Expansion gezielt steuern, Sicherheit konsequent stärken, Prävention strategisch verankern

Source: Deutsche Nachrichten
 

Apotheken-News: Bericht von heute

Von gezielten Standortentscheidungen über konsequenten Einbruchschutz bis hin zur Spezialisierung auf Leistungen, die Profil und Kundenbindung zugleich stärken, reicht das Spektrum, mit dem Apotheken im Wettbewerb belastbar werden. Wer Belastungsspitzen im Alltag aktiv steuert, steuerliche und marktpolitische Hebel wie eine mögliche Mehrwertsteuersenkung klug nutzt und rechtliche Risiken durch dokumentierte Prävention begrenzt, schafft Stabilität in unsicheren Zeiten. Das OLG-Celle-Urteil zum vergessenen Haupthahn zeigt, dass Sorgfaltspflichten ernst zu nehmen sind, Verhältnismäßigkeit aber gewahrt bleiben muss. Prävention endet nicht beim Versicherungsschutz: Schlafmangel wirkt leise, untergräbt Konzentration und Gesundheit – auch im Team. Stärke entsteht, wenn Standort, Sicherheit, Spezialisierung, Führung und Finanzen ineinandergreifen; dann wird aus täglicher Improvisation belastbare Strategie. Und manchmal ist es nicht das Offensichtliche, sondern das, was zwischen den Sätzen wirkt, das am Ende über Sicherheit, Vertrauen und Bestand entscheidet.

Wer im Apothekenmarkt heute noch wächst, tut das nicht aus Zufall, sondern aus strategischem Kalkül. In Bielefeld hat Apotheker Hauke Stange gezeigt, wie diese Haltung in der Praxis aussieht: Nachdem er 2022 zwei von drei Apotheken schließen musste, entschied er sich nicht für Rückzug, sondern für gezielten Angriff – in Form eines neuen Standorts im Kaufland Bielefeld-Mitte. Dort, wo die Frequenz hoch, die Sichtbarkeit gegeben und die Wege kurz sind, investierte er nach umfangreichen Umbauten in eine Offizin, die nicht nur modern, sondern auch auf den geänderten Kundenstrom zugeschnitten ist. Die Expansion mitten im Handel zeigt, dass Standortpolitik nicht nur ein Immobilienthema ist, sondern eine Antwort auf die Frage: Wo entsteht die meiste Zukunft für mein Geschäftsmodell? Wer diesen Weg geht, muss investieren – in Umbau, Technik, Personal – und gleichzeitig ein Gefühl für Mikro­lagen entwickeln, in denen Frequenz und Zielgruppe zueinander passen.

Doch selbst der beste Standort nützt wenig, wenn er nicht geschützt ist. Einbrüche in Apotheken sind schneller Realität, als viele glauben wollen. Profis brauchen oft nur wenige Minuten – und oft sind die Spuren nicht nur materieller Natur, sondern hinterlassen auch ein Gefühl von Unsicherheit im Team. Der wirksamste Schutz kombiniert mechanische Barrieren – wie geprüfte Türen, Sicherheitsverglasung und Fenstersicherungen – mit digitalen Systemen wie Alarmanlagen mit direkter Aufschaltung zur Polizei, Bewegungsmeldern und Videoüberwachung mit Cloud-Speicherung. Entscheidend ist auch die Organisation: klare Schließroutinen, zeitversetzte Anwesenheit bei Öffnung und Schließung, Beleuchtungskonzepte zur Abschreckung. Versicherer honorieren solche Maßnahmen – nicht selten ist ein moderner Sicherheitsstandard die Voraussetzung, um im Schadenfall eine reibungslose Regulierung zu erhalten. Hier zeigt sich die Parallele zu juristischen Fällen: Wer seine Obliegenheiten kennt und dokumentiert, reduziert das Risiko, dass sich der Versicherer nach einem Vorfall auf Leistungskürzung beruft.

Neben Standort und Sicherheit wächst die Bedeutung der Spezialisierung. Der aktuelle Apokix belegt: 43 Prozent der Apotheken haben sich bereits spezialisiert, weitere 12 Prozent sind in der Umsetzung. Vor allem in Regionen mit hoher Apothekendichte setzt die Hälfte der Betriebe auf ein klar definiertes Profil. Ob Hautgesundheit, Impfberatung, Ernährungscoaching oder Medikationsanalyse – Spezialisierung schafft Wiedererkennung, rechtfertigt Preispunkte und stärkt die Kundenbindung. Doch Spezialisierung muss gelebt werden: Fortbildung, sichtbare Angebotskommunikation, Prozessanpassung und die konsequente Integration ins Alltagsgeschäft entscheiden, ob aus einem Marketingversprechen ein Alleinstellungsmerkmal wird. Halbherzigkeit wirkt hier wie ein Schild ohne Fundament – sie kostet Geld und Reputation.

Hinter dieser Dynamik steht eine Realität, die viele Inhaber belastet: Der Beruf hat sich in den letzten 20 Jahren vom erfüllenden Leitungsauftrag zu einem Kraftakt gewandelt. 60-Stunden-Wochen, Bürokratie, Lieferengpässe, wirtschaftlicher Druck und der ständige Spagat zwischen Kundenanspruch und Personalengpässen lassen Familie und Freizeit oft auf der Strecke bleiben. Dauerstress erhöht die Fehleranfälligkeit, schwächt die Gesundheit und kann langfristig zur Geschäftsgefährdung werden. Ein belastungsfähiger Betrieb braucht Strukturen: Delegation, klare Verantwortlichkeiten, digitale Unterstützung in Routinetätigkeiten und das bewusste Setzen von Grenzen zwischen Arbeit und Erholung. Hier entscheidet Führung nicht nur über wirtschaftliche Ergebnisse, sondern über die Fähigkeit des Teams, über Jahre leistungsfähig zu bleiben.

Auch das Steuerrecht mischt im Apothekenalltag mit – oft unsichtbar, bis es teuer wird. Das aktuelle Urteil des Bundesfinanzhofs zum gewerblichen Grundstückshandel zeigt, wie schnell aus privaten Immobilienaktivitäten eine steuerpflichtige Unternehmung wird, wenn Verkäufe innerhalb der Fünf-Jahres-Frist erfolgen. Für Apothekeninhaber, die parallel im Immobilienmarkt aktiv sind, ist diese Grenze essenziell. Eine saubere steuerliche Planung verhindert nicht nur unerwartete Nachzahlungen, sondern schützt auch die Liquidität, die im Kerngeschäft benötigt wird.

Über das Steuerrecht hinaus lohnt der Blick auf Preis- und Marktpolitik. Die Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie hat gezeigt, wie steuerliche Anpassungen eine Branche direkt entlasten können. Übertragen auf Apotheken würde eine Reduzierung von 19 auf 7 Prozent bei Rx-Arzneimitteln die Kostenträger um rund 7,8 Milliarden Euro entlasten – und könnte gleichzeitig eine Honorarerhöhung leichter durchsetzbar machen. Auch apothekenpflichtige Non-Rx-Arzneimittel könnten profitieren. Politisch erfordert das Mut und klare Kommunikation: Warum sollte ein Bier oder Restaurantessen steuerlich günstiger sein als ein lebenswichtiges Medikament? Der Vergleich ist einprägsam und öffnet Diskussionsräume.

Rechtliche Risiken sind ein weiteres Feld, in dem Prävention Gold wert ist. Das Urteil des OLG Celle zum „vergessenen Haupthahn“ macht deutlich, wie Obliegenheitsverletzungen wirken: Ein leerstehendes, als ungenutzt geltendes Haus, ein nicht abgesperrter Wasseranschluss, ein massiver Schaden. Der Versicherer kürzte um 80 Prozent, das Gericht begrenzte auf ein Drittel. Die Botschaft: Grobe Fahrlässigkeit bleibt teuer, rechtfertigt aber keine vollständige Leistungsfreiheit, wenn kein Vorsatz vorliegt. Übertragen auf Apotheken heißt das: Präventive Maßnahmen – von Kühlkettenkontrolle bis Einbruchschutz – müssen konsequent umgesetzt und dokumentiert werden, um im Schadensfall nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Prävention betrifft auch die Gesundheit der Inhaber und ihrer Teams. Schlafmangel ist kein Luxusproblem, sondern ein Risikofaktor für Adipositas, Diabetes und Leistungseinbußen. Studien belegen: Wer regelmäßig zu wenig schläft, steigert sein Risiko für Übergewicht deutlich – bei Kindern ebenso wie bei Erwachsenen. Für Apothekenpersonal, das Schichtdienste, Notdienste und lange Arbeitstage kennt, ist Schlafhygiene eine Investition in Leistungsfähigkeit, Konzentration und Fehlervermeidung.

Alle diese Achsen – Expansion, Sicherheit, Spezialisierung, Belastungssteuerung, steuerliche Strategie, Preis- und Marktpolitik, rechtliche Prävention und gesundheitliche Fürsorge – ergeben zusammen ein robustes Zukunftsmodell. Sie sind keine isolierten Projekte, sondern Zahnräder, die ineinandergreifen müssen, um den Betrieb stabil zu halten.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.
Manchmal entscheidet ein Handgriff über tausende Euro – und über das juristische Gleichgewicht zwischen Pflicht und Schutz. Das Urteil aus Celle zeigt, dass Vergessen teuer werden kann, aber das Recht auch dann nicht blind für Maß und Mitte ist.