ZF profitiert von globalen Megatrends: Weltmarktführer bei Pkw-Chassis-Technologie

Source: Deutsche Nachrichten

  • Softwaredefiniertes Fahrzeug, automatisiertes Fahren und E-Mobilität: Alle globalen Megatrends führen zu einem Bedeutungszuwachs von Chassis-Technologie
  • ZF ist schon heute mit seinem modularen Chassis 2.0-Ansatz erfolgreich: Intelligente Aktuatoren plus Systemkompetenz und Software-Knowhow eröffnen neue Wachstumspotentiale
  • ZF erfolgreich mit traditionellen Volumenherstellern, aufstrebenden asiatischen Herstellern und jungen Start-ups 

Auf seinem Chassis Tech Day im Vorfeld der IAA Mobility 2025 gibt ZF am 10. Juli Einblicke in Technologie und Strategie im Geschäft mit der Pkw-Chassis-Technologie, einem der Kernbereiche des Konzerns. Der Weltmarktführer profitiert von einem Bedeutungszuwachs der Fahrwerk-Technologie, der durch die Zukunftstrends Elektro-Mobilität, software-definiertes Fahrzeug und automatisiertes Fahren angetrieben wird. Mit intelligenten Aktuatoren sowie mit System- und Software-Know-how bedient ZF weltweit die Nachfrage nach neuen Fahrfunktionen – und gewinnt neue Kundenaufträge rund um den Globus. 

Das software-definierte Fahrzeug wird immer konkreter. Neue leistungsfähige Zentral- oder Domänencontroller bündeln schon heute gesamthaft die Steuerung mehrerer Komponenten – unter anderem für das Fahrwerk, also Bremse, Lenkung und Dämpfung. „Von diesem Trend profitieren wir bei ZF doppelt“, erklärt Dr. Peter Holdmann, Mitglied des ZF-Vorstands und verantwortlich für die Pkw-Fahrwerktechnik: „Einmal durch die absehbar steigende, internationale Nachfrage nach systemfähigen Komponenten, etwa nach unseren Steer-by-Wire- oder Brake-by-Wire-Lösungen. Außerdem durch den Bedarf an attraktiven Funktionen, die das Zusammenspiel der Komponenten optimal und mit hohem Nutzen für die Endkunden regeln.“

Chassis 2.0: starke Marktposition bei vernetzungsfähigen Produkten
Chassis 2.0, so nennt ZF seinen Technologie-Ansatz, der dank intelligenter und vernetzungsfähiger Aktuatoren neue Fahrwerkfunktionen mittels Software möglich macht. Alle Produkte hat die ZF-Division Chassis Solutions schon heute im Programm. Im Mittelpunkt steht dabei die Industrialisierung der by-Wire-Technologien, bei der insbesondere Bremsen und Lenkungen keine mechanische Verbindung mehr zwischen Lenkrad und Lenkgetriebe oder zwischen Bremspedal und Bremse haben. Zum Jahresbeginn ging mit dem NIO ET9 erstmals ein Fahrzeug mit einer reinen Steer-by-Wire-Lenkung auf dem chinesischen Markt in Serie, die Technik stammt von ZF. Zwei weitere Aufträge von chinesischen Automobilherstellern liegen bereits vor. Einen zusätzlichen Auftrag konnte ZF von Mercedes-Benz gewinnen, die Serienproduktion startet 2026.

Zum Chassis 2.0-Produktspektrum von ZF zählen ebenso aktive und semiaktive Dämpfungssysteme. Mit dem aktiven Fahrwerksystem sMOTION beendet ZF einen alten Zielkonflikt bei der Auslegung von Pkw-Fahrwerken: Stabilität und Dynamik auf der einen und Komfort auf der anderen Seite lassen sich dank sMOTION bestens vereinbaren. Bereits vor 25 Jahren kam das erste semiaktive CDC-System auf den Markt. Hier bedient ZF heute 40 Prozent des Weltmarktes. Noch größer ist die Marktposition von ZF bei der Hinterachslenkung AKC. Mit ihr erreichte das Unternehmen im Jahr 2024 weltweit einen Marktanteil von 73 Prozent, in Asien kommt ZF sogar auf eine Abdeckung von 80 Prozent. 

„Mit unserem Chassis 2.0-Ansatz treffen wir aktuelle Marktanforderungen passgenau“, erklärt Dr. Peter Holdmann. „Wir rechnen damit, dass wir allein mit diesem Teil unseres Produktspektrums bis zum Ende dieses Jahrzehnts etwa 33 Prozent des Weltmarktes beliefern und dabei einen Umsatz von insgesamt 4,8 Mrd. Euro erzielen werden. Wir werden in allen wichtigen Marktsegmenten unseres Chassis 2.0-Portfolios künftig markt- und technologieführende Positionen einnehmen.“

Das Chassis 2.0-Produktprogramm ist für alle Kundengruppen attraktiv – wie die jüngsten Aufträge beweisen: Schon heute erhält ZF Zuschläge sowohl von global aktiven europäischen und nordamerikanischen Volumenherstellern als auch von dynamischen chinesischen OEMs sowie jungen Start-ups, die auf einen Nischenmarkt zielen. 

Software-Kompetenz – entkoppelt von der Hardware
Als einer der wenigen Technologiepartner bietet ZF seinen Kunden Software-Know-how unabhängig davon an, ob auch die entsprechenden Aktuatoren zum Lieferumfang gehören. Schlüssel dafür ist die Software-Plattform cubiX, die alle an der Längs-, Quer- und Vertikaldynamik beteiligten Komponenten über eine gemeinsame, einheitliche Steuerungslogik nahtlos anspricht und sie harmonisch nach den Vorgaben des Herstellers steuert – auch wenn ein Teil der dazu notwendigen und im jeweiligen Auto verbauten Fahrwerkkomponenten nicht von ZF stammt. Der Technologiekonzern bietet cubiX bereits in Serie an und geht nun einen weiteren konsequenten Schritt mit dem Entwickler-Tool cubiX Tuner: Als intuitiv bedienbares Tool für Fahrzeughersteller berechnet es die Abhängigkeiten der Aktuatoren zueinander automatisch. So lässt sich ein Steuergerät mit nur wenigen Klicks mit der „Marken-DNA“ des Herstellers bespielen. Die Produktneuheit hilft somit Ingenieuren bei der komplexen Arbeit der Fahrwerkkalibrierung – und bringt damit einen enormen Mehrwert auch im Hinblick auf die Entwicklungszeiten. „Wir erfüllen damit eine zentrale Anforderung von Kunden aus allen, insbesondere den asiatischen Märkten, die Geschwindigkeit von Entwicklungsprozessen zu erhöhen und die Kosten zu reduzieren“, erklärt Philippe Gasnier, Entwicklungsleiter der Division Chassis Solutions. 

„Fitness-Tracker“ im Chassis – dank des Zusammenspiels von Daten, Software und Steuerung
Wie eng das Zusammenspiel von Hardware-Kompetenz und Software-Know-how bei ZF angesichts der Nachfrage nach neuen Fahrwerk-Funktionen ist, macht ein aktuelles Produktbeispiel deutlich: der Smart Chassis Sensor. Es ist ein in einem Kugelgelenk integrierter Sensor, der die Relativbewegung des Fahrzeugaufbaus misst. Der Sensor, mit dessen Daten bereits wesentliche Fahrwerkfunktionen gesteuert werden können, ist dieses Jahr im Cadillac CELESTIQ in Serie gegangen. 

In einer Weiterentwicklung, die ZF nun vorstellt, kann auch die Beschleunigung des Fahrwerks in drei Dimensionen gemessen werden. Dank dieser hochaufgelösten Daten sind weitere Funktionen möglich, beispielsweise im Rahmen des „Chassis Health“-Konzepts von ZF: Die Beschleunigungsdaten aus dem Smart Chassis Sensor dokumentieren durchgängig die Impulse auf Fahrwerk und Fahrzeugaufbau. Algorithmen rechnen in Echtzeit hoch, welche Auswirkungen diese Ereignisse auf die Funktion des Fahrwerks haben könnten. Das Zusammenspiel von Hard- und Software ermöglicht eine kontinuierliche Zustandsüberwachung von Fahrwerkskomponenten in Echtzeit. Die über eine Vehicle-Cloud-Anbindung übermittelten Daten werden über standardisierte Schnittstellen übertragen und durch KI-gestützte Algorithmen analysiert. Diese Lösung liefert wichtige Informationen über mechanische Belastungen und sicherheitsrelevante Zustände des Fahrwerks – quasi wie ein „digitaler Fitness-Tracker“. Durch die Integration in Backend-Systeme ermöglicht das ZF „Chassis Health“-Konzept damit eine datengetriebene Entwicklung und reduziert ungeplante Stillstände und Werkstatt-Besuche. 

Auf dem Chassis Tech Day 2025 in Friedrichshafen zeigt ZF seine Kompetenzen und sein Portfolio der Chassis-Technologie anhand von Versuchsträgern und Serienfahrzeugen. So kann auch erstmalig in Europa der ET9 von NIO gefahren werden. ZF liefert bei diesem Fahrzeug sowohl den Lenkrad-Aktuator zum Lenken und zur Darstellung des Lenkgefühls als auch den redundanten Lenkgetriebe-Aktuator sowie die dazugehörige Software. Die Limousine fährt damit ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Vorderrädern.