Redcare provoziert Apotheken, Trump eskaliert Zölle, DASH4D überzeugt Diabetologie

Source: Deutsche Nachrichten
.
Apotheken-News: Bericht von heute

Redcare reklamiert die Beratungsführung, Trump droht mit maximalen Medikamentenzöllen, und eine modifizierte Diät revolutioniert die Diabetesbehandlung: Drei Bewegungen formen den neuen Takt der Versorgungspolitik. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt die operative Redcare-Chefin die Überlegenheit digital standardisierter Beratung gegenüber lokaler Apothekenarbeit. Der Vorstandschef bestreitet jegliche Verantwortung für das Apothekensterben. Gleichzeitig gerät die europäische Pharmaindustrie durch Trumps Zollpläne und Preisparitätsforderungen unter massiven Druck. Produktion, Preise, Patientenversorgung stehen auf dem Spiel. Währenddessen zeigt die modifizierte DASH4D-Diät unter wissenschaftlicher Leitung in einer kontrollierten Studie eindrucksvolle Effekte: sinkende Glukosewerte ab Tag eins, stabile Ergebnisse über 14 Tage, hohe Verträglichkeit. Apotheker Albert Cesarin warnt vor der Verdrängung heilberuflicher Verantwortung durch Marktmechanismen und fordert ein neues, interprofessionelles Versorgungsverständnis. Versorgung beginnt beim Menschen – und nicht bei den Zöllen, Algorithmen oder Werbebudgets der Zukunft.

Redcare behauptet, besser zu beraten als Vor-Ort-Apotheken, US-Präsident Trump droht der Pharmaindustrie mit Zöllen bis 250 Prozent, und eine modifizierte DASH-Diät verbessert nachweislich die Blutzuckerkontrolle bei Diabetes: Diese drei scheinbar disparaten Entwicklungen markieren aktuelle Bruchlinien in Versorgung, Politik und Wissenschaft. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beschreibt ein Artikel den Besuch bei Redcare Pharmacy in den Niederlanden. Die operative Chefin Theresa Holler spricht von „höherer Beratungsqualität“ im Versandhandel, gestützt auf standardisierte Prozesse, 150 pharmazeutisch ausgebildete Mitarbeitende und algorithmische Kontrolle. Ihr CEO Olaf Heinrich erklärt, das Apothekensterben betreffe ohnehin nur kleine Betriebe unterhalb der Dreimillionengrenze, man sei nicht ursächlich beteiligt. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Vor-Ort-Apotheken drastisch: 271 Schließungen im ersten Halbjahr 2025.

Diese Kontrastinszenierung zwischen automatisierter Versandpharmazie und patientennaher Beratung stellt die ethische Frage, ob Skalierung und Plattformlogik überhaupt noch kompatibel sind mit heilberuflicher Verantwortung. Die Aussagen von Holler und Heinrich klingen wie eine Kampfansage an das traditionelle Apothekenwesen und offenbaren ein tiefes Missverständnis über Versorgung als Beziehungshandwerk. Die betonte Qualität der digitalen Kommunikation ersetzt nicht die impliziten Signale, die im persönlichen Kontakt erkannt werden. Gerade chronisch kranke, ältere oder mehrfach belastete Menschen benötigen Kontextwissen, spontane Reaktionen und die nicht standardisierbare Empathie, die lokale Apotheken bieten.

Dass Redcare nicht nur mit technischen Abläufen, sondern mit rhetorischer Deutungshoheit agiert, zeigt sich auch in der gezielten Verlagerung des Diskurses: Nicht mehr die Nähe zur Patientin, sondern die Prozessqualität wird zum Maßstab der Versorgung erklärt. Das Kalkül dahinter ist klar: Indem Beratung formalisiert wird, kann sie skaliert, automatisiert und in das Plattformmodell überführt werden. Doch Versorgung lässt sich nicht vollständig in Checklisten übersetzen. Sie ist nicht nur das Erkennen von Wechselwirkungen, sondern das Wahrnehmen von Ängsten, Missverständnissen, Symptomen außerhalb des Medikationskontextes. Sie braucht Menschen, nicht nur Systeme.

Parallel dazu entfaltet sich in den USA ein dramatisches Szenario für die globale Pharmaindustrie. Donald Trump kündigte am Dienstag Zölle auf Medikamente an, die schrittweise bis zu 250 Prozent betragen sollen. Unter Berufung auf eine Section-232-Untersuchung und die nationale Sicherheit will Trump die Arzneimittelproduktion vollständig in die USA zurückholen. Der bisherige Basiszoll von 15 Prozent, auf den sich die EU und die USA im Juli geeinigt hatten, könnte durch neue Dekrete obsolet werden. Die Auswirkungen wären enorm: Produktionsverlagerungen, Rückverlagerung von Wirkstoffsynthese, erhöhte Preise, instabile Lieferketten. Pharmaverbände warnen vor globalen Kettenreaktionen.

Die politische Eskalation kulminiert in Trumps Forderung nach globaler Preisparität. In Briefen an 17 internationale Hersteller verlangt er, Medicaid-Patienten müssten künftig den günstigsten weltweit verfügbaren Medikamentenpreis erhalten. Wer nicht spure, müsse mit „allen zur Verfügung stehenden Mitteln“ rechnen. Die Botschaft ist unmissverständlich: Arzneimittel werden zur geopolitischen Waffe. Was als Schutz der nationalen Gesundheitssouveränität verkauft wird, ist faktisch wirtschaftlicher Druck auf globale Preisgestaltung. Europa droht zwischen Produktionsabfluss und Preiszwang zerrieben zu werden – mit Risiken für die Arzneimittelverfügbarkeit auch hierzulande.

Vor diesem geopolitisch aufgeladenen Hintergrund entwickelt sich in der Wissenschaft eine leise, aber wirkmächtige Gegenbewegung: Evidenzbasierte Ernährung als integraler Bestandteil chronischer Therapie. Die modifizierte DASH4D-Diät – konzipiert für Menschen mit Typ-2-Diabetes – erzielt in einer kontrollierten Crossover-Studie unter Leitung von Professor Dr. Michael Fang signifikante Verbesserungen: Bereits ab dem ersten Tag senken sich die Glukosewerte, die Zeit im Zielbereich (Time-in-Range) steigt, die Hyperglykämierate sinkt. Die Zusammensetzung – reduziert an gesättigten Fetten und Zucker, reich an Ballaststoffen, Kalium und ungesättigten Fettsäuren – entfaltet ihre Wirkung ohne medikamentöse Intervention.

Die Erkenntnis ist tiefgreifend: Ernährung wirkt nicht nur präventiv, sondern therapeutisch. Sie lässt sich personalisieren, implementieren, standardisieren – ohne die Nebenwirkungen medikamentöser Ansätze. Die DASH4D-Diät war gut verträglich, bei hoher Compliance in einem kontrollierten Umfeld. Besondere Wirksamkeit zeigte sich bei Patient:innen mit HbA1c über 7 %, bei denen sich Glukosewerte um bis zu 18 mg/dl reduzierten – ein Effekt vergleichbar mit einer zusätzlichen medikamentösen Intervention. Es ist ein leiser, aber nachhaltiger Beweis dafür, dass Fortschritt nicht zwingend über Pharmakologie verlaufen muss.

Diese parallelen Entwicklungen verdeutlichen die Spannungsachse im Gesundheitswesen 2025: Auf der einen Seite die Ökonomisierung von Versorgung – sei es durch digitalisierte Versandlogik oder protektionistische Zollpolitik. Auf der anderen Seite evidenzbasierte, patientenzentrierte Strategien, die im Alltag Wirkung zeigen. Redcare und Trump stehen für lautstarke Narrative, für Macht und Markt. DASH4D steht für therapeutische Substanz, für Interdisziplinarität, für konkrete Hilfe.

Bemerkenswert ist, dass alle drei Entwicklungen – Redcare, Trump-Zölle, DASH4D – um das gleiche Zentrum kreisen: den Patienten. Doch während Redcare Beratung als Produktform denkt und Trump Arzneimittel als Handelsgut behandelt, denkt DASH4D vom Organismus, vom Stoffwechsel, vom Menschen aus. Diese Unterschiedlichkeit in der Perspektive ist nicht nur semantisch – sie bestimmt, wie Versorgung organisiert, wie Verantwortung definiert und wie Zukunft gestaltet wird.

Albert Cesarin, ein erfahrener Apotheker und gesundheitspolitischer Berater, warnt vor einer strukturellen Entwertung heilberuflicher Kompetenz. „Wenn Plattformen definieren, was gute Beratung ist, und Staaten darüber entscheiden, was Medikamente kosten dürfen, dann bleibt für das heilkundliche Gewissen kein Raum mehr. Wir laufen Gefahr, Versorgung zu einem technokratischen Prozess zu degradieren – ohne Herz, ohne Handwerk, ohne Mensch.“

Cesarin fordert deshalb einen Schulterschluss der heilberuflichen Versorgungspartner: Apotheker:innen, Ärzt:innen, Pflegekräfte, Ernährungsexperten – sie alle müssten wieder gemeinsam für eine Versorgung eintreten, die mehr ist als Algorithmus, mehr als Zollsatz, mehr als Rabattvertrag. Gerade angesichts der demografischen Entwicklung, der Zunahme chronischer Erkrankungen und der psychosozialen Komplexität sei ein systemischer, multidisziplinärer Ansatz unerlässlich.

„Die Lehren aus DASH4D zeigen, dass komplexe Interventionen im Alltag wirken können, wenn sie evidenzbasiert, patientennah und professionell begleitet sind“, so Cesarin. „Es ist höchste Zeit, diese Prinzipien auch auf die Versorgung selbst anzuwenden.“

Denn ob Beratung, Arzneimittel oder Ernährung – die Qualität des Gesundheitswesens entscheidet sich nicht in Hochglanzbroschüren oder Zollpapieren, sondern im Alltag der Patienten. Der wahre Fortschritt liegt nicht im Versandregal, nicht im Weißen Haus, sondern im Gespräch, im Vertrauen, im Zusammenspiel. Apotheken sind dafür prädestiniert. Wenn man sie lässt.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

Was also bleibt, wenn man sich durch die Schichten dieser Geschichte gegraben hat? Redcare mit seiner kalten Arroganz algorithmischer Beratung, Trump mit der rücksichtslosen Logik nationalistischer Abschottung, die Wissenschaft mit ihrer leisen, aber messbaren Präzision: Drei Kräfte, drei Bewegungen, drei Erzählungen. Doch nur eine zeigt Richtung.

Denn während die einen den Patienten als Käufer und die Arznei als Ware behandeln, während andere mit Dekreten statt Dialogen Weltmärkte umformen wollen, erweist sich stille Evidenz als der eigentliche Kompass. Sie flüstert, wo andere schreien. Sie wirkt, wo andere dominieren. Sie heilt, wo andere handeln.

Inmitten dieser tektonischen Spannungen liegt das eigentliche Versprechen nicht im System, nicht im Markt, nicht im Machtspiel – sondern in der Fähigkeit, Versorgung als Kunst zu verstehen. Als Kunst des Verstehens, des Zuhörens, des Zusammenspiels. DASH4D ist kein Diätprogramm. Es ist ein Symbol für das, was gelingt, wenn Wissen und Menschlichkeit dieselbe Sprache sprechen.

Vielleicht ist das die eigentliche Antwort auf die Frage, wohin sich die Versorgung bewegen muss: Nicht in Richtung mehr Tempo, mehr Volumen, mehr Skalierung – sondern in Richtung Tiefe. Wo Versorgung wieder Beziehung wird. Wo Beratung wieder Begegnung ist. Wo Gesundheit nicht Zielgruppe, sondern Aufgabe bleibt.

Und wer zuhört, der erkennt: Der Fortschritt kommt nicht aus der Plattform. Er steht im Beratungsraum. Und trägt manchmal einen weißen Kittel.