Apotheken geraten ins Fadenkreuz, Freizeit verliert Erfuellung, Ernaehrung verlangt Rueckbesinnung

Source: Deutsche Nachrichten
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Apotheken-News: Bericht von heute

Wenn Apotheken durch verstärkte Rezeptfälschungen unter Verdacht geraten, Krankenkassen mit Anzeigen gegen einzelne Betriebe drohen und sogar das LKA vor gestohlenen BtM-Rezepten warnt, dann zeigt sich ein bedrohlicher Vertrauensverlust im System – verbunden mit enormem wirtschaftlichen Risiko für alle Beteiligten. Gleichzeitig verliert die Bevölkerung durch permanente digitale Reizüberflutung ihre emotionale Ausgewogenheit, wie der neue Freizeit-Monitor 2025 belegt: Die Deutschen sind so oft online wie nie zuvor, aber auch so unzufrieden mit ihrer Freizeit wie selten – eine paradoxe Entwicklung, die sowohl psychologische als auch gesellschaftliche Folgen nach sich zieht. Parallel geraten hochverarbeitete Lebensmittel in den Fokus der Forschung, denn neue Studien zeigen, dass ihr Einfluss auf das Körpergewicht stärker ist als bisher angenommen – selbst bei gleichen Kalorienwerten. Währenddessen öffnet ein neues Vagusnerv-Implantat neue Therapiechancen für Rheumapatienten, ohne das Immunsystem zu unterdrücken. Und Apotheken stehen vor der Herausforderung, Kleinkinder bei Magen-Darm-Erkrankungen richtig zu versorgen, während Präparate wie Pregabalin im Alter neue Risiken aufwerfen. Eine Analyse über Verantwortung, Systemversagen und die Frage, wie Heilberuf, Ernährung, Freizeit und Kontrolle zusammenspielen.

Die Ersatzkassen verschärfen ihren Ton gegenüber Apotheken deutlich: Wer bei der Abgabe gefälschter Rezepte nicht sorgfältig genug prüft, riskiert nicht nur eine Retaxation, sondern künftig auch eine offizielle Meldung an die Stelle zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen (§197a SGB V). Damit rückt ein seit Jahren wachsendes Risiko erneut ins Zentrum des Interesses – und die Verantwortung der Apothekenbetreiber gleich mit. Die neue Gangart des Verbandes der Ersatzkassen (VDEK) kommt nicht von ungefähr: Insbesondere in Berlin, aber auch bundesweit, häufen sich Fälle gefälschter Papierrezepturen, insbesondere bei BtM-Verordnungen wie Fentanyl. Das Berliner Landeskriminalamt (LKA) warnt eindringlich vor Rezepten, die auf ältere Patienten ausgestellt sind, aber von deutlich jüngeren Personen eingelöst werden – ein Indiz für Missbrauch, das in den Apothekenalltag durchdringt.

Der VDEK verweist in einem Schreiben an die ABDA und die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf den Anstieg erkennbarer Fälschungen, speziell bei alten Muster-16-Formularen. Besonders gravierend sei, dass vereinzelt Apotheken eine angebliche Rücksprache mit der Arztpraxis dokumentieren – obwohl Kontaktdaten und Versichertennummern auf den Rezepten gefälscht sind. Apotheken, die in solchen Fällen nicht nur die Belieferung vornehmen, sondern auch noch eine Rücksprache konstruieren, geraten damit direkt ins Visier des Antibetrugsparagrafen. Die Kassen machen deutlich: Eine Belieferung ist nur dann vergütungsfähig, wenn die Verordnung formell korrekt ist – und erkennbar falsche Angaben dürfen nicht akzeptiert werden.

Die Mahnung an die Apotheken ist unmissverständlich – doch sie lenkt auch die Aufmerksamkeit auf ein zentrales Versäumnis: das Fehlen flächendeckender E-Rezept-Nutzung. Dass die Kassen hier die KBV in die Pflicht nehmen, ist bezeichnend. Denn digitale Sicherheitssysteme könnten viele Probleme lösen – wenn sie denn funktionierten. Parallel dazu wird auch der Apothekenversicherungsschutz auf die Probe gestellt. Apothekeninhaber müssen sich fragen, ob ihre Police Retaxationen durch Fälschungsfehler überhaupt abdeckt – und ob eine spezielle Retax-Versicherung in Zeiten gezielter Kassenprüfungen zur Pflichtausstattung gehört.

Doch während sich Apothekenteams gegen neue Prüfwellen rüsten, geht der Blick ins Private. Dort offenbart der Freizeit-Monitor 2025 ein Paradox: Die Deutschen verbringen ihre Freizeit zunehmend im Netz – und verlieren dabei jene Erfüllung, die sie sich eigentlich wünschen. Während 98 Prozent der Befragten das Internet regelmäßig nutzen, geben fast ebenso viele an, lieber mehr Zeit mit Partnern, in der Natur oder beim gemeinsamen Essen verbringen zu wollen. Medien dominieren – doch die Freude bleibt aus. Besonders auffällig: Die Aktivitäten mit dem höchsten Glücksfaktor, etwa körperliche Nähe, Hobbys oder spontane Unternehmungen, finden im Alltag kaum noch statt.

Stattdessen regieren Streaming, Scrolling und Smartphone-Surfen den Tagesablauf. Eine Erklärung liefert der Leiter der Studie, Professor Ulrich Reinhardt: Die Menschen nehmen sich nicht mehr bewusst Zeit für erfüllende Aktivitäten – sie lassen sich treiben. Das führt nicht nur zu unbefriedigenden Tagen, sondern auch zu strukturellen Folgen für Gesundheit und Sozialverhalten.

Dass sich dennoch etwas verändert, zeigt eine andere Zahl: Der Sport erlebt eine Renaissance. Über 50 Prozent der Deutschen treiben wieder regelmäßig Sport – ein Anstieg von fast 20 Prozentpunkten gegenüber 2010. Die Umkehr könnte gelingen, wenn es gelingt, das Gleichgewicht zwischen online und offline, Aktivität und Passivität wiederherzustellen.

Eine Parallele zu dieser Entwicklung zeigt sich im Ernährungsverhalten. Während sich Trends um vegane Alternativen, Low Carb und Superfood drehen, unterschätzen viele Menschen die Bedeutung des Verarbeitungsgrads ihrer Nahrung. Eine neue Studie aus London belegt: Wer sich mit minimal verarbeiteten Lebensmitteln (MPF) ernährt, nimmt doppelt so effektiv ab wie Personen mit einer hochverarbeiteten Ernährung – selbst wenn Makronährstoffgehalt und Kalorien vergleichbar sind. Die Studie in Nature Medicine mit 55 Probanden bestätigt: Die Natürlichkeit der Nahrung hat unmittelbare Auswirkungen auf das Essverhalten, die Sättigung und das Körpergewicht.

Die Teilnehmer, deren Diät aus MPF bestand, verloren durchschnittlich 2,06 Prozent ihres Ausgangsgewichts – doppelt so viel wie unter der Diät mit hochverarbeiteten Produkten (UPF). Die Forscher fordern nun eine Überarbeitung der Ernährungsempfehlungen: Nicht nur der Kaloriengehalt sei entscheidend, sondern die Beschaffenheit und Verarbeitung der Lebensmittel.

Diese neue Evidenz verlangt auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Gewohnheiten in Apothekenberatung und Ernährungskommunikation. Während Kunden nach Nahrungsergänzungsmitteln fragen, liegt der größere Hebel womöglich in der Empfehlung zur Rückkehr zu naturbelassener Ernährung.

Dass technologische Entwicklungen nicht nur zur Belastung, sondern auch zur Linderung beitragen können, zeigt ein innovativer Ansatz in der Rheumatherapie. Ein neu zugelassenes Medizinprodukt der Firma Setpoint Medical stimuliert über ein Implantat den Vagusnerv – und senkt so die Entzündungsaktivität bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis. Die FDA hat das neurotechnologische Gerät für Patientengruppen freigegeben, die auf klassische Biologika nicht ansprechen. In der RESET-RA-Studie zeigte sich eine signifikante Besserung – ohne zusätzliche Immunsuppression.

Noch sind Kosten und Langzeitdaten offen – doch die klinische Wirksamkeit scheint belegt. Damit öffnet sich eine neue Tür im Umgang mit chronischen Entzündungserkrankungen: Regulation statt Blockade, Reflexaktivierung statt Immunsuppression.

Auch im Bereich der Pädiatrie bleibt das Gesundheitsbewusstsein zentral. Immer mehr Eltern suchen Apotheken bei Magen-Darm-Erkrankungen ihrer Kinder auf. Die korrekte Anwendung von Rehydratationslösungen, der gezielte Einsatz von medizinischer Kohle und die Vermeidung unnötiger Diäten sind dabei ebenso wichtig wie Hygiene und Aufklärung. Rotaviren, Noroviren und Salmonellen lassen sich selten vollständig vermeiden – doch die richtige Handlung im Akutfall kann Dehydratation und Komplikationen verhindern.

Nicht zuletzt wirft eine neue Analyse aus den USA ein Schlaglicht auf ein relevantes Sicherheitsrisiko bei älteren Schmerzpatienten: Die Anwendung von Pregabalin – oft verordnet bei neuropathischen Schmerzen – ist mit einem signifikant erhöhten Risiko für Herzinsuffizienz verbunden. Die retrospektive Studie mit über 246.000 Medicare-Versicherten zeigt: Gegenüber Gabapentin liegt das HI-Risiko unter Pregabalin um bis zu 85 Prozent höher – vor allem bei kardiovaskulär vorbelasteten Patienten. Die EMA warnt bereits.

Die Summe dieser Entwicklungen zeigt, wie sehr Präzision, Aufmerksamkeit und Struktur heute über Sicherheit und Lebensqualität entscheiden – sei es in der Apotheke, im Wohnzimmer, auf dem Teller oder im Herzmuskel.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

Vielleicht liegt die eigentliche Wahrheit nicht in den einzelnen Fakten, Zahlen oder Mechanismen, sondern in der Art, wie sie sich berühren – Rezeptfälschung, Retaxation, Freizeitverlust, Nahrungsverarbeitung, Schmerz, Regulation. All das wirkt wie ein Mosaik, das erst im Rückblick seine Kontur preisgibt: Ein System, das immer schneller kontrollieren will, verliert das Gespür für Vertrauen. Eine Gesellschaft, die sich permanent ablenkt, verliert den Zugang zu echter Freude. Und ein Mensch, der sich in Prozessen verliert, verliert die Fähigkeit zur Haltung. Die Magie liegt nicht in der Technik, nicht im Ablauf, nicht im Vertrag – sie liegt in der Entscheidung, genau hinzusehen. In dem Moment, in dem wir uns weigern, blind zu folgen. In der Minute, in der eine Apothekerin trotz Stress ein Rezept prüft, ein Vater das Smartphone beiseitelegt, eine Patientin sich für natürliche Nahrung entscheidet. Dann entsteht nicht nur Wirkung – sondern Sinn. Vielleicht beginnt Verantwortung genau dort, wo wir nicht mehr fragen, was uns erlaubt ist, sondern was uns entspricht. Und vielleicht endet jeder echte Fortschritt nicht mit einem besseren System, sondern mit einem besseren Blick auf uns selbst.