Source: Deutsche Nachrichten
Mit dem neuen Green Global Energy Bond 2025/31 (ISIN: DE000A4DFW53) setzt die reconcept Group mit einem Emissionsvolumen von bis zu 25 Mio. Euro derzeit ihre bislang größte Kapitalmarkttransaktion um. Erstmals als Green Bond klassifiziert, fließen die Anleihe-Mittel ausschließlich in Photovoltaik-, Wind- und Batteriespeicherprojekte in den Kernmärkten der Unternehmensgruppe. Im Interview mit dem Anleihen Finder spricht reconcept-Geschäftsführer Karsten Reetz u.a. über die Idee hinter der aktuellen Emission sowie die Bedeutung des Green-Bond-Labels.
Anleihen Finder: Hallo Herr Reetz, Sie bieten mit dem Green Global Energy Bond Ihre volumentechnisch bislang größte Anleihe an. Nur kurz, was ist die zentrale Idee hinter diesem Bond und warum gerade jetzt?
Karsten Reetz: Der Green Global Energy Bond ist ein weiterer strategischer Meilenstein für reconcept. Wir nutzen damit unsere über 25-jährige Erfahrung in der Entwicklung und Finanzierung Erneuerbarer-Energien-Projekte, um unser Wachstum national wie international zu beschleunigen. Die Mittel fließen in Photovoltaik-, Wind- sowie Stand-alone- und Co-located-Batteriespeicherprojekte in unseren drei Fokusmärkten Deutschland, Finnland und Kanada. Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt, weil wir eine starke Pipeline von über 10 Gigawatt aufgebaut haben, die in den nächsten Jahren konsequent realisiert werden soll.
Anleihen Finder: Der neue Green Global Energy Bond wurde erstmals als Green Bond klassifiziert. Welche Kriterien müssen dabei erfüllt werden und welche Bedeutung hat dieses Label für reconcept und für Investoren?
„Für Investoren bedeutet der Green-Bond-Status Transparenz, Glaubwürdigkeit und ökologische Wirkung“
Karsten Reetz: Mit dem Green Global Energy Bond erfüllen wir erstmals sämtliche Kriterien der Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA). Diese sehen klare Anforderungen an die Mittelverwendung, das Reporting und die externe Prüfung vor. Wir haben unser Green Bond Framework entwickelt und durch eine unabhängige Second Party Opinion bestätigen lassen, dass unsere Anleihe vollständig den Green-Bond-Kriterien entspricht. Konkret bedeutet das: Die Mittel fließen ausschließlich in nachhaltige Projekte aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz – und zwar in Photovoltaik, Windkraft und Batteriespeicherlösungen. Für Investoren bedeutet der Green-Bond-Status Transparenz, Glaubwürdigkeit und ökologische Wirkung. Sie können sicher sein, dass ihre Mittel messbar zum Klimaschutz beitragen. Das ist grundsätzlich bei allen reconcept-Anleihen so – nun aber auch erstmals durch externe Prüfung bestätigt. Für reconcept selbst ist die Klassifizierung ein logischer Schritt der Unternehmensentwicklung: Wir sind seit über zwei Jahrzehnten im Erneuerbare-Energien-Markt erfolgreich aktiv, und mit dem Green-Bond-Status verankern wir Nachhaltigkeit nun auch institutionell auf Kapitalmarktebene. Das stärkt unser Profil als verlässlicher Emittent und öffnet neue Investorenkreise, die gezielt nach ESG-konformen Anlagen suchen.
Anleihen Finder: Es gibt zudem eine begrenzte börsliche Zeichnungsphase bis zum 24. Oktober. Neu ist, dass die Anleihe direkt nach der Emission in den Handel einbezogen werden soll. Warum haben Sie sich für dieses Format entschieden und welche Vorteile bietet es Anlegern?
Karsten Reetz: Uns ist wichtig, die Zeichnung unserer Anleihe für Anleger so einfach wie möglich zu gestalten – insbesondere, weil die Angebotsfrist diesmal deutlich kürzer ist als gewohnt. Deshalb haben wir uns für DirectPlace entschieden: So können interessierte Anleger bequem über teilnehmende Depotbanken zeichnen. Zusätzlich besteht noch bis zum 23. Oktober die Möglichkeit, Kaufanträge über unsere Webseite www.reconcept.de/ir mittels des bereitgestellten Links zur digitalen Zeichnungsstrecke oder des dort ebenfalls verfügbaren Zeichnungsscheins zu übermitteln. Das vergleichsweise kurze Zeichnungsfenster ist bewusst gesetzt, um institutionelle Investoren über unseren Partner M.M.Warburg & CO sehr fokussiert anzusprechen und somit die Investorenbasis zu diversifizieren. Diese Struktur trägt unserem Anspruch Rechnung, die Kapitalmarkterfahrung von reconcept zum Nutzen unserer Anleger einzusetzen und uns stetig weiterzuentwickeln.
Anleihen Finder: Wie ist bislang das Feedback der Investoren im Hinblick auf die neuen Merkmale der Emission?
„Viele Anleger begrüßen, dass wir mit dem Green Global Energy Bond erstmals eine offiziell als Green Bond klassifizierte Anleihe emittieren“
Karsten Reetz: Das Investoren-Feedback ist ausgesprochen positiv. Viele begrüßen, dass wir mit dem Green Global Energy Bond erstmals eine offiziell als Green Bond klassifizierte Anleihe emittieren. Damit wird institutionellen Investoren nun auch auf formaler Ebene bestätigt, was unsere Privatanleger schon lange wissen: reconcept steht für 100 Prozent nachhaltige Investments. Die Second Party Opinion schafft hier zusätzliches Vertrauen und unterstreicht unseren professionellen Auftritt am Kapitalmarkt. Wir sehen zudem, dass sowohl langjährige als auch neue Investoren die Kombination aus klarer Mittelverwendung, attraktiver Verzinsung und nachweisbarer ökologischer Wirkung sehr schätzen. Unser Green Bond wird damit genau als das verstanden, was er sein soll: eine authentische, renditestarke Anlage mit direkter Klimawirkung. Investoren schätzen zudem unseren Impact mit Blick auf das S in ESG. Denn dieser Green Bond bildet den Auftakt für ein neues Spendenprojekt von reconcept. Für jedes Investment von 10.000 Euro, das über reconcept in den Green Global Energy Bond gezeichnet wird, spenden wir 10 Euro an die Stiftung Courageous Kids Malawi. Das Waisenhaus gibt 98 Kindern ein sicheres Zuhause, ein Herzensprojekt, das wir im ersten Schritt mit einer Spende für den Bau einer Solaranlage unterstützen. So verbinden wir über unseren Green Bond nachhaltige Finanzen mit echtem sozialem Impact.
„reconcept steht für 100 Prozent nachhaltige Investments“
Anleihen Finder: Sie geben an, dass die Mittel zu rund zwei Dritteln in neue Projekte fließen und maximal ein Drittel in Refinanzierungen. Können Sie konkrete Beispiele für anstehende Projekte nennen?
Karsten Reetz: Die Mittelverwendung folgt einer klar definierten Allokationsstrategie. Rund zwei Drittel des Emissionserlöses fließen in Energieprojekte aus den Bereichen Photovoltaik, Windenergie und Batteriespeicher (BESS). Dabei handelt es sich um Projekte, die sich teils in einer fortgeschrittenen, teils in einer frühen Entwicklungsphase befinden. Wir konzentrieren uns auf Vorhaben mit klarer wirtschaftlicher Tragfähigkeit, gesicherter Flächen- und Netzanschlussbasis sowie nachvollziehbarer ökologischer Wirkung. Der Fokus liegt auf der Umsetzung von Projekten, die sowohl einen stabilen Cashflow generieren als auch messbare CO₂-Einsparungen erzielen. Auf diese Weise wird das Anleihekapital zielgerichtet eingesetzt, um Wachstumschancen im Bereich der nachhaltigen Energieproduktion und -speicherung effektiv zu nutzen.
Anleihen Finder: In welchen Ländern werden die Mittel primär investiert, und welche Technologien (PV, Wind, Speicher) stehen im Vordergrund?
Karsten Reetz: Unsere geografischen Schwerpunkte liegen weiterhin klar in Deutschland, Finnland und Kanada. Diese drei Fokusmärkte sind strategisch komplementär: Deutschland bietet regulatorische Stabilität sowie eine hohe Nachfrage nach Solarprojekten, Onshore-Windanlagen und Energiespeichern.
Finnland überzeugt mit großflächigen Windstandorten und einem zunehmend technologieoffenen Energiemarkt. Dort entwickeln wir neben Wind- und Solarprojekten auch Batteriespeicherlösungen (BESS) sowie zunehmend hybride Konzepte, bei denen Erzeugung und Speicherung intelligent kombiniert werden. Kanada ist ein dynamischer Wachstumsmarkt mit politischer Unterstützung und attraktiven Rahmenbedingungen für Greenfield-Entwicklungen. Hier konzentrieren wir uns derzeit vor allem auf Solar-, Wind- und kombinierte Solar-BESS-Projekte. Unsere breite geografische und technologische Aufstellung reduziert Länder- und Projektrisiken, stabilisiert Erträge und schafft zusätzliche Vermarktungschancen. Damit positionieren wir uns als integrierter Entwickler, der die Energiewende technologisch wie geografisch umfassend begleitet.
Anleihen Finder: Welche Unterschiede gibt es zwischen den Märkten Deutschland, Finnland und Kanada – sowohl in Bezug auf Chancen als auch auf regulatorische Herausforderungen?
„Entscheidend ist unsere Fähigkeit, regulatorische Vielfalt als Vorteil zu nutzen – sie sorgt für Risikostreuung über Märkte und Technologien hinweg“
Karsten Reetz: Deutschland zeichnet sich durch ein stabiles regulatorisches Umfeld und ambitionierte Ausbauziele bei Solar, Wind und BESS aus. Die EEG-Förderung spielt bei Freiflächenanlagen weiterhin eine wichtige Rolle, auch wenn ihre künftige Ausgestaltung sich natürlich ändern kann. Zugleich gewinnen marktorientierte Strukturen wie PPAs an Bedeutung und ergänzen das Fördersystem sinnvoll. Anspruchsvoll bleiben die teils strengen und langwierigen Genehmigungsverfahren. In Finnland ist der Markt deutlich liberaler und flächenstärker. Hier dominieren PPA-basierte Projekte mit langfristigen Lieferverträgen, was institutionelle Investoren besonders schätzen. Große Chancen ergeben sich durch die großzügigen Flächenfreigaben und die vereinfachten Netzanschlüsse, die speziell den Ausbau von Hybrid-Parks fördern. Die besonderen Rahmenbedingungen liegen in den zum Teil spezifischen Genehmigungsverfahren, etwa der sogenannten „Defence-Force“-Prüfung, bei der militärische Interessen berücksichtigt werden müssen. Kanada wiederum bietet ein enormes Flächen- und Wachstumspotenzial, das insbesondere von der Net-Zero-by-2050-Roadmap begünstigt wird. Dass jede Provinz ihr eigenes Energierecht und damit eigene Preisstrukturen hat, ist keineswegs nachteilig. Vielmehr spiegelt sich die ambitionierte Klimapolitik des Landes auf Ebene der Provinzen in attraktiven Einspeise- und Fördermodellen wider. Herausforderungen ergeben sich weniger durch langwierige Verfahren als durch die föderale Struktur: Jede Provinz hat eigene Regelungen, insbesondere bei der Nutzung von Crown Land, wo umfassende Umwelt- und Beteiligungsprüfungen erforderlich sind. Insgesamt schafft dieses System klare Rahmenbedingungen und bietet attraktive Perspektiven für Greenfield-Entwicklungen.
Jeder unserer Fokusmärkte hat somit sein eigenes Chance-Risiko-Profil, das wir durch unsere lokalen Teams und Partnerschaften gezielt bedienen. Entscheidend ist unsere Fähigkeit, regulatorische Vielfalt als Vorteil zu nutzen – sie sorgt für Risikostreuung über Märkte und Technologien hinweg. So entsteht eine gesunde Balance zwischen Stabilität und Wachstum. Genau diese Balance macht reconcept widerstandsfähig und zukunftsstark.
Anleihen Finder: Welche Rolle spielt die Entwicklung von Speicherlösungen – sowohl stand-alone als auch co-located – in Ihrem Geschäftsmodell?
„Für reconcept sind Speicherlösungen nicht nur eine technologische Ergänzung, sondern längst ein strategischer Wachstumstreiber“
Karsten Reetz: Batteriespeicher sind zu einem zentralen Bestandteil unseres Geschäftsmodells geworden, da sie das Bindeglied zwischen Erzeugung und Verbrauch sind – und damit auch der Schlüssel zur Energiewende. Sie ermöglichen, Erneuerbare Energie dann bereitzustellen, wenn sie gebraucht wird, und tragen dadurch erheblich zur Netzstabilität bei. Wir entwickeln derzeit sowohl Stand-alone-BESS-Projekte als auch Co-located-Lösungen, die direkt mit Wind- oder Solarparks gekoppelt sind. Diese Integration schafft wirtschaftliche und technische Synergien. Besonders in Deutschland sehen wir eine stark steigende Nachfrage nach solchen Lösungen – auch getrieben durch die Volatilität der Strompreise. In Kanada und Finnland entstehen ebenfalls attraktive Speicherprojekte, oft im Rahmen von Hybridparks. Speichertechnologien verbessern die Wirtschaftlichkeit von Erneuerbare-Energien-Anlagen, erhöhen die Versorgungssicherheit und ermöglichen neue Geschäftsmodelle im Energiehandel. Für reconcept sind sie damit nicht nur eine technologische Ergänzung, sondern längst ein strategischer Wachstumstreiber.
Anleihen Finder: Sie sprechen von einer internationalen Projektpipeline von über 10 GW. Inwiefern trägt der neue Bond direkt zur Realisierung dieser Pipeline bei? Können Sie uns einen Ausblick geben, wie sich diese Pipeline mittelfristig auf die Umsätze und Erträge von reconcept auswirken könnte?
Karsten Reetz: Unsere Pipeline von über 10 Gigawatt stellt das Fundament für unser weiteres Wachstum dar. Der Green Global Energy Bond ermöglicht uns, diese Pipeline noch zügiger in die Realisierungsphase zu führen und somit eine frühe Monetarisierung der Wertschöpfung zu erzielen. Mittelfristig erwarten wir daraus spürbare Umsatz- und Ergebnisbeiträge. Die Pipeline generiert über die nächsten Jahre zu erwartende Cashflows, die einen positiven Einfluss auf unsere Bilanz haben werden. Der Green Bond verschafft uns hier die nötige Flexibilität und Investitionskraft – ein wichtiger Hebel für weiteres nachhaltiges Wachstum.
„Der Green Global Energy Bond ermöglicht uns, unsere Pipeline noch zügiger in die Realisierungsphase zu führen und somit eine frühe Monetarisierung der Wertschöpfung zu erzielen“
Anleihen Finder: 2024 war für viele Unternehmen im Erneuerbare-Energien-Sektor ein herausforderndes Jahr. Wie hat sich reconcept zuletzt operativ entwickelt?
Karsten Reetz: Wir haben uns operativ stabil entwickelt und unsere Finanzverbindlichkeiten planmäßig reduziert. Die Eigenkapitalstruktur ist weiterhin solide, und wir haben keine Bankverbindlichkeiten. Unser Fokus lag 2024 auf der strategischen Erweiterung der Geschäftsbereiche und der Diversifikation der Pipeline – das zahlt sich 2025 bereits aus. Im ersten Halbjahr 2025 haben wir einen Gewinn von 192 Tsd. Euro nach 94 Tsd. Euro im Vorjahreszeitraum erzielt. Die Liquidität hat von 3,7 Mio. Euro auf 9,3 Mio. Euro deutlich zugenommen. Für das Gesamtjahr 2025 erwarten wir stabile Umsätze auf Vorjahresniveau und einen Jahresüberschuss im mittleren sechsstelligen Bereich.
Anleihen Finder: Abschließend: Wie behauptet sich reconcept gegenüber größeren Playern am Energie-Markt? Und wo sehen Sie die größten Wachstumschancen für reconcept in den kommenden zwei bis drei Jahren?
Karsten Reetz: Wir unterscheiden uns von großen Konzernen vor allem durch Agilität, Flexibilität und unternehmerische Nähe. Dank kurzer Entscheidungswege können wir uns schnell auf neue Marktbedingungen einstellen und unsere Strategie gezielt ausrichten. Unsere Stärke liegt in der Kombination aus Projektentwicklung, Kapitalmarktaktivitäten und Asset Management – also in einem integrierten Geschäftsmodell. Wir verstehen uns als mittelständischer Spezialist mit lokaler Präsenz und internationaler Expertise. In den kommenden Jahren sehen wir großes Wachstumspotenzial im Bereich Hybridprojekte sowie für innovative Vermarktungs- und Anlagemodelle. Dazu zählen Power-Purchase-Agreements (PPAs) mit Industriepartnern, die insbesondere international zunehmend an Bedeutung gewinnen, ebenso wie Agri-PV-Anlagen in Deutschland, die im Rahmen der EEG-Förderung realisiert werden sollen. Diese komplementäre Ausrichtung ermöglicht es uns, Projekte flexibel an unterschiedliche regulatorische und marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen anzupassen. Jeder unserer Fokusmärkte bietet attraktive Chancen, die wir konsequent nutzen wollen. reconcept wird weiter organisch wachsen, die Pipeline systematisch realisieren sowie ausbauen und dabei weiterhin als verlässlicher Partner agieren. Dadurch schaffen wir auch in Zukunft grüne Werte – ökologisch, ökonomisch und langfristig.