Source: Switzerland – Canton Bern Government in German
Der Kanton Bern hat die Ergebnisse der öffentlichen Mitwirkung zum Vorprojekt Hasliaare ausgewertet. Das Interesse an der Mitwirkung war gross und die Rückmeldungen mehrheitlich positiv – rund 70 ausgefüllte Fragebögen und zahlreiche freie Eingaben von Privatpersonen, Institutionen und Organisationen gingen ein. Ziel des Projekts ist es, den Hochwasserschutz im Haslital nachhaltig zu verbessern und die Hasliaare ökologisch aufzuwerten.
Die bestehende Flusskorrektion der Hasliaare stammt aus dem 19. Jahrhundert und erfüllt die heutigen Anforderungen an den Hochwasserschutz nicht mehr. Bei vergangenen Hochwasserereignissen zeigten sich deutlich ungenügende Abflusskapazitäten und am Gewässer bestehen erhebliche ökologische Defizite. Das Vorprojekt sieht vor, den Hochwasserschutz zwischen der Aareschlucht und dem Brienzersee zu verbessern – mit einem Schutz bis zu einem 100-jährlichen Hochwasser (530 m³/s) oberhalb der Balmbrücke und bis zu einem 30-jährlichen Ereignis (400 m³/s) unterhalb davon.
Breite Zustimmung der Bevölkerung in der Mitwirkung
Die Rückmeldungen aus der Mitwirkung zeigen ein insgesamt positives Bild: 62 Prozent der Teilnehmenden sind mit dem Projekt einverstanden oder eher einverstanden. Das Schutzkonzept mit einer linksseitigen Entlastung fand ebenfalls 62 Prozent Zustimmung. Der verbesserte Zugang zur Hasliaare und die ökologische Aufwertung, etwa durch Revitalisierung von Seitengewässern und neuen Amphibienlebensräumen, werden mehrheitlich begrüsst.
Kritik an punktueller Entlastung der Aare
Unterhalb der Balmbrücke soll die ausgebaute Hasliaare einem 30-jährlichen Hochwasserereignis standhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen bei Hochwasser grössere Wassermengen links über die Kantonsstrasse ins Landwirtschaftsland abfliessen. Diese Entlastung kann über eine kurze Entlastungsstrecke von ein paar hundert Metern Länge oder über die gesamte Länge der Hasliaare von mehreren Kilometern erfolgen. Diese beiden Varianten wurden kontrovers diskutiert. 49 Prozent der Mitwirkenden lehnen eine punktuelle oder kurze Entlastung ab, da sie bei dieser Variante eine zu grosse Gefährdung sehen.
Flächen zwischen den Hochwasserdämmen sollen ökologisch aufgewertet werden
Auch die künftige Nutzung der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen zwischen den Hochwasserschutzdämmen (sogenannte Vorländer) war ein Thema: Die Mehrheit unterstützt eine Kombination aus ökologischer Aufwertung und reduzierter landwirtschaftlicher Nutzung. Gleichzeitig wurden Sorgen hinsichtlich Bewirtschaftbarkeit und Unterhaltskosten geäussert. In den freien Eingaben wurden insbesondere eine rasche Sanierung des linksseitigen Damms, die Prüfung alternativer Entlastungs- und Schutzvarianten sowie Anliegen zu Finanzierung, Infrastruktur und Erschliessung thematisiert. Die Kritik reichte von der Forderung nach stärkerer Berücksichtigung der Landwirtschaft bis hin zu visionären Ideen wie einem Hochwasserentlastungsstollen.
Erkenntnisse der Mitwirkung fliessen ins Projekt ein
Projektleiter Adrian Fahrni vom Tiefbauamt des Kantons Bern bedankt sich für die breite Beteiligung und wertvollen Rückmeldungen. «Die Mitwirkung zeigt, dass das Vorprojekt grundsätzlich auf breite Akzeptanz stösst». Die Erkenntnisse aus der Mitwirkung werden nun in die weitere Bearbeitung des Projekts und in die Wasserbaupläne einfliessen. Dabei wird auch geprüft, welche Anregungen technisch und wirtschaftlich umsetzbar sind.