Architekturglas gehört in den Kreislauf

Source: Deutsche Nachrichten
Glas ist besonders im architektonischen Kontext ein wertvoller Werkstoff. Doch am Ende seines Lebenswegs landet selbst hochwertiges Architekturglas oft im Container für Verpackungsglas. Dabei ließe es sich – technisch und ökologisch – als Sekundärrohstoff wieder für neues Architekturglas nutzen.

Bewusster Rückbau

Ob Fassaden, Dächer, Innenwände oder andere Glasanwendungen, wenn Glasprodukte am Ende ihrer Nutzung angekommen sind, sollte ihr Potenzial nicht verloren gehen. Entscheidend ist die Trennung, Sortenreinheit und ebenen-konforme Rückführung in den Kreislauf.

Ein gutes Beispiel aus der Fertigung: Pilkington-Brandschutzglas ist im Pre-Consumer-Bereich, also bei Ausschuss oder Verschnitt aus der Produktion, problemlos recycelbar. Denn es besteht aus Floatglas und mindestens einer speziellen Brandschutzschicht. Die Brandschutzschicht ist im Wesentlichen ein Natronsilikat mit eingebundenem Wasser, die sich sauber und ohne schädliche Rückstände vom Glas abtrennen lässt.

So entstehen hochwertige Scherben, die im Floatglas-Prozess wiederverwendet werden können, was bereits im Herstellungsprozess ein klarer Beitrag zur Kreislaufwirtschaft ist. Aktuell stammen die Scherben im Floatglas-Recycling überwiegend aus dem Pre-Consumer-Bereich, etwa aus Eigenscherben der Produktion. Doch das reicht nicht aus, um die wachsende Nachfrage nach Sekundärrohstoffen zu decken.

Nächster Schritt: Post-Consumer-Recycling

Laut einer Studie von ift Rosenheim und vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC fallen in Deutschland jährlich ca. 521.000 Tonnen Flachglas-Scherben an: 350.000 Tonnen vom „End-of-Life“ (Post-Consumer) und 171.000 Tonnen aus der Weiterverarbeitung (Pre-Consumer). Allerdings gelangen nur etwa 19 % dieses Materials als Float-Cullet zurück in die Float-Wannen – ein typischer Closed-Loop Recycling-Vorgang. Der Rest (45 %) wird downgecycled zu Behälterglas oder Glaswolle (32 %), rund 4 % landen auf der Deponie. Die Hauptgründe sind extrem hohe Qualitätsanforderungen in der Floatglas-Produktion, denn geringste Verunreinigungen erfordern teure Kalibrierung und können zum Produktionsstillstand führen, sowie die Preisstruktur. Die Verpackungsglasindustrie zahlt mehr für Cullet und gewinnt so im Wettbewerb um die Scherben.

Post-Consumer-Scherben, also Glas aus Rückbauprojekten und dem echten Lebenszyklusende, werden in Zukunft unverzichtbar, vorausgesetzt, sie werden sortenrein erfasst und ebenen-konform wiederverwertet. Ziel ist ein echter Closed-Loop, bei dem gebrauchte Architekturscheiben wieder zu ebenso hochwertigem Architekturglas werden. Genau hier setzt renew:glass an: mit Aufklärung, Standards und Partnerschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Warum das wichtig ist?

Weil die Nachfrage nach Sekundärrohstoffen in der Glasindustrie deutlich steigt. Produkte wie Pilkington Mirai™, ein kohlenstoffarmes Glas, basieren auf einem hohen Scherbenanteil. Doch das verfügbare Post-Consumer-Glas ist begrenzt, insbesondere, wenn falsch recycelt oder zu Anwendungen wie Verpackungsglas verarbeitet wird.