnis für rechtliche Rahmenbedingungen und aggressive Verhaltensmuster aufeinandertreffen.

Laut Inhaberin Antonia Gremme habe der junge Mann versucht, das Medikament ohne Vorlage der eGK mitzunehmen. Als ihm erklärt wurde, dass die Abgabe ohne Nachweis der Versichertenidentität nicht möglich sei, sei er zunächst ausfallend geworden, habe dann das Antibiotikum an sich genommen und sei fluchtartig aus der Offizin gestürmt. Gremme und eine Kollegin zögerten nicht, liefen dem Mann hinterher und riefen zugleich die Polizei. Mithilfe eines couragierten Passanten, der die Apothekerinnen unterstützte, konnte der Mann wenige Straßenzüge weiter gestellt werden. Das Medikament wurde sichergestellt, der Täter zur Anzeige gebracht.

Der Fall ist kein Einzelfall. Immer wieder berichten Apothekerinnen und Apotheker von eskalierenden Situationen, wenn Patienten auf ihr Rezept pochen, obwohl es formaljuristisch nicht einlösbar ist. Die elektronische Gesundheitskarte ist zentraler Bestandteil der Rezeptabrechnung mit den gesetzlichen Krankenkassen. Ohne sie oder einen digitalen Nachweis über die Telematik-Infrastruktur darf kein Medikament auf Kassenkosten abgegeben werden. Apotheken befinden sich dadurch regelmäßig in einem Spannungsfeld zwischen Patientenbedürfnis, rechtlicher Verbindlichkeit und potenzieller Eskalation.

Antonia Gremme will sich vom Vorfall nicht entmutigen lassen, fordert aber klare Signale aus der Politik. “Wir brauchen nicht nur Aufklärung, sondern Rückhalt. Wenn Menschen glauben, sich einfach nehmen zu können, was sie wollen, braucht es mehr als nur gute Worte.”

Die Tat in Dülmen mag auf den ersten Blick wie ein isolierter Einzelfall wirken, doch sie reiht sich in eine zunehmende Zahl von Vorfällen ein, die Apothekerinnen und Apotheker als direkte Frontakteure eines überforderten Gesundheitssystems erleben. Die elektronische Gesundheitskarte, als technisches Symbol moderner Versorgung gedacht, wird in ihrer verpflichtenden Anwendung zur Eskalationsquelle, wenn Patienten die Bedingungen nicht kennen oder nicht akzeptieren. Die Verantwortung, diese Konflikte aufzufangen, bleibt oft allein bei den Apotheken.

Dabei ist es nicht die Digitalisierung an sich, die versagt, sondern das fehlende Verständnis für ihre rechtliche und strukturelle Einbindung. Wer ohne eGK auf ein Kassenmedikament besteht, handelt faktisch gegen geltendes Recht. Doch dieser Punkt dringt weder kommunikativ noch gesellschaftlich klar durch. Stattdessen werden Apotheken zur Reibungsstelle eines Missverhältnisses zwischen technischer Infrastruktur und menschlicher Erwartung.

Die Politik sollte daraus klare Konsequenzen ziehen: Flächendeckende Aufklärung über die Bedeutung der eGK, verankert in öffentlichen Kampagnen, Schulprogrammen und Patientenkommunikation. Parallel braucht es eine sichtbare politische Rückendeckung für Apotheken, damit ihre gesetzestreue Arbeit nicht zur Angriffsfläche wird. Solange diese Lücke besteht, bleibt jeder Apothekentresen potenziell ein Ort der Konfrontation.

Verpackung versagt, Vertrauen zerbricht

Wie ein zweiter Rückruf bei ACC akut die Apothekenpraxis belastet und die Qualitätskontrolle infrage stellt

Ein erneuter Rückruf des bekannten Hustenpräparats ACC akut 600 mg sorgt für Unruhe in den Apotheken. Wie jetzt bekannt wurde, muss die Charge NL3394 der Brausetabletten zurückgerufen werden. Grund sind mögliche Undichtigkeiten in der Sachetverpackung, die dazu führen können, dass sich die Brausetabletten teilweise auflösen und damit unbrauchbar werden. Der Hersteller, die Salutas Pharma GmbH, weist darauf hin, dass Apotheken verpflichtet sind, das Warenlager zu überprüfen und betroffene Packungen zur Gutschrift an die Retourenstelle in Barleben zurückzusenden.

Die Ursache für die Undichtigkeit sei eine chargenspezifisch unzureichende Beschichtung der Sachetfolie, so die interne Fehleranalyse. Dadurch könnten sich im Verlauf der Lagerung einzelne Siegelränder öffnen, was wiederum den Feuchtigkeitsschutz der Tabletten beeinträchtigt. Die Folge: Wirkstoffverlust durch chemische Zersetzung, optisch erkennbar an aufgeweichten oder verklumpten Tablettenresten im Sachet.

Bemerkenswert ist vor allem, dass dieser Rückruf nicht der erste seiner Art ist. Bereits im Oktober 2024 war eine Reihe von Chargen desselben Produkts betroffen. Damals hieß es, man habe den Produktionsfehler erkannt und behoben. Die erneute Rückrufaktion lässt diese Aussage rückblickend zweifelhaft erscheinen – nicht nur, weil sich die Fehlerursache als ähnlich darstellt, sondern auch, weil das Vertrauen der Apotheken in die Konstanz der Arzneimittelsicherheit erneut auf die Probe gestellt wird.

Für Apotheken bedeutet dies mehr als nur logistischen Mehraufwand. Ein Präparat wie ACC akut 600 mg zählt zur Basisausstattung vieler Offizinen, insbesondere in der Erkältungssaison. Der Wirkstoff N-Acetylcystein (NAC) ist nicht nur ein bewährter Hustenlöser mit schleimlösender und antioxidativer Wirkung, sondern auch ein medizinisch relevanter Bestandteil in der Notfalltherapie bei Paracetamol-Überdosierungen. Als einziges Mukolytikum auf der EU-Liste der unentbehrlichen Arzneimittel gilt es als systemkritisch – umso größer wiegt die Verantwortung der Hersteller für Qualität und Sicherheit.

Die Pharmakodynamik von NAC basiert auf dem Aufbrechen von Disulfidbrücken im Schleim, wodurch dessen Viskosität reduziert wird. Zusätzlich dient es in der Leber als Vorstufe für Glutathion, ein zentrales zelluläres Antioxidans. Die kombinierte Wirkung als sekretolytisch aktiver Schleimlöser und zellschützendes Entgiftungsmittel macht das Präparat auch in der Selbstmedikation zu einem wichtigen Baustein. Umso sensibler ist es, wenn ausgerechnet durch Verpackungsfehler das Nutzen-Risiko-Verhältnis aus der Balance gerät.

Im Fokus steht nun die Frage nach der Qualitätssicherung im Verpackungsprozess. Die Tatsache, dass die Probleme offenbar chargenweise auftreten, spricht gegen einen einmaligen Fertigungsfehler und eher für systemische Schwächen in der Produktionsüberwachung. Auch die Überprüfung auf physikalische Dichtigkeit und chemische Beständigkeit der Folien scheint nicht ausreichend konsequent erfolgt zu sein. In Anbetracht der Tatsache, dass Brausetabletten stark hygroskopisch sind und damit besonders empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren, wiegt dieser Fehler besonders schwer.

In der Apotheke führt dieser Rückruf nicht nur zu organisatorischem Aufwand, sondern auch zu klärungsbedürftigen Situationen mit Kundinnen und Kunden. Wer ein bereits geöffnetes oder beschädigtes Produkt vorzeigt, erwartet Ersatz und Erklärung. Apotheken geraten damit einmal mehr in die Rolle der Sicherheitsinstanz, obwohl die Verantwortung eindeutig auf der Herstellerseite liegt. Rückrufe dieser Art sind daher mehr als nur ein logistischer Vorfall – sie sind ein Vertrauensproblem in einem sensiblen Versorgungssystem.

Die Reaktion der Apotheken auf den aktuellen Vorfall zeigt, dass die Sensibilität für Produktsicherheit gestiegen ist. Viele Inhaberinnen und Inhaber haben mittlerweile interne Prozesse etabliert, um Rückrufe schneller zu identifizieren und umzusetzen. Dennoch bleibt der Wunsch nach verlässlicher Produktqualität und frühzeitiger Kommunikation durch den Hersteller bestehen. Eine proaktive Qualitätssicherung und transparente Rückrufkultur sind unerlässlich, um das Vertrauen langfristig zu sichern.

Denn eines ist klar: Wenn Arzneimittel mit unverzichtbarem therapeutischem Wert durch vermeidbare Verpackungsfehler kompromittiert werden, leidet nicht nur der einzelne Patient, sondern auch das Gesamtbild einer funktionierenden Arzneimittelversorgung. Für einen Standardwirkstoff wie N-Acetylcystein darf das nicht der Maßstab sein. Die Verantwortung liegt nun bei den Herstellern – die Apotheken haben ihren Teil längst geleistet.

Wenn Pflegearbeit stockt, weil Politik zögert

Wie Prien für Lohnersatz wirbt, Klingbeil auf Sparkurs bleibt und Familien weiter auf Klarheit warten

Die politische Diskussion um die Entlastung pflegender Angehöriger erhält neuen Schub: Familienministerin Karin Prien (CDU) hat sich für ein Familienpflegegeld als Lohnersatz ausgesprochen – bleibt jedoch in der Umsetzung vage. Die Initiative trifft auf ein wachsendes Spannungsfeld zwischen sozialpolitischem Handlungsdruck und fiskalischer Zurückhaltung. Prien betont das demographisch bedingte Strukturproblem: „Es wird mit unserer demographischen Entwicklung nicht möglich sein, dass Pflege allein von Fachkräften geleistet wird.“ Ein Pflegegeld könnte nach ihren Worten einen Einstieg in eine gerechtere Lastenverteilung bedeuten. Zugleich aber mahnt sie selbst zur Realitätsnähe: Eine Einführung sei nur denkbar, wenn die wirtschaftliche Gesamtlage dies zulasse.

Die Ausgestaltung bleibt offen. Prien spricht von sozialer Staffelung, begrenzter Bezugsdauer, Variabilität der Höhe. Konkrete Vorschläge fehlen ebenso wie eine Finanzierungsstrategie. Damit wiederholt sich ein Muster: Bereits die Vorgängerregierung hatte ein Familienpflegegeld erwogen, es blieb beim Prüfauftrag. Auch der aktuelle Koalitionsvertrag der großen Koalition enthält lediglich eine unverbindliche Absichtserklärung. Die praktische Verantwortung verschiebt sich auf unbestimmte Zeit.

Parallel dazu warnt Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) vor neuen strukturellen Belastungen. Zwar sieht er für die angeschlagene gesetzliche Pflegeversicherung kurzfristig Finanzhilfen aus Steuermitteln vor, macht aber unmissverständlich klar, dass diese nicht dauerhaft zur Konsolidierung dienen können. Das Sondervermögen, so Klingbeil, sei für Investitionen in Zukunftsbereiche gedacht – nicht für laufende Sozialausgaben. In der Praxis bleibt damit offen, welche Mittel für ein Familienpflegegeld mobilisiert werden könnten, ohne andere Prioritäten zu verdrängen.

Das bestehende Pflegegeldsystem differenziert bereits heute zwischen Sach- und Geldleistungen. Pflegebedürftige erhalten Leistungen, die zur Finanzierung von Hilfsangeboten oder zur Unterstützung durch Angehörige eingesetzt werden können. Daneben existieren Freistellungsmodelle wie die Familienpflegezeit oder das Pflegeunterstützungsgeld – letzteres allerdings nur kurzzeitig. Wer länger Pflege leistet, fällt in die Regelung eines zinslosen Darlehens, nicht in eine Lohnersatzleistung. Genau hier setzt Priens Vorschlag an: Die strukturelle Ungleichbehandlung familiärer Pflegearbeit soll reduziert werden. Doch wie, bleibt unklar.

Der politische Zielkonflikt ist evident: Zwischen Anerkennung für Pflege und haushaltspolitischer Disziplin spannt sich ein wachsendes Paradox auf. Die demographischen Realitäten sprechen für eine Unterstützung pflegender Angehöriger, der finanzielle Rahmen setzt ihr jedoch enge Grenzen. Prien verspricht „Hochdruck“, Klingbeil spricht von „Sparpflicht“, und beide zusammen lassen die Frage unbeantwortet, ob der pflegepolitische Fortschritt strukturell oder nur rhetorisch gemeint ist.

Die pflegepolitische Debatte bleibt somit fragmentiert. Zwar wird das Problem anerkannt, doch fehlt es an einem verbindlichen Konzept, das sowohl gesellschaftspolitisch als auch finanzpolitisch tragfähig ist. Ohne verbindliche Perspektive droht auch dieses Thema, zwischen Prioritätenverschiebungen und Ressourcenkonflikten zu verschwinden.

Es ist ein politischer Reflex geworden: Sobald die demographischen Realitäten unübersehbar werden, folgt ein wohlformuliertes Bekenntnis zur Entlastung pflegender Angehöriger. Karin Prien reiht sich nun ein in eine lange Kette von Ministerinnen und Ministern, die das strukturelle Problem benennen, es mit rhetorischer Wertschätzung adeln – und es dann in die Prüfung verschieben. Die Einführung eines Familienpflegegelds als Lohnersatzleistung wäre zweifellos ein zivilisatorischer Fortschritt. Doch die politische Sprache, die Prien dafür wählt, macht deutlich: Dieser Fortschritt soll vor allem kostenneutral gedacht werden.

Dass sich Prien auf „verschiedene Varianten“ zurückzieht und die „wirtschaftliche Lage“ als Voraussetzung anführt, ist keine inhaltliche Öffnung, sondern eine implizite Absage. Denn genau diese wirtschaftliche Lage wird – wie Finanzminister Klingbeil es parallel formuliert – nicht die Bühne für neue soziale Großprojekte sein. Wer Zukunftsinvestitionen für Infrastruktur, Digitalisierung und Bildung priorisiert, wird Pflegearbeit im Privaten auch weiterhin als unbezahlte Selbstverständlichkeit behandeln.

Damit bleibt die politische Behandlung pflegender Angehöriger vor allem eines: ein kalkulierter Aufschub. Die symbolische Anerkennung ersetzt keine strukturelle Antwort. Der Prüfauftrag im Koalitionsvertrag dient nicht der Vorbereitung, sondern der Verwässerung. Die Ministerin verspricht Druck, der Minister mahnt Disziplin – und beide eint der Versuch, die Forderung als Willensbekundung zu tarnen, ohne sie haushaltswirksam werden zu lassen.

Gleichzeitig offenbart sich eine stillschweigende Hierarchie innerhalb der Sozialpolitik. Während Renten und Kindergrundsicherung öffentlichkeitswirksam verhandelt werden, bleibt Pflegearbeit im Privaten ein Thema der Randnotizen. Wer Angehörige pflegt, reduziert seine Erwerbszeit, verzichtet auf Einkommen und Risikopuffer – und wird dafür bestenfalls in den Familienpflegezeit-Korridor gedrängt, in dem die Rückkehr ins Erwerbsleben kreditfinanziert erfolgen soll.

Diese strukturelle Asymmetrie untergräbt nicht nur soziale Gerechtigkeit, sie ignoriert auch die volkswirtschaftliche Realität: Ohne pflegende Angehörige wäre das System längst kollabiert. Jede Stunde, die im familiären Kontext geleistet wird, entlastet den stationären Sektor, spart Fachkräfte ein, ersetzt Steuermittel. Und dennoch verweigert sich die Politik dem nächsten logischen Schritt: Pflegezeit mit einem echten Lohnersatz abzusichern.

Was bleibt, ist ein Paradoxon: Eine Gesellschaft erkennt die demographische Herausforderung, will die private Pflege stärken – und entzieht ihr zugleich die materielle Grundlage. Es ist ein Lehrstück politischer Kurzfristlogik, das auf Dauer teuer werden wird. Denn je länger pflegende Angehörige strukturell ignoriert werden, desto schneller wächst die Versorgungslücke, die niemand mehr freiwillig füllen wird. Wer pflegt, braucht mehr als ein gutes Wort. Wer regiert, schuldet mehr als Prüfaufträge.

Praktikum mit Perspektive, Präsenz und Potenzial

Wie Apotheken mit Schüler:innen das Berufsbild stärken, den Alltag reflektieren und TikTok neu entdecken

In der Laurentius-Apotheke im niederrheinischen Elmpt wird nicht geklagt, wenn sich ein neuer Praktikant ankündigt. Im Gegenteil: Die Apotheke setzt bewusst auf Schülerpraktikant:innen als Brückenschlag zur Berufsorientierung – und als Spiegel für das eigene Team. Was andernorts als Zeitfresser kritisiert wird, ist hier zum festen Bestandteil der Arbeitskultur geworden. Denn wer Schüler:innen richtig einbindet, profitiert nicht nur durch eine willkommene Entlastung im Tagesgeschäft, sondern schärft zugleich das eigene Berufsbild.

Apothekeninhaberin Monika Rademacher weiß um den Aufwand, den eine gute Betreuung bedeutet. Dennoch sieht sie im Praktikum eine Investition in die Zukunft: “Wir erleben jedes Mal, wie viel Feedback wir zur eigenen Arbeit bekommen – aus den Augen junger Menschen, die ohne Vorwissen, aber mit viel Aufmerksamkeit bei uns mitlaufen.” Dabei setzt das Team auf klare Tagespläne, sichtbare Aufgaben und aktive Mitwirkung: Arzneimittel einordnen, Bestellungen prüfen, Warenwirtschaft verstehen – und natürlich auch Social-Media-Beiträge entwerfen, filmen und posten. “Gerade die digitale Affinität vieler Praktikant:innen hilft uns, auf Instagram oder TikTok sichtbar zu bleiben.”

Der Perspektivwechsel gelingt, weil sich alle Beteiligten darauf einlassen: Das Team agiert als Mentoren, nicht als Aufpasser. Praktikant:innen fühlen sich willkommen, weil sie Teil eines echten Betriebsablaufs werden, statt Aufgaben zweiter Ordnung zu erhalten. Dass dabei auch Missverständnisse auftreten oder Fragen mehrfach beantwortet werden müssen, sei Teil des Pakets. Doch aus Sicht der Apotheke zahlt sich diese Offenheit aus: Man wird nicht nur als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen, sondern gewinnt mitunter auch neue PTA-Azubis oder pharmazeutisch interessierte Nachwuchstalente.

Was bei der Laurentius-Apotheke auffällt, ist nicht nur die Organisation, sondern die Haltung: Wer die Mühe scheut, Schüler:innen gut zu betreuen, verpasst eine doppelte Chance – auf Nachwuchsbindung und Teamentwicklung. Denn jeder Praktikumstag bringt Impulse, hinterfragt Routinen und schafft Raum für Reflexion. So wird aus dem vermeintlichen Mehraufwand ein Wertgewinn, der weit über zwei Wochen Hospitation hinausreicht.

Die Debatte um Schülerpraktikant:innen in Apotheken ist ein Prüfstein für Führungsverständnis und Innovationsfähigkeit. Wer Praktika primär als Störung des Betriebs betrachtet, offenbart weniger ein Zeitproblem als eine Haltungsschwäche. Denn der Umgang mit externem Blick, mit Unwissenheit, mit jugendlicher Perspektive offenbart, wie offen ein Team wirklich ist – für Reflexion, für Kommunikation, für Weiterentwicklung. Gerade in einer Branche, die mit Nachwuchsmangel und Imagefragen ringt, sind Schülerpraktika keine Randerscheinung, sondern strategische Schnittstelle.

Was die Laurentius-Apotheke in Elmpt exemplarisch zeigt, ist ein doppelter Perspektivgewinn: Praktikant:innen profitieren von echter Teilhabe, von Aufgaben, die über das Klischee des Apothekenbesuchs hinausgehen. Gleichzeitig wird das Team gezwungen, Routinen zu erklären, Prozesse zu überdenken, Haltung zu zeigen. Wer erklären muss, warum etwas so läuft, wie es läuft, entdeckt oft selbst Verbesserungspotenzial – oder Stolz auf Bewährtes. Genau in diesem Spannungsfeld zwischen Selbstvergewisserung und Innovationsimpuls entfaltet das Praktikum seine stärkste Wirkung.

Dabei darf man den praktischen Gewinn nicht unterschätzen: In einer digitalisierten Öffentlichkeit sind Jugendliche häufig versierter als das Apothekenpersonal selbst. Wer das Potenzial erkennt und kanalisiert, gewinnt Sichtbarkeit, Reichweite und neue Kommunikationszugänge – ohne in Authentizitätsfallen zu tappen. Gleichzeitig kann aus einem Praktikum ein Wegweiser werden: hin zu einer Ausbildung als PTA, hin zu langfristiger Bindung, hin zu einer positiven Wahrnehmung der Apotheke als Arbeitgeberin.

Schülerpraktika kosten Zeit. Aber sie schenken auch Zeit zurück – in Form von Vertrauen, Nachwuchs, Resonanz. Wer sich ihnen mit Struktur und Offenheit widmet, schafft nicht nur eine gute Erfahrung für junge Menschen. Er stärkt auch das eigene Berufsbild – und das gesellschaftliche Verständnis dafür, was Apotheke heute bedeutet. Das ist mehr als Imagepflege. Das ist Zukunftsgestaltung.

Wie PTA-Schüler:innen TikTok-Reels sezieren, Beratungsgespräche verbessern und Verantwortung im HV trainieren

Reels als Spiegel der Realität: Eine Lehrerin nutzt Satireformate, um Praxiswissen, Kommunikationssicherheit und Medienreflexion zu verknüpfen

Julia Hansmann sitzt mit ihrer Klasse vor einem Bildschirm. Gezeigt wird ein TikTok-Video, in dem eine Apothekenmitarbeiterin überspitzt dargestellt wird: Ein Kunde verlangt nach einem rezeptpflichtigen Medikament – ohne Rezept, versteht sich. Die Reaktion ist übertrieben, die Szene schnell geschnitten, der Humor grell. Doch das Lachen bleibt nicht unkommentiert: „Was genau war hier eigentlich das Problem?“, fragt Hansmann, nachdem das Reel endet. Die Diskussion beginnt.

Die Bernd-Blindow-Schule in Bückeburg hat mit dieser Methode Neuland betreten. Als Dozentin für pharmazeutische Praxis will Hansmann nicht länger auf reines Faktenwissen setzen, sondern Situationen schaffen, die Berufswirklichkeit spiegeln – in ihrer Komplexität, Widersprüchlichkeit und Emotionalität. TikTok-Reels, die von angehenden PTA selbst eingebracht oder gemeinsam ausgewählt werden, zeigen Szenen aus dem Apothekenalltag – oft als Parodie, manchmal auch als überzeichnete Kritik. Doch genau darin liegt der pädagogische Hebel: Die Überzeichnung legt den Finger in die Wunde.

Ob absurde Kund:innenwünsche, Kommunikationspannen oder falsche Fachbegriffe – die kurzen Clips liefern eine Bühne, auf der Missverständnisse sichtbar und diskutierbar werden. Für Hansmann ist das mehr als Unterhaltung: „Wir nutzen das Medium, um unsere Schüler:innen zu befähigen, Situationen zu erkennen, Fehler zu reflektieren und Handlungsstrategien zu entwickeln.“ Es gehe ihr darum, Nähe zur beruflichen Realität herzustellen, ohne gleich im Stress des echten HV-Tischs zu stehen.

Zudem sei der Einsatz digitaler Medien ein notwendiger Schritt, um das Unterrichtsgeschehen an die Lebenswirklichkeit der Auszubildenden anzupassen. TikTok, Instagram und Co. seien längst Teil des Alltags – wer das ignoriere, verliere pädagogisches Potenzial. An der Blindow-Schule werden die Clips deshalb nicht nur konsumiert, sondern didaktisch aufbereitet: Mit Beobachtungsaufträgen, Rollenanalysen und Transferfragen wird jede Szene in ein professionelles Setting überführt. Die Schüler:innen lernen so, fachliche Standards zu erkennen, auf emotionale Eskalationen zu reagieren und zwischen berechtigter Kritik und unprofessionellem Verhalten zu unterscheiden.

Was dabei entsteht, ist ein lebendiger Unterricht, der sich nicht in Lehrbuchformulierungen erschöpft, sondern genau dort ansetzt, wo Praxis und Theorie sich berühren. Dass dieser Ansatz wirkt, zeigen Rückmeldungen aus den Apotheken, in denen die Schüler:innen Praktika absolvieren: Mehr Sensibilität für Sprache, bessere Einschätzung sozialer Dynamiken, größere Sicherheit im Umgang mit schwierigen Situationen – das ist das Ziel.

Was auf den ersten Blick wie ein verspäteter Aprilscherz wirken mag, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als lehrplandidaktische Innovation mit Tiefgang. TikTok-Videos als Unterrichtsinhalt, Parodien als pädagogisches Werkzeug – das klingt nach Banalisierung, ist in Wahrheit aber ein paradigmatischer Schritt hin zu mehr Relevanz, Resonanz und Realismus in der PTA-Ausbildung. Julia Hansmann zeigt mit ihrem Modell eindrucksvoll, dass Mediensensibilität und fachliche Schärfe keine Gegensätze sind. Im Gegenteil: Wer Medienkompetenz als Grundlage beruflicher Handlungskompetenz begreift, bildet nachhaltiger aus.

Denn Apotheken sind nicht nur Orte der Arzneimittelabgabe, sondern auch kommunikative Brennpunkte. Wer dort bestehen will, muss fachlich sattelfest, aber auch kommunikativ gewandt sein – inmitten von Erwartungsdruck, Informationslücken und zwischenmenschlichen Spannungsfeldern. Die Reels fungieren hier nicht als Witz, sondern als Spiegel: Sie zeigen auf, was im Alltag schnell übersehen wird, weil es vermeintlich selbstverständlich ist – wie man fragt, wie man erklärt, wie man zuhört.

Gerade deshalb liegt in der gezielten Überzeichnung der Reels eine besondere Kraft: Sie macht Mechanismen sichtbar, die sonst unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bleiben. Wer diese didaktisch entschlüsselt, trainiert mehr als Wissen – er trainiert Haltung. Und Haltung ist es, was den Unterschied macht zwischen einem skriptgeleiteten Beratungsgespräch und echter Patientenorientierung.

So gesehen ist die Bückeburger Methode mehr als ein Ausflug ins Digitale. Sie ist eine Einladung an die PTA-Ausbildung, neue Wege zu beschreiten – nah an der Lebenswelt, präzise im Anspruch, stark im Ergebnis. Das hat Vorbildcharakter.

Wo Hilfe wirkt, wo Sprache trägt, wo Politik schweigt

Wie Gesundheitskioske Versorgung ermöglichen, Lebenswelten verbinden und staatliches Versagen sichtbar machen

Als im April 2022 in Essen-Altessen der erste Gesundheitskiosk öffnete, war das Medienecho verhalten. Ein unscheinbarer Container, versteckt zwischen Wohnblöcken, ein kleines Team, das Menschen helfen sollte, sich im Dschungel des Gesundheitswesens zurechtzufinden – mehr war auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Drei Jahre später jedoch erweist sich die Idee als belastbare Antwort auf ein strukturelles Versorgungsdefizit. Mehr als 5.000 Beratungsgespräche wurden an den beiden Standorten in Altenessen und Katernberg inzwischen geführt. Das entspricht rund 833 pro Jahr – oder etwa 69 pro Monat und Gesundheitskiosk. Zahlen, die auf den ersten Blick klein wirken, bei genauerem Hinsehen aber von einer tiefgreifenden Wirksamkeit zeugen.

Denn Gesundheitskioske sind keine Arztpraxen, keine medizinischen Zentren und keine Ersatzstrukturen. Sie sind Brückenbauer: zwischen Menschen und Leistungssystem, zwischen Alltag und Verwaltung, zwischen Sprachbarrieren und Versorgung. Ihr erklärtes Ziel ist nicht die Quantität der Kontakte, sondern deren Qualität. Wer den Kiosk betritt, trifft auf ein mehrsprachiges Team aus Beraterinnen und Beratern, das in neun Sprachen agiert – darunter Deutsch, Englisch, Arabisch, Polnisch, Russisch und Türkisch. Sie klären auf, begleiten, lotsen und entlasten – nicht nur die Ratsuchenden, sondern auch das medizinische System.

Die AOK Rheinland/Hamburg, eine der treibenden Kräfte hinter dem Modell, zieht nach drei Jahren eine Bilanz, die eindeutig positiv ausfällt. Sie betreibt inzwischen sieben Gesundheitskioske in fünf Städten, finanziert gemeinsam mit den jeweiligen Kommunen – ohne gesetzliche Grundlage, ohne bundespolitische Rückendeckung. „Der Plan, niedrigschwellige Anlaufstellen für Menschen mit Orientierungsbedarf im Gesundheitswesen zu schaffen, ist aufgegangen“, heißt es nüchtern. Nicole Ginter, Leiterin des Teams Gesundheitskiosk, verweist auf die Alltagstauglichkeit des Angebots: Beratungsgespräche, Hilfe bei Anträgen, Vorbereitung und Nachbereitung von Arztterminen, Informationen zu Vorsorge, Pflege oder Prävention – konkret, individuell, pragmatisch.

Ergänzt wird die Kioskstruktur durch externe Aktivitäten. Die Beraterinnen und Berater besuchen Schulen, Kitas, Vereine, Moscheen und Kirchengemeinden. Dort leisten sie Aufklärung, Gesundheitsbildung und Präventionsarbeit. Es geht um mehr als Ratgeberfunktion – es geht um Gesundheitskompetenz als Voraussetzung gesellschaftlicher Teilhabe. Wer weiß, wie man mit Ärzten kommuniziert, Formulare ausfüllt oder Therapieentscheidungen trifft, ist weniger abhängig vom Zufall und stärker eingebunden ins System.

Die Rolle der Stadt ist dabei zentral. In Essen agieren Stadtverwaltung, Krankenkasse, Caritas und Ärztenetz im engen Verbund. Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, betont die Zusammenarbeit mit der Kommune als entscheidenden Erfolgsfaktor. Auch Peter Renzel, Gesundheitsdezernent der Stadt, sieht im Kioskmodell einen funktionalen Teil des städtischen Versorgungsnetzes. Entlastung für Hausärzte, zielgenaue Vermittlung, sozialräumliche Verankerung – das sind die Begriffe, mit denen der Effekt beschrieben wird.

Bemerkenswert bleibt, dass die bundespolitische Dimension hinterherhinkt. Zwar hatte der damalige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt, Gesundheitskioske bundesweit zu etablieren, doch gesetzliche Grundlagen wurden nie geschaffen. Die Modellregion Essen zeigt damit nicht nur, wie Versorgung im Quartier konkret funktioniert – sondern auch, wie der Staat an seiner eigenen Idee scheitern kann. Stattdessen entstehen auf kommunaler Ebene Parallelstrukturen, getragen von Engagement, Kassenmitteln und städtischem Willen.

Der Gesundheitskiosk ist damit mehr als eine soziale Innovation. Er ist ein Indikator für eine schleichende Systemverlagerung: weg von zentralistischen Lösungen, hin zu dezentraler Verantwortung. In Stadtteilen, in denen es oft an allem fehlt, entsteht so ein Ort, an dem Hilfe nicht erklärt, sondern gelebt wird – Tag für Tag, Gespräch für Gespräch.

Man könnte es als Randnotiz abtun: 69 Beratungsgespräche pro Monat, sieben Beraterinnen, sieben Kioske. Doch wer so rechnet, rechnet am Thema vorbei. Denn die Gesundheitskioske stehen nicht für Effizienzkennziffern, sondern für ein anderes Prinzip: Sie sind das institutionalisierte Nein zum strukturellen Ausfall des Staates. Während die große Politik noch mit Begriffen wie „Patient Journey“, „Telematik“ und „Primärversorgungszentren“ hantiert, setzen Kioske auf das, was in keinem Gesetzblatt steht – auf Nähe, Vertrauen und Sprache.

Dass sich das Konzept dennoch durchsetzt, liegt weniger an strategischer Gesundheitsplanung als an pragmatischem Handeln vor Ort. Die Stadt Essen und die AOK Rheinland/Hamburg haben nicht gewartet, bis Berlin liefert. Sie haben gebaut – im Wortsinn und im übertragenen Sinn. Die Räume stehen, die Menschen arbeiten, das System lebt. Diese Form von Gegenöffentlichkeit zur administrativen Trägheit ist bemerkenswert. Sie beweist: Versorgung braucht keine großen Versprechen, sondern funktionierende Strukturen im Kleinen.

Gerade deshalb ist das politische Schweigen laut. Der bundesgesetzliche Rahmen fehlt bis heute. Die Lauterbach’sche Vision des flächendeckenden Gesundheitskiosks wurde im Koalitionslärm verschluckt. Doch was bedeutet das? Es bedeutet, dass Versorgung dort geschieht, wo sie keiner mehr plant. Dass Netzwerke entstehen, weil der Staat ausfällt. Dass Menschen Hilfe finden, obwohl das System sie nicht vorsieht. Kurz: Dass Kioske zu Orten einer neuen Form von Gesundheitsgerechtigkeit werden – nicht weil, sondern obwohl es der Bund nicht geregelt hat.

Diese Leerstelle ist politisch brisant. Denn jeder erfolgreiche Kiosk dokumentiert zugleich ein politisches Versäumnis. Jeder Beratungstermin ohne ärztlichen Kontakt entlarvt das Narrativ der flächendeckenden Regelversorgung. Und jede mehrsprachige Begleitung eines bürokratischen Antrags ist ein stiller Beweis dafür, wie wenig die Bundesgesundheitspolitik die sozialen Realitäten kennt, denen Menschen täglich ausgesetzt sind.

Gesundheitskioske sind kein Luxus. Sie sind Notwendigkeit. Nicht als Notnagel, sondern als Teil einer künftigen Versorgungsarchitektur. Wer das weiterhin ignoriert, spielt mit dem sozialen Frieden – und mit der Glaubwürdigkeit staatlicher Gesundheitsverantwortung.

Wenn Diabetes Räume zerreißt, Generationen trifft und Systeme überfordert

Wie regionale Ungleichheit wächst, die Altersspanne kippt und die Versorgung kapituliert

Die Diabetesprävalenz in Deutschland bleibt auf hohem Niveau und erreicht mit über sieben Millionen betroffenen GKV-Versicherten im Jahr 2023 einen neuen absoluten Höchststand. Besonders dramatisch ist der Zuwachs in den östlichen Bundesländern. Trotz stabiler prozentualer Anteile zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen, der auf demografische und regionale Risikokonstellationen zurückzuführen ist. Ein gesundheitspolitischer Weckruf, der über rein medizinische Fragen hinausgeht.

Es ist kein bloßer Zahlendreher, kein Rechenfehler, sondern eine dokumentierte Realität: Zwischen 2015 und 2023 hat sich die Zahl der gesetzlich Versicherten mit einer Diabetesdiagnose um 333.295 Personen erhöht. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) meldet für das Jahr 2023 eine Gesamtzahl von mehr als sieben Millionen Betroffenen. Damit liegt die bundesweite Prävalenzquote stabil bei rund zehn Prozent, doch die Dynamik liegt im Detail verborgen.

Altersabhängig trifft die Diagnose zunächst gleich: Kinder und Jugendliche beider Geschlechter sind ähnlich betroffen. Doch ab dem 40. Lebensjahr entwickelt sich eine auffällige Differenzierung: Männer tragen zunehmend das höhere Risiko, mit einem Spitzenwert von 36 Prozent in der Altersgruppe 80 bis 89 Jahre. Bei Frauen desselben Alters liegt der Anteil mit knapp 31 Prozent zwar darunter, bleibt jedoch alarmierend hoch. Diabetes ist längst zur Alterserkrankung geworden, deren Versorgung immense Herausforderungen mit sich bringt.

Noch gravierender ist die geosoziale Disparität. Während in Hamburg die Prävalenz im Jahr 2023 unter acht Prozent liegt, verzeichnet Sachsen-Anhalt knapp 15 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen zeigt sich ein ähnlich besorgniserregendes Bild. Die ostdeutschen Länder stehen damit erneut als chronisch belastete Versorgungsregionen im Fokus – mit strukturellen, ökonomischen und lebensstilbedingten Hintergründen, die bislang weder in der Gesundheitsförderung noch in der politischen Steuerung ausreichend adressiert wurden.

Der scheinbare Widerspruch zwischen stabiler Prävalenzquote und steigenden Fallzahlen lässt sich epidemiologisch erklären: Die Bevölkerung altert, die Risikogruppen wachsen mit ihr. Parallel verbessern sich Diagnostik und Erfassung, wodurch Dunkelziffern abnehmen, das erkannte Erkrankungsgeschehen jedoch zunimmt. Die aktuellen Daten sind daher keine Momentaufnahme, sondern das Abbild eines anhaltenden, strukturell verankerten Trends.

Damit rückt die Versorgung der Betroffenen weiter in den Mittelpunkt gesundheitspolitischer Debatten. Von der frühzeitigen Erkennung bis zur wohnortnahen Versorgung, von der diabetologischen Fachkompetenz bis zur Integration in die Regelversorgung: Der systemische Handlungsbedarf ist überdeutlich. Die Rekordzahlen dürfen nicht zur Normalität werden, sondern müssen als Indikator für dringende Interventionen gelesen werden. Besonders in den überalternden, strukturschwachen Regionen droht eine Versorgungslücke, die sich nicht mit Appellen und Absichtserklärungen schließen lässt.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Diabetes nicht nur eine Erkrankung ist, sondern ein gesellschaftlicher Brennspiegel. Wer hier nicht gegensteuert, riskiert den chronischen Kollaps.

Die neuen Zahlen zur Diabetesprävalenz sind nicht einfach eine Gesundheitsstatistik unter vielen. Sie sind ein Symptom, eine Warnung, ein Versäumnisbericht. Denn dass über sieben Millionen gesetzlich Versicherte in Deutschland mit der Diagnose Diabetes leben, ist nicht nur eine medizinische Tatsache – es ist Ausdruck eines strukturellen Problems, das tiefer reicht als jede Blutzucker-Messung. Es geht um Ernährung, Bildung, soziale Lage, regionale Ungleichheit und politische Prioritätensetzung. Und es geht um eine Krankheit, die sich ihren Raum nicht nimmt, sondern durch Untätigkeit geschenkt bekommt.

Man kann sich leicht mit dem scheinbaren Trost beruhigen, dass die Prävalenzquote zwischen 2015 und 2023 nahezu konstant blieb. Doch dieser statistische Stillstand trügt: Denn in Wahrheit altert die Bevölkerung, wachsen die Risikogruppen, vergrößert sich die Gruppe der diagnostizierten Fälle – ohne dass daraus eine entsprechend beschleunigte Versorgungsstrategie resultieren würde. Das Gegenteil ist der Fall: Gerade in strukturschwachen Regionen, in denen die Prävalenz inzwischen bei bis zu 15 Prozent liegt, nimmt die diabetologische Fachversorgung nicht zu, sondern ab.

Besonders irritierend ist dabei der wiederkehrende Reflex, Diabetes als individuelle Herausforderung abzubilden. Wer an der Versorgungslage in Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern scheitert, dem wird nicht selten mangelnde Eigenverantwortung unterstellt – als könne man die multiplen Ursachen dieser Krankheit durch Willenskraft allein regulieren. Dabei ist längst erwiesen, dass Bildung, Einkommen und Umweltfaktoren mindestens ebenso bedeutsam sind wie Bewegung und Ernährung. Es handelt sich um eine soziale, nicht um eine moralische Diagnose.

Statt sich also auf Lifestyle-Kampagnen und App-basiertes Selbstmanagement zu verlassen, müsste die Politik flächendeckend auf Prävention, Versorgungsanreize und gerechte Ressourcenverteilung setzen. Das Ziel kann nicht sein, möglichst viele Menschen mit Typ-2-Diabetes effizient durch ein überlastetes System zu schleusen. Das Ziel muss sein, die Zahl der Neuerkrankungen zu senken – durch frühzeitige Intervention, durch eine starke hausärztliche Basis und durch ein Umfeld, das Gesundheit ermöglicht, statt Krankheit zu verwalten.

Solange jedoch die Rekordzahlen von Diabeteserkrankungen als bedauerlich, aber systemimmanent betrachtet werden, wird sich nichts ändern. Die Diagnose ist längst gestellt – nicht nur medizinisch, sondern auch politisch. Was fehlt, ist die Therapie. Und die beginnt mit dem Eingeständnis, dass ein Gesundheitssystem, das Millionen chronisch Kranke verwaltet, aber keine gesunden Lebensverhältnisse schafft, seine Aufgabe nur zur Hälfte erfüllt.

Von Engin Günder, Fachjournalist

Treasury issues Eurobond

Source: Government of Iceland

The Republic of Iceland has successfully issued a €750 million Eurobond (ISK 109 billion equivalent) with a fixed coupon of 2.625% and a five-year maturity, priced at a re-offer yield of 2.672%. The proceeds will be used to strengthen the foreign exchange reserves of the Central Bank of Iceland and to refinance existing Eurobonds.

Concurrently with the new issue, the Treasury launched a tender offer to repurchase its outstanding €500 million Eurobond maturing in 2026. The offer remains open until 17:00 BST on Friday, 23 May 2025.

The transaction attracted robust demand, with orders totalling €4.4 billion—nearly six times the issue size. The investor base comprised over 100 institutions, including asset managers, banks, central banks, pension funds, insurance companies, and other institutional investors, primarily from across Europe. Citibank, Barclays, J.P. Morgan, and BNP Paribas acted as joint lead managers for the transaction.

Daði Már Kristófersson, Minister of Finance and Economic Affairs, commented:

“It is highly gratifying to see such strong investor interest in this bond issue and the improved spreads compared to our previous offerings. The breadth and diversity of the investor base align with our goal of broadening access to Icelandic government bonds. This outcome reflects market confidence in the Icelandic economy, sound public finances, and the Government’s policy direction.”

This issuance forms part of the Government’s Medium-Term Debt Management Strategy, which aims to ensure that the Treasury is a regular and credible issuer in international capital markets.

The pricing of the bond, 42 bps over mid-swaps, represents a significant improvement over the Treasury’s 10-year green bond issued in 2024, which carried a mid-swap spread of 95 basis points. Despite ongoing global uncertainty, spreads on Icelandic sovereign debt have narrowed and outperformed those of many peers with comparable credit ratings.

“Our message is resonating well with investors,” said Minister Kristófersson. “Iceland stands out for its solid and growing economy with good prospects, declining inflation, diversified exports, improved sustainability, and stronger credit profile.”

Vernissage de l’exposition des projets du concours d’architecture pour la réalisation d’un nouveau pôle universitaire le Centre des sciences physiques et mathématiques de l’Université de Genève (CSPM): le lauréat du concours d’architecture est dévoilé

Source: Switzerland – Canton Government of Geneva in French

L’Université de Genève se classe parmi les 100 meilleures universités au monde et se distingue en particulier dans le domaine des sciences. Cette excellence scientifique contribue à la renommée et au développement du canton de Genève.
Aujourd’hui, les activités de recherche et d’enseignement sont éparpillées sur plusieurs sites plus ou moins proches et de nombreux locaux ne correspondent plus aux exigences et aux besoins actuels de l’enseignement et de la recherche.
Dans ce contexte, un concours d’architecture a été organisé par l’office cantonal des bâtiments (OCBA) afin de permettre la construction au quai Ernest-Ansermet d’un nouveau bâtiment qui regroupera les sciences physiques et mathématiques.
Les projets présentés sont exposés du 21 au 30 mai 2025 à Uni Mail.

Le jury a décerné le premier prix du concours au groupement piloté par Burckhardt Architecture SA pour son projet Le théorème de Marguerite. Ce dernier met en avant une réflexion à grande échelle sur l’aménagement de l’espace public, du quartier et du paysage urbain. Le projet comprend un axe central nommé “parc des sciences” reliant la ville à l’Arve, où circulent piétons et vélos. L’entrée principale se situe du côté du quai Ernest-Ansermet.
Le projet lauréat prend en compte la continuité de la coulée verte de l’Arve et s’intègre à la constellation des bâtiments de grande hauteur qui occupe le quartier. Le site sera valorisé par une implantation judicieuse en dialogue avec l’environnement alentour.

Le programme du projet se décline en quatre entités fonctionnelles clairement identifiables.
Tout d’abord, avec un rez-de-chaussée, véritable point de convergence pour les scientifiques, le corps étudiant, les visiteuses et visiteurs, qui accueille des programmes collectifs et favorise l’ouverture vers l’extérieur.
Le corps de bâtiment côté boulevard d’Yvoy est, quant à lui, dédié à l’enseignement et regroupe auditoires, salles de séminaire et espaces de travaux pratiques.
La tour héberge les unités de recherche, organisées en petites entités indépendantes, afin de favoriser la transversalité, tout en garantissant autonomie et flexibilité à chaque équipe.
Enfin, les espaces en sous-sol sont dédiés aux laboratoires techniques et aux activités ne nécessitant pas d’apport en lumière naturelle.

De nombreux critères ont ainsi été pris en compte lors de la sélection des projets, notamment l’impact sur la santé et le bien-être des utilisatrices et utilisateurs, le choix des matériaux, l’importance d’un bilan énergétique neutre ou encore la nécessité de répondre aux conditions du standard de très haute performance énergétique (THPE – 2000W).
Le projet vise à réaliser un bâtiment « bas carbone » qui saura s’adapter au changement climatique.

En conclusion, le jury salue la grande qualité de cette proposition, qui parvient à articuler avec justesse les enjeux urbanistiques d’une insertion réussie, avec des aménagements extérieurs de qualité, tout en offrant une réponse architecturale intelligente aux spécificités du programme d’enseignement et de recherche, ainsi qu’une faisabilité crédible face aux contraintes techniques inhérentes à un centre scientifique de haut niveau.

Le concours est organisé par l’OCBA, avec une assistance à maîtrise d’ouvrage du bureau Fischer & Montavon + Associés. Il s’agit d’un concours d’architecture en procédure ouverte à deux degrés selon la norme SIA 142.

Le coût de réalisation du bâtiment n’est pas encore déterminé à ce stade. Le projet lauréat venant d’être désigné, une phase d’étude et d’estimation détaillée s’ouvre à présent.
Par la suite, un projet de loi sera présenté par le Conseil d’Etat, puis examiné par le Grand Conseil. Les contraintes propres au site seront prises en compte dans le projet de loi.
Une demande définitive d’autorisation de construire sera ensuite déposée pour une mise en service du bâtiment espérée en 2033.

Le concours d’architecture s’est déroulé en procédure ouverte à deux degrés, tel que défini par les articles 3 et 6 du Règlement des concours d’architecture et d’ingénierie SIA 142, édition 2009. Les équipes du second degré étaient composées impérativement d’architectes, d’architectes paysagistes, d’ingénieurs civils, d’ingénieurs en physique du bâtiment et d’ingénieurs CVSE) avec pour pilote l’architecte.

L’exposition se tiendra du mercredi 21 au vendredi 30 mai 2025 à Uni Mail – Bd du Pont d’Arve 40 – 1205 Genève, selon les horaires suivants :

Parcoursup : quelles sont les dernières échéances ?

Source: Republic of France in French
La République française a publié la déclaration suivante: Ajouter à mon calendrier

La phase principale d’admission, dans le calendrier 2025 de Parcoursup, a lieu du 2 juin au 10 juillet. Au sein de votre dossier Parcoursup, vous recevez durant cette période des propositions d’admission des formations demandées. Ces propositions vous sont transmises au fur et à mesure et en continu. Elles peuvent être différentes selon que vous candidatez pour une formation sélective ou non. Pour les formations non sélectives elles peuvent prendre la forme notamment d’un « oui », ou d’un « oui, si » lorsque l’établissement conditionne votre inscription à votre acceptation de suivre un parcours de formation personnalisé.

Vous devez obligatoirement donner une réponse, pour chaque proposition d’admission, dans le délai indiqué au sein de votre dossier. Si vous avez besoin de conseils pour faire vos choix, vous pouvez notamment vous rapprocher de votre professeur principal.

Quelles sont les prochaines échéances ?

Le calendrier de la session 2025 a été repensé par rapport aux années précédentes. Entre le 6 et le 10 juin, les candidats sont invités à classer par ordre de préférence les vœux en attente qu’ils souhaitent conserver. L’objectif est de permettre à un maximum de lycéens de recevoir au moins une proposition d’admission avant les épreuves écrites du baccalauréat.

Rappel des dernières dates clés :

  • 2 juin 2025 : début de la phase principale d’admission (réponses des formations).
  • 11 juin 2025 : début de la phase complémentaire (possibilité de formuler de nouveaux vœux).
  • 10 juillet 2025 : fin de la phase principale d’admission.
  • 11 septembre 2025 : fin de la phase complémentaire.

Vous pouvez consulter sur la plateforme Parcoursup la carte des formations disponibles en 2025.

À savoir  

Pour mémoriser les dates importantes dans votre smartphone et voir en un coup d’œil les dates clés de la session 2025, utilisez le module calendrier Parcoursup proposé par Service-Public.fr.

Les nouveautés de la plateforme en 2025

Pour 2025, la plateforme s’est dotée de nouvelles fonctionnalités, sous l’impulsion du ministère de l’Enseignement supérieur et de la Recherche, et à la suite de concertations avec des lycéens, des parents d’élèves et des acteurs de l’enseignement supérieur : une « carte d’identité » de chaque cursus, des informations concernant les attentes des formations et une nouvelle rubrique sur l’insertion.

Une carte d’identité pour chacune des formations et un livret pratique

Cette carte d’identité permet de retrouver sur une seule fiche toutes les caractéristiques de la formation :

  • le statut de l’établissement (public, privé sous contrat ou hors contrat) ;
  • le caractère sélectif ou non de la formation ;
  • le nombre de places disponibles ;
  • la détention du label ministère de l’Enseignement supérieur et de la Recherche ;
  • l’éligibilité aux bourses.

À noter

Un livret pratique est aussi proposé cette année. Intitulé « Les bons réflexes pour choisir sa formation », il a été élaboré par des parents d’élèves et des acteurs de l’enseignement supérieur. Vous pouvez le retrouver dans l’espace « Ressources » ; il propose des conseils simples, permettant de se poser les bonnes questions avant de choisir une formation.

De nouvelles informations dans la fiche « Formation »

Ces nouvelles informations visent à renforcer la transparence du processus d’admission : mieux comprendre les attentes des formations et mieux connaître le profil des candidats admis. Elles sont intégrées dans 2 nouvelles rubriques :

  • Comprendre les critères d’analyse des candidatures : vous pouvez consulter le rapport sur l’examen des candidatures de la session précédente ; ce rapport indique : les critères d’analyse utilisés, leur niveau d’importance, des informations précises sur le profil des candidats admis.
  • Visualiser les chiffres d’accès à la formation : cette rubrique permet à l’élève d’évaluer ses chances d’accès à une formation. On peut visualiser le profil des lycéens ayant reçu des propositions ou intégré la formation au cours des 3 dernières années (par type de baccalauréat, général, technologique, professionnel). Le profil mentionne les spécialités choisies et le niveau scolaire en classe de terminale. Un simulateur calcule ensuite un « constat » : la formation sélectionnée renvoie « rarement », « occasionnellement », « régulièrement », « à plus de 50 % » ou « à plus de 80 % » une proposition d’admission.
Plus d’informations sur les débouchés professionnels

C’est une évolution majeure en 2025 : la plateforme apporte de nouvelles données sur les taux d’insertion professionnelle et les poursuites d’études. 75 % des formations présentes sur Parcoursup proposent des données sur l’insertion professionnelle.

Ces informations étaient jusqu’à maintenant limitées aux BTS et licences professionnelles ; elles sont étendues aux licences générales, BTS agricoles, écoles d’ingénieurs, de commerce et de management.

Rappel

Les lycéens bénéficient d’un accompagnement de proximité tout au long de l’année avec les équipes éducatives de leur établissement. Des outils et des ressources de l’Onisep sont proposés aux enseignants et aux acteurs du lycée pour informer les lycéens et leurs parents.

Gebündelt stark: VON ARDENNE-Gruppe präsentiert einzigartiges Technologiepaket auf der Laser World of Photonics 2025

Source: Deutsche Nachrichten
Es gibt nur wenige Technologieanbieter, die ihren Kunden Lösungen zur hochpräzisen Oberflächenbearbeitung für die gesamte Bandbreite optischer Anforderungen bieten können. Die VON ARDENNE Gruppe ist ein solcher Anbieter, denn sie bündelt die Kompetenzen ihrer Unternehmen wie eine Linse das Licht.

Sie sind Spezialisten für die wichtigen Schlüsseltechnologien und Prozesse: Ionenstrahlätzen, Elektronenstrahlverdampfen und Magnetron-Sputtern. Damit ist die Gruppe in der Lage, Lösungen zur präzisen Oberflächenbearbeitung für Anwendungen mit einfachen optischen Anforderungen bis zu Hochpräzisionsoptiken anzubieten, von der Micro- bis zur Makro-Optik. 

Zwei Unternehmen der VON ARDENNE-Gruppe – die VON ARDENNE GmbH und die scia Systems GmbH – stellen vom 24. bis zum 27. Juni bei der Laser World of Photonics 2025 in München aus. Beide bieten ein breites Technologieportfolio mit Ionenstrahl- und Plasmaprozessen und modernste Anlagen zum präzisen Beschichten und Strukturieren von Oberflächen. 

Die Anwendungen für diese Technologien sind vielfältig: hochreflektierende und Antireflexbeschichtungen, Formfehlerkorrektur bei Röntgen- und Teleskopspiegeln, Strukturieren von optischen Gittern für Augmented Reality (AR)-Brillen, Interferenzschichten für AR-/VR-/XR-Komponenten, Beschichtungen für Head-Up-Displays, Filterschichten für die Halbleiterelektronik oder die Erzeugung von Mikrostrukturen für Photonische Integrierte Schaltkreise (PICs). 

VON ARDENNE stellt hochpräzise Beschichtungsanlagen für optische und halbleitertechnische Anwendungen auf bis zu 300 Millimeter breiten Substraten vor

Mit der OPTA X-Plattform bietet VON ARDENNE eine industrielle Beschichtungslösung für anspruchsvolle optische Filter, dielektrische Spiegel und metallische Wechselschichtsysteme höchster Präzision auf Substraten in unterschiedlichsten Größen und Geometrien. Im Fokus standen dabei zunächst optische Komponenten mit bis zu 200 Millimetern Durchmesser. 

Um der Nachfrage nach präzisionsoptischen Beschichtungen für größere Bauteile gerecht zu werden, wie sie etwa in den Bereichen Unterhaltungselektronik (AR/VR/XR), Automotive (HUD, Interieur-/Display-Glas) oder Halbleiter (Wafer-Level-Optik, Filter-on-Chip, photonische Bauelemente) benötigt werden, bietet VON ARDENNE die OPTA X jetzt auch für 300 mm Beschichtungsbreite an – als OPTA X 300. Auf Kundenwunsch kann diese außerdem mit EFEM- und FOUP-Port für halbleiterindustriekompatibles Wafer-Handling ausgestattet werden.

Durch die fortschrittliche Prozesstechnologie der OPTA X lassen sich extrem genaue Schichtdicken erzielen, typischerweise mit weniger als ±0,25 % Abweichung. Eine weitere Besonderheit ist, dass mit dieser Genauigkeit abgeschiedene interferenzoptische Beschichtungen zeitgleich auf der Vorder- und Rückseite des optischen Bauteils aufgebracht werden können. Dadurch lässt sich die Produktionszeit erheblich verkürzen.

Die OPTA X lässt sich optimal in industrielle Produktionsabläufe integrieren. Das liegt auch daran, dass sie mit einem optischen Monitoringsystem für In-situ-Prozessüberwachung und Qualitätskontrolle sowie umfassender Softwaresteuerung und Automatisierung für eine kontinuierliche Bauteilbestückung ausgestattet ist.

Auf der Laser World of Photonics wird VON ARDENNE auch über weitere Vakuumbeschichtungslösungen informieren für Anwendungen, die von Mikrooptiken bis zu Großteleskopen reichen.

scia Systems präsentiert Ionenstrahl- und Plasmatechnologien zur effizienten und präzisen Bearbeitung von Photonisch Integrierten Schaltkreisen (PIC)

Die scia Systems GmbH, der Technologieführer für hochgenaue, komplexe Ionenstrahl- und Plasmaprozessausrüstung in der Mikroelektronik-, MEMS- und Präzisionsoptikindustrie, präsentiert auf der Laser World of Photonics die neuesten Prozesslösungen zum Beschichten und Strukturieren basierend auf fortschrittlichen Ionenstrahl- und Plasmatechnologien. Im Fokus stehen dabei die Beschichtung und Formfehlerkorrektur von Röntgenoptiken, die Strukturierung von optischen Gittern für AR-Brillen und die Erzeugung von Mikrostrukturen für Photonische Integrierte Schaltkreise (PICs).

Innovationen im Bereich PICs sind für den Fortschritt der Quantentechnologie von grundlegender Bedeutung und haben das Potenzial, unsere zunehmend datenorientierte Welt immens zu verändern. Das exponentielle Wachstum des Datenverkehrs wird durch Megatrends wie das Internet der Dinge (IoT), 5G und Cloud Computing vorangetrieben. Es sind daher neuartige Lösungen gefragt, die Bandbreite, Effizienz und Geschwindigkeit verbessern. PICs gewinnen zunehmend an Bedeutung, da sie die Möglichkeit bieten, Daten mit optischer Geschwindigkeit zu verarbeiten und zu übertragen, gleichzeitig den Energieverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen elektronischen Schaltkreisen deutlich zu senken.

Die in PICs enthalten photonische Komponenten wie Wellenleiter, Laser, Modulatoren und Detektoren wurden zur Manipulation und Übertragung von Lichtsignalen entwickelt. Dies ermöglicht eine schnelle Datenübertragung und reduziert Signalverluste über große Entfernungen. 

Eine der entscheidenden Bearbeitungstechnologien für die Fertigung von PICs ist das Ionenstrahlätzen. Es ermöglicht die Herstellung dreidimensionaler optoelektronischer Mikrostrukturen für PICs, wie beispielsweise Wellenleiter und andere optische Komponenten mit Genauigkeiten im Nanometer-Bereich. 

Auch das Ionenstrahltrimmen kommt bei der effizienten Herstellung von PICs zum Einsatz. PICs bestehen aus einer Vielzahl von aktiven und passiven optischen Schichten. Die jeweilige Schichtdicke hat einen erheblichen Einfluss auf die optische Leistung. Mittels Ionenstrahltrimmen wird die Schichtdicke im Nanometerbereich korrigiert. Dies minimiert unter anderem die optische Streuung und erhält die Phasenkohärenz, die für die Effizienz und Stabilität photonischer Bauelemente entscheidend ist und gewährleistet somit einen konsistenten und leistungsstarken Betrieb des PIC-Bauteils. 

Zudem kann die Oberfläche von PIC-Bauelementen mittels Ionenstrahl poliert werden. Dies führt zur Verbesserung der Mikro-Rauheit, minimiert Defekte und steigert somit die Ausbeute und Zuverlässigkeit der PIC-Elemente. 

scia Systems bietet angepasste Systemlösungen und Fertigungstechnologien für die Bearbeitung von PICs. Die scia Trim Systeme sind für die Korrektur von Schichtdicken und für das Polieren von optischen Oberflächen bestens geeignet.  Für die Herstellung optischer Mikrostrukturen kommen die scia Mill Systeme zum Einsatz. Beide Anlagentypen sind je nach Ausbaustufe sowohl für die industrielle Volumenproduktion als auch für Forschung und Entwicklung bestens geeignet und kommen bei Kunden in der Präzisionsoptikindustrie zum Einsatz.

Die VON ARDENNE-Gruppe auf der Laser World of Photonics 2025

Datum:               

24. – 26.06.2025, 9:00 – 17:00 Uhr
27.06.2025, 9:00 – 16:00 Uhr 

Ort:
VON ARDENNE:                Stand B1.460

scia Systems:                   Stand B1.432   

Über die VON ARDENNE-Gruppe

scia Systems GmbH
Das 2013 gegründete Unternehmen scia Systems ist der Spezialist für Dünnschicht-Prozessequipment basierend auf komplexen Ionenstrahl- und Plasmatechnologien. Das Chemnitzer Unternehmen entwickelt und fertigt Anlagen für Beschichtungs-, Ätz- und Reinigungsprozesse mit Nanometerauflösung. Die Systeme kommen weltweit in verschiedenen High-Tech-Branchen zum Einsatz, darunter in der Mikroelektronik-, MEMS- und Präzisionsoptikindustrie. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Unternehmens unter www.scia-systems.com

Kontakt
scia Systems GmbH
Mandy Gebhardt
Tel.: +49 371 33561 322
E-Mail: m.gebhardt@scia-systems.com