Source: Deutsche Nachrichten
Nachhaltige Kapitalanlagen sind zentrale Finanzierungsinstrumente für Unternehmen, die aktiv zur Energiewende beitragen wollen. Gerade im Energiesektor – einem der Haupttreiber der Dekarbonisierung – bieten sich zahlreiche Chancen, um Kapital für nachhaltige Projekte einzuwerben. Gleichzeitig steigen jedoch auch die Anforderungen: Regulatorik, Berichtspflichten und Investorenerwartungen definieren klare Spielregeln. Der folgende Überblick von Daria Ezhkova, EurA AG zeigt, wie Unternehmen diese Herausforderungen nutzen können, um sich erfolgreich am nachhaltigen Kapitalmarkt zu positionieren.
Kapital trifft Klima: Finanzierungschancen im Energiesektor
Der Investitionsbedarf für den klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung ist enorm. Für Unternehmen ergeben sich daraus attraktive Finanzierungsoptionen:
- – Grüne Unternehmensanleihen (Green Bonds): Laut FNG-Marktbericht 2025 entfallen rund 31 % der nachhaltigen Geldanlagen in Deutschland auf Unternehmensanleihen. Unternehmen finanzieren damit Windparks, Ladeinfrastruktur oder Effizienztechnologien. Investoren akzeptieren häufig ein „Greenium“, also einen geringen Zinsabschlag für transparente, glaubwürdige Nachhaltigkeit.
- – ESG-Investmentfonds: Unternehmen, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in ihre Geschäftsstrategie und Berichterstattung integrieren, verbessern ihre Attraktivität bei Fondsmanagern. Eine transparente ESG-Strategie erhöht die Sichtbarkeit eines Unternehmens und kann die Aufnahme in nachhaltige Fondsportfolios erleichtern.
- – Direktbeteiligungen und Partnerschaften: In Deutschland gewinnen direkte Beteiligungen und Partnerschaften zunehmend an Bedeutung, um institutionelle Investoren in Projekte der erneuerbaren Energien einzubinden. Investoren richten ihr Augenmerk verstärkt auf nachhaltige und umweltfreundliche Projekte, um ihre Portfolios zu diversifizieren und langfristige Renditen zu erzielen. Öffentlich-private Partnerschaften ermöglichen es, staatlich abgesicherte Projekte mit privatem Kapital zu finanzieren, wodurch ein attraktives Risiko-Rendite-Profil für institutionelle Anleger entsteht.
Pflichtprogramm Regulatorik: Was Unternehmen beachten müssen
Unternehmen, die nachhaltige Finanzierungen anstreben, müssen sich im Spannungsfeld wachsender Transparenzanforderungen und klarer Nachhaltigkeitsdefinitionen bewegen:
- – EU-Taxonomie: Die Taxonomieverordnung definiert, wann eine Wirtschaftstätigkeit als „nachhaltig“ gilt – etwa Strom aus Sonne oder Wind. Unternehmen müssen offenlegen, welcher Anteil ihrer Umsätze oder Investitionen taxonomiekonform ist.
- – CSRD: Große Unternehmen in der EU sind gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet, Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen. Die Berichte müssen Informationen zu Nachhaltigkeitsstrategie, Zielen, Governance und Risiken entlang der Lieferkette enthalten. Für Emittenten ist die Einhaltung dieser Standards eine zentrale Voraussetzung, um Zugang zu nachhaltigem Kapital zu erhalten. Die genauen Schwellenwerte zur Anwendung der CSRD befinden sich derzeit im Abstimmungsprozess innerhalb der EU-Institutionen.
- – SFDR & EU Green Bond Standard: Unternehmen, die Green Bonds begeben, profitieren vom neuen EU Green Bond Standard: Einheitliche Regeln für Transparenz, Mittelverwendung und externe Prüfungen schaffen Vertrauen und erleichtern Fondsmanagern die ESG-Bewertung. Die Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) verpflichtet Finanzmarktakteure zudem, Nachhaltigkeitsdaten ihrer Investments zu belegen – ein starker Treiber für valide ESG-Kennzahlen bei Emittenten.
Was Investoren erwarten: Transparenz, Wirkung, Standards
Institutionelle Investoren achten zunehmend auf die Glaubwürdigkeit nachhaltiger Projekte. Die Union Investment Nachhaltigkeitsstudie 2025 zeigt: 89 % der befragten Investoren berücksichtigen ESG-Kriterien in ihrer Anlagepolitik, obwohl das Thema Nachhaltigkeit seit einiger Zeit Gegenwind bekommt. 84 % der Befragten integrieren Klimaschutzaspekte in den Anlagenrichtlinien. Für Unternehmen bedeutet das:
- – Transparenz: Investoren wollen wissen, wie Kapital eingesetzt wird und welche Wirkung erzielt wird (z. B. vermiedene CO₂-Emissionen, erzeugte Grünstrommengen).
- – Impact-Nachweise: Externe Gutachten (z. B. Second Party Opinions), ESG-Ratings und Zertifizierungen werden zunehmend erwartet.
- – Standardkonformität: Wer EU-Taxonomie, Green Bond Principles und ESRS einhält, signalisiert Verlässlichkeit.
Fazit
Für Unternehmen, die im Energiesektor aktiv sind, bieten nachhaltige Finanzierungsinstrumente eine reale Chance: Kapital für Zukunftsprojekte einwerben, Investorenanforderungen bedienen und gleichzeitig zur Dekarbonisierung beitragen. Voraussetzung ist ein glaubwürdiges, transparentes Vorgehen entlang klarer Standards. Wer Nachhaltigkeit sichtbar macht und belegt, wird als vertrauenswürdiger Emittent wahrgenommen – und bleibt langfristig finanzierungsfähig.
Daria Ezhkova, Nachhaltigkeitsberaterin EurA AG
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Hier finden Sie den Original-Artikel: Nachhaltige Kapitalanlagen in Deutschland: Fokus Energiesektor