Finanzdruck wächst, Sicherheit wankt, Apotheken-Nachrichten sichern Vertrauen

Source: Deutsche Nachrichten
 

Apotheken-News: Themen der Woche

Apotheken stehen in dieser Woche an gleich acht Frontlinien, die exemplarisch zeigen, wie Versorgung zwischen ökonomischem Druck, rechtlichen Hürden und digitaler Transformation austariert werden muss: Die größte Quotenzahlung im AvP-Insolvenzverfahren verschafft den Geschädigten kurzfristig Luft, ändert aber nichts an den strukturellen Risiken von Abrechnungszentren. Streitigkeiten um Lieferverträge mit Krankenkassen wie der AOK Baden-Württemberg machen deutlich, dass selbst scheinbar kleine Änderungen in Zahlungsmodalitäten ganze Dienstleisterketten destabilisieren können. Parallel führen Rezeptfälschungen und Abrechnungsbetrug nicht nur zu massiven Strafverfahren, sondern untergraben das Vertrauen in die Integrität des Systems. Auf politischer Ebene zeigt sich, dass die Digitalisierung mit ePA und E-Rezept nicht frei von Störungen ist – von technischen Ausfällen bis hin zu Sicherheitsfragen. Zugleich rücken Investitionen in Sicherheit und Infrastruktur in den Fokus, sei es bei Abholstationen, Kühlketten oder Brandschutz, die einerseits Chancen eröffnen, andererseits hohe Versicherungs- und Haftungslasten bergen. Der Führungsanspruch der Apotheken muss sich daher nicht allein in der reinen Arzneimittelabgabe, sondern vor allem in der Fähigkeit zeigen, Komplexität zu steuern, Vertrauen zu sichern und aus der Vielzahl einzelner Krisen eine gemeinsame Richtung für die Zukunft abzuleiten.

AvP-Quotenzahlung als Zäsur im Insolvenzverfahren

Für viele Apothekerinnen und Apotheker kam der 11. August als ein Tag, der Hoffnung und Ernüchterung zugleich brachte. Die Insolvenzverwaltung des früheren Rezeptabrechnungszentrums AvP überwies eine Quote von 26 Prozent auf die festgestellten Forderungen. Es ist die bislang höchste Ausschüttung in diesem zermürbenden Verfahren, das seit 2020 wie ein Schatten über der Branche liegt. Mehr als 3.000 Apotheken hatten damals über Nacht erleben müssen, dass ein zentrales Bindeglied ihrer Finanzströme kollabierte. Nun fließt erstmals spürbar Geld zurück, doch das Gefühl von Sicherheit kehrt damit keineswegs zurück. Vielmehr legt die Quote offen, wie groß die Verluste bleiben und wie wenig verlässlich selbst tragende Säulen der Versorgungsarchitektur sein können.

Juristisch betrachtet ist die Quote ein Fortschritt. Insolvenzrecht zwingt zur Geduld, zwingt zur Akzeptanz, dass Forderungen gestaffelt, geprüft, bestritten und erst nach jahrelangem Ringen teilweise beglichen werden. Politisch jedoch bleibt die Frage, wie es jemals dazu kommen konnte, dass Apotheken in einem hochregulierten Gesundheitswesen in eine Abhängigkeit geraten, die ihr Überleben faktisch von einem privatwirtschaftlich geführten Rechenzentrum abhängig machte. Hier zeigt sich eine strukturelle Schieflage, die bis heute nicht korrigiert ist: Während Krankenkassen ihre Gelder über leistungsstarke Systeme absichern, bleibt der Schutzschirm für Apotheken dünn. Eine staatliche Garantie oder ein branchenweites Sicherheitsnetz existiert nicht.

Für Apothekeninhaberinnen und -inhaber, die durch AvP in den Ruin getrieben wurden, ist die Zahlung eine Bestätigung dessen, was sie seit Jahren beklagen: dass ihnen niemand die verlorene Zeit, die existenziellen Ängste und den Vertrauensschaden ersetzt. Für jene, die knapp überlebten, ist die Quote ein Tropfen auf den heißen Stein, eine Zahl auf dem Konto, die den wirtschaftlichen Schmerz nicht lindert. Zugleich aber wird sichtbar, wie schnell Apotheken durch externe Faktoren aus der Bahn geraten können – und wie brüchig der viel beschworene Mittelstandsschutz tatsächlich ist.

Die Debatte über die Rolle von Rechenzentren hat durch die AvP-Insolvenz neue Schärfe gewonnen. Manche fordern eine stärkere Regulierung, andere plädieren für alternative Modelle wie genossenschaftliche Abrechnungslösungen, die Gewinne nicht privatisieren, sondern gemeinschaftlich absichern. Wieder andere sehen in der Digitalisierung eine Chance, direkte Schnittstellen zwischen Kassen und Apotheken aufzubauen, um den Intermediär vollständig überflüssig zu machen. Doch bis heute herrscht Stillstand: keine bundeseinheitliche Initiative, keine verbindliche Neuausrichtung, nur punktuelle Diskussionen auf Fachkongressen.

Gerade vor diesem Hintergrund ist die AvP-Quote mehr als eine bloße Zahl. Sie ist ein Spiegel dafür, wie lange die Politik braucht, aus Fehlern zu lernen, und wie wenig Rückhalt Apotheken in Krisenmomenten haben. Was bleibt, ist die Mahnung, dass Versorgungssicherheit nicht allein im Regal mit Medikamenten beginnt, sondern in den Finanzströmen, die diese Medikamente überhaupt erst in den Verkehr bringen. Und wenn diese Ströme versiegen, zeigt sich, wie verletzlich das System wirklich ist.

AOK Baden-Württemberg streicht Abschläge und verschiebt das Risiko

Die Entscheidung der AOK Baden-Württemberg, künftig keine Abschläge mehr an die Rechenzentren zu zahlen, hat in Apotheken und Dienstleisterkreisen ein leises Beben ausgelöst. Offiziell versichert die Kasse, dass die Apotheken weiterhin pünktlich ihr Geld erhalten sollen – und doch verändert die Maßnahme die Statik des Abrechnungssystems in einer Weise, die für viele Beteiligte noch gar nicht absehbar ist. Denn was auf den ersten Blick wie eine technische Anpassung klingt, ist in Wahrheit ein Signal dafür, dass die Finanzströme im Gesundheitswesen neu verteilt werden – und dass das Risiko einmal mehr bei den kleineren Akteuren landet.

Traditionell hatten Abschläge der Rechenzentren an die Apotheken die Funktion, Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Ein Rezept wird beliefert, das Abrechnungszentrum reicht es an die Krankenkasse weiter, und in der Zwischenzeit sorgt der Abschlag dafür, dass die Apotheke ihre Gehälter zahlen, das Warenlager auffüllen und Investitionen stemmen kann. Indem die AOK BaWü nun diese Praxis verändert, nimmt sie den Rechenzentren das Instrument, ihre eigene Zwischenfinanzierung zu sichern. Damit werden Dienstleister, die ohnehin unter Druck stehen, noch stärker belastet. Sie müssen entscheiden, ob sie das Risiko auf die Apotheken durchreichen oder selbst Rücklagen angreifen – ein Dilemma, das besonders kleinere Anbieter an ihre Grenzen bringt.

Für die Apotheken selbst bedeutet der Schritt eine neue Unsicherheit. Zwar verspricht die AOK, dass Zahlungen weiterhin fristgerecht fließen. Doch schon kleine Verzögerungen in der Kassenbuchung können gravierende Folgen haben. Wer im hochdynamischen Arzneimittelmarkt mehrere Millionen Euro Umsatz pro Jahr bewegt, ist auf jeden einzelnen Tag der Liquidität angewiesen. Fallen Abschlagszahlungen weg, geraten gerade kleinere Betriebe schnell in eine Schieflage, wenn die Kasse oder das Rechenzentrum ins Stocken gerät. Und das Vertrauen, dass „es schon irgendwie klappt“, ist nach den Erfahrungen mit der AvP-Insolvenz stark beschädigt.

Die Entscheidung wirft auch die grundsätzliche Frage auf, wie fair die Lasten im Gesundheitssystem verteilt sind. Krankenkassen wie die AOK verfügen über stabile Rücklagen, gesicherte Beitragseinnahmen und staatliche Flankierung. Apotheken dagegen müssen mit knappen Margen, wachsendem Personalmangel und digitalem Umstellungsdruck jonglieren. Dass nun auch noch die Zwischenfinanzierung wackelt, wird in vielen Offizinen als ein weiteres Signal verstanden, dass die Balance verloren gegangen ist. Wer trägt das Risiko? Offenkundig diejenigen, die am Ende der Kette stehen – die inhabergeführten Betriebe, die ihre Mitarbeitenden nicht mit warmen Worten, sondern mit Gehaltszahlungen motivieren müssen.

Manche Beobachter sehen in dem Schritt der AOK BaWü auch eine strategische Botschaft: Die Kasse will ihre Macht im System verdeutlichen und zugleich Einsparungen erzielen, indem sie finanzielle Vorleistungen reduziert. Andere halten den Schritt für kurzsichtig, da er die Zusammenarbeit mit Apotheken und Rechenzentren belastet und letztlich das Klima im ohnehin fragilen Gesundheitssystem weiter vergiftet. In jedem Fall ist die Maßnahme ein Hinweis darauf, dass Krankenkassen die Konditionen diktieren können, während Apotheken kaum Verhandlungsmacht besitzen.

Für die politische Debatte bedeutet dies eine weitere Eskalationsstufe. Denn wenn die Finanzierungsketten nicht mehr reibungslos funktionieren, steht die Versorgung selbst auf dem Spiel. Apotheken können nicht versorgen, wenn sie nicht liquide sind. Und sie können keine Liquidität aufbauen, wenn ihnen Instrumente wie Abschlagszahlungen entzogen werden. So wird eine Entscheidung auf Verwaltungsebene plötzlich zum Versorgungsrisiko – und genau das macht sie zu einem Thema der Apotheken-Nachrichten, das weit über Baden-Württemberg hinausweist.

Abrechnungsbetrug verurteilt und Vertrauen erschüttert

Ein Arzt und ein Apotheker, die über Jahre hinweg sogenannte „Luftrezepte“ abgerechnet haben, sind vom Landgericht Leipzig zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Was wie ein lokaler Betrugsfall klingt, entfaltet in Wahrheit eine Sprengkraft, die weit in die Gesundheitsversorgung hineinwirkt. Denn die Richter werteten nicht nur die 110 Scheinverordnungen zwischen 2014 und 2017 als klassischen Betrug zulasten der Krankenkassen, sondern auch als klaren Verstoß gegen das Zuweisungsverbot. Damit wird ein Signal gesetzt, das den Kern der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apotheken betrifft: Vertrauen darf nicht zur Geschäftsgrundlage für illegale Absprache werden.

Die Dimension des Falles zeigt, wie empfindlich die Schnittstellen im System sind. Der Arzt stellte Rezepte für Patienten aus, die nie von diesen eingelöst wurden, während die beteiligte Apotheke die Verordnungen abrechnete und so Gelder der Krankenkassen vereinnahmte. In der Summe entstand ein Schaden im sechsstelligen Bereich. Dass die Freiheitsstrafen auf Bewährung ausgesetzt wurden, entbindet nicht von der Schwere des Delikts. Vielmehr macht das Urteil deutlich, dass das Gericht zwar die persönliche Lebenssituation der Angeklagten berücksichtigt, aber gleichwohl ein deutliches Stoppsignal an die Branche aussenden will.

Für Apotheken hat dieser Fall eine doppelte Bedeutung. Einerseits zeigt er, dass die Kontrollmechanismen funktionieren und Fehlverhalten aufgedeckt wird – ein wichtiger Aspekt, um Vertrauen zurückzugewinnen. Andererseits schadet jeder bekannt gewordene Betrug dem Image aller Offizinen, selbst jener, die seriös arbeiten. In einer Zeit, in der Apotheken ohnehin unter politischem Druck stehen, wirkt ein solcher Fall wie Wasser auf die Mühlen jener, die die Vor-Ort-Apotheke schwächen wollen. Die öffentliche Wahrnehmung unterscheidet selten zwischen einzelnen Tätern und einer ganzen Berufsgruppe.

Besonders gravierend ist die Einordnung des Verstoßes gegen das Zuweisungsverbot als Teil des Betruges. Das bedeutet: Wer als Apotheker systematisch Rezepte von bestimmten Ärzten erhält, obwohl es keine patientenbezogene Grundlage gibt, bewegt sich im strafrechtlich relevanten Raum. Damit wird das Zuweisungsverbot, das bisher oft als formale Regel betrachtet wurde, faktisch zu einer harten Compliance-Vorgabe mit strafrechtlicher Relevanz. Für viele Apotheken heißt das: Jede Kooperation mit Ärzten muss so transparent und sauber dokumentiert sein, dass auch im Nachhinein keine Zweifel entstehen.

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die Krankenkassen, die in diesem Fall Geschädigte waren, werden sich durch das Urteil bestärkt fühlen, die Prüfmechanismen noch weiter zu verschärfen. Retaxationen, Abrechnungsprüfungen und digitale Abgleichsysteme dürften zunehmen. Für die Apotheken bedeutet das mehr Verwaltungsaufwand, mehr Dokumentationspflichten und eine noch engere Beobachtung durch die Kostenträger. Dass damit erneut Misstrauen in die tägliche Arbeit getragen wird, ist die Kehrseite – eine, die von seriösen Betrieben als kollektive Bestrafung empfunden wird.

Im Kern geht es bei diesem Leipziger Urteil also nicht nur um das Strafmaß für zwei Einzelpersonen, sondern um die Botschaft: Das System wird genauer hinschauen, Absprachen werden härter geahndet, und Apotheken müssen ihre Compliance-Standards erhöhen. Gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung und des E-Rezepts, das künftig noch mehr Datenströme erzeugt, ist die Signalwirkung enorm. Jeder Schritt wird überprüfbarer, jeder Verdacht leichter belegbar, jede Abweichung schneller nachweisbar.

Damit setzt das Urteil einen doppelten Impuls: Es schützt die Integrität des Abrechnungssystems, verschärft aber auch den Druck auf all jene, die ohnehin unter wachsender Bürokratie leiden. Für die Apotheken bleibt damit ein bitterer Beigeschmack: Sie müssen nicht nur die wirtschaftlichen und organisatorischen Herausforderungen meistern, sondern auch eine öffentliche Erwartung tragen, die nach jedem Betrugsfall misstrauischer wird. Ein einzelner Skandal reicht aus, um die Glaubwürdigkeit einer ganzen Berufsgruppe zu erschüttern – und genau darin liegt die Brisanz, die diesen Fall zu einer Apotheken-Nachricht von bundesweiter Bedeutung macht.

Insolvenzquoten gezahlt und Wunden neu aufgerissen

Die Insolvenz des Apothekenrechenzentrums AvP zieht sich nun schon seit Jahren durch die Fachwelt, doch am 11. August wurde eine neue Etappe sichtbar: Die Gläubiger erhielten eine Quotenzahlung von 26,0 Prozent auf die festgestellten Forderungen. Was nüchtern klingt, ist für viele Apotheken ein schmerzhafter Wendepunkt – die bisher größte Zahlung in diesem Verfahren, aber zugleich ein Beweis dafür, dass die Verluste nicht mehr ausgeglichen werden. Tausende Betriebe, die ihre Liquidität über AvP abgewickelt hatten, kämpfen seit dem Zusammenbruch 2020 mit Folgeschäden, die weder durch Versicherungen noch durch staatliche Hilfen vollständig aufgefangen wurden.

Die 26 Prozent sind ein zweischneidiges Signal. Einerseits bedeutet es, dass die Insolvenzverwaltung nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen und komplizierten Abwicklungen endlich Mittel freigeben konnte. Andererseits zeigt die Höhe der Quote, wie tief die Lücken bleiben: Drei Viertel des Geldes sind unwiederbringlich verloren. Für Apotheken, die teils Millionenforderungen angemeldet hatten, ist das ein Schlag, der bis heute die Eigenkapitalbasis schwächt und in vielen Fällen die Zukunftsfähigkeit infrage stellt.

Die Folgen dieser Lücke reichen weit über die betroffenen Häuser hinaus. Viele Banken haben ihr Vertrauen in die Stabilität der Abrechnungswege verloren, Kreditlinien wurden zurückhaltender gewährt, Risikoprüfungen verschärft. Gleichzeitig musste die Branche akzeptieren, dass es keinen echten Rettungsschirm gab: Weder die Politik noch die Versicherer sahen sich in der Lage, die entstandenen Schäden umfassend abzusichern. Damit wurde ein Präzedenzfall geschaffen, der zeigt, dass Apotheken bei systemischen Risiken im Abrechnungswesen weitgehend allein gelassen werden.

Für die betroffenen Betriebe hat die Auszahlung von 26 Prozent auch eine psychologische Komponente. Sie markiert den Punkt, an dem endgültig klar wird: Der Großteil der Verluste bleibt bestehen. Viele Inhaberinnen und Inhaber, die in den letzten Jahren ihre Betriebe verkleinert, verkauft oder geschlossen haben, führen diese Entscheidung direkt oder indirekt auf AvP zurück. Damit wurde ein gesamter Berufsstand in seiner Existenzsicherheit erschüttert – und das Vertrauen in zentrale Strukturen nachhaltig beschädigt.

Aus Sicht der Apothekenpolitik ist die AvP-Insolvenz mehr als ein Einzelfall: Sie offenbart die strukturelle Schwäche eines Systems, in dem private Rechenzentren eine Schlüsselrolle bei Milliardenbeträgen spielen, ohne dass ein wirksames Kontroll- oder Sicherungssystem installiert war. Bis heute gibt es keine verbindliche staatliche Aufsicht, die eine Wiederholung verhindern würde. Zwar haben viele Kassenärztliche Vereinigungen und Apothekenverbände ihre Mitglieder inzwischen sensibilisiert, die Abrechnung stärker zu diversifizieren oder Sicherungsmechanismen einzubauen, doch die Verantwortung bleibt letztlich bei den Betrieben selbst.

Besonders heikel: Die politische Diskussion über die Einrichtung eines zentralen staatlichen Abrechnungsdienstleisters oder die Einführung verpflichtender Treuhandkonten verlief im Sande. Damit bleibt das Risiko bestehen, dass sich eine ähnliche Katastrophe wiederholt. Für die Apotheken ist das eine kaum akzeptable Unsicherheit. Denn während sie sich auf die sichere Abwicklung ihrer Forderungen verlassen müssen, tragen sie in Wahrheit das volle Insolvenzrisiko eines Dienstleisters, dessen Geschäftsmodell für sie weder transparent noch steuerbar ist.

Die AvP-Zahlung von 26 Prozent ist deshalb mehr als eine Zahl: Sie ist Mahnung, Erinnerung und Warnung zugleich. Sie mahnt die Politik, endlich strukturelle Sicherungen einzuziehen. Sie erinnert die Apotheken daran, wie verletzlich selbst scheinbar stabile Prozesse sein können. Und sie warnt eine Branche, die bereits unter wirtschaftlichem Druck steht, dass zusätzliche Schocks jederzeit möglich sind. Für die betroffenen Apothekerinnen und Apotheker bleibt die Erkenntnis: Auch wenn jetzt endlich Geld fließt, die eigentlichen Wunden bleiben offen – und das Vertrauen in die Sicherheit des Systems ist langfristig schwer beschädigt.

Abschläge gestrichen, Vertrauen erschüttert, Apotheken im Abrechnungsrisiko

Die Entscheidung der AOK Baden-Württemberg, künftig keine Abschläge mehr an Apothekenrechenzentren zu zahlen, mag auf den ersten Blick wie eine technische Anpassung wirken – tatsächlich stellt sie einen empfindlichen Einschnitt in die finanzielle Stabilität der gesamten Branche dar. Zwar sollen die Apotheken ihr Geld weiterhin pünktlich erhalten, doch die Liquidität ihrer Abrechnungsdienstleister wird spürbar geschwächt. Genau jene Instanzen, die Milliardenbeträge der Krankenkassen verarbeiten, geraten dadurch in eine neue Risikolage – mit unmittelbaren Folgen für die Offizinen vor Ort.

Die Abrechnungszentren fungieren seit Jahrzehnten als Drehscheibe zwischen Krankenkassen und Apotheken. Ihre Funktionsweise beruht auf einem sensiblen Gleichgewicht: Sie strecken Beträge vor, sichern Zahlungsflüsse ab und übernehmen das Ausfallrisiko, das zwischen Einreichung und Erstattung entsteht. Werden die dafür notwendigen Abschläge gestrichen, bricht ein Teil dieser finanziellen Brücke weg. Für die Zentren bedeutet das: geringere Liquidität, verschärfte Kreditabhängigkeit und ein steigendes Insolvenzrisiko. Für die Apotheken wiederum heißt es: Die Sicherheit, dass Rezepte pünktlich vergütet werden, ist keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern hängt stärker von der Stabilität der Dienstleister ab.

Die zeitliche Nähe zur AvP-Insolvenz macht die Entscheidung der AOK besonders brisant. Viele Apothekerinnen und Apotheker erinnern sich nur zu gut an den Herbst 2020, als innerhalb weniger Tage ein Rechenzentrum kollabierte und ganze Existenzen ins Wanken gerieten. Damals waren es nicht nur die fehlenden Sicherungsmechanismen, sondern auch die mangelnde politische und wirtschaftliche Sensibilität, die das Ausmaß der Katastrophe verschärften. Dass nun ausgerechnet eine der größten Krankenkassen ihre Praxis ändert, wirkt wie ein Déjà-vu – und weckt die Angst, dass die Branche erneut ins offene Risiko gedrängt wird.

Für die AOK Baden-Württemberg ist der Schritt offenbar ein Mittel, die eigenen Prozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Abschläge an Rechenzentren werden von den Kassen nicht als zwingende Pflicht, sondern als freiwillige Vorleistung betrachtet. Doch in einer Versorgungskette, die auf verlässliche Finanzströme angewiesen ist, entfalten solche Entscheidungen eine Dynamik, die weit über den betriebswirtschaftlichen Rahmen hinausgeht. Sie verschieben die Risiken auf die schwächere Seite der Kette – die Apotheken, die weder auf große Rücklagen noch auf staatliche Garantien zurückgreifen können.

Branchenvertreter warnen bereits vor den Folgen: Kleinere Abrechnungszentren könnten in Liquiditätsengpässe geraten und gezwungen sein, teure Kreditlinien zu ziehen. Banken wiederum bewerten die Risiken solcher Institute seit AvP kritischer und knüpfen Darlehen an strengere Auflagen. Das Ergebnis ist eine Spirale, in der steigende Kosten für die Dienstleister am Ende auch die Apotheken belasten. Diese aber stehen ohnehin unter massivem Druck durch stagnierende Honorare, steigende Betriebsausgaben und zunehmende regulatorische Anforderungen.

Für die Apotheken bedeutet die Entscheidung der AOK daher nicht nur ein abstraktes Risiko, sondern eine konkrete neue Unsicherheit. Sie zwingt sie dazu, ihre Vertragsbeziehungen und Sicherungsmechanismen zu hinterfragen. Manche überlegen, Forderungen direkt bei den Kassen einzureichen, andere prüfen Versicherungen oder Reservefonds. Doch all diese Lösungen sind mit Kosten verbunden – und treffen eine Berufsgruppe, die bereits mit schwindender Rentabilität ringt.

Die Politik indes schweigt. Weder das Bundesgesundheitsministerium noch die Aufsichtsbehörden haben bislang eine klare Linie erkennen lassen, wie sie das Abrechnungswesen künftig stabilisieren wollen. Das Schweigen wiegt schwer, denn es signalisiert, dass Apotheken und Rechenzentren auf sich gestellt bleiben. Die Verantwortung wird dezentralisiert, die Risiken individualisiert – in einem System, das eigentlich auf kollektiver Sicherheit beruhen müsste.

Die Streichung der Abschläge ist damit mehr als ein Verwaltungsschritt: Sie ist ein politisches Signal. Sie zeigt, dass selbst große Krankenkassen bereit sind, die Risikoverteilung neu zu ordnen – zulasten der Apotheken. Für die Offizinen bedeutet das: Sie müssen künftig nicht nur um ihre Patientenversorgung kämpfen, sondern auch um die Verlässlichkeit der Geldströme, die ihre tägliche Arbeit erst ermöglichen.

Absprachen entlarvt, Vertrauen erschüttert, Recht setzt Leitplanken

Das Urteil des Landgerichts Leipzig gegen einen Arzt und einen Apotheker, die über Jahre hinweg mit sogenannten „Luftrezepten“ Krankenkassen geschädigt haben, wirft ein Schlaglicht auf eine Schattenseite des Gesundheitswesens. Zwischen 2014 und 2017 wurden insgesamt 110 Verordnungen ausgestellt, die weder für reale Patienten gedacht waren noch jemals an diese ausgegeben wurden. Stattdessen diente die Kooperation einzig dazu, systematisch Gelder zu erschleichen. Das Gericht wertete die enge Absprache nicht nur als Betrug im klassischen Sinne, sondern explizit auch als Verstoß gegen das Zuweisungsverbot – eine juristische Schärfung, die für die gesamte Branche wegweisend sein könnte.

Die Besonderheit des Falls liegt darin, dass die Praxis und die Apotheke nicht einmal räumlich eng verbunden waren. Rund 30 Kilometer trennte sie – ein Detail, das im Urteil betont wurde, weil es die Absprachen umso klarer als bewusste Konstruktion und nicht als zufällige Nähe erscheinen lässt. Der Arzt stellte Rezepte aus, die Apotheke rechnete sie ein, und beide profitierten von Geldern, die nie einem Patienten zugutekamen. Die Strafen – Freiheitsstrafen auf Bewährung – mögen auf den ersten Blick milde wirken. Doch das Signal dahinter ist scharf: Das Zuweisungsverbot wird in diesem Kontext nicht länger als bloße Standesregel betrachtet, sondern als integraler Bestandteil des Betrugstatbestands.

Für die Apothekenlandschaft bedeutet das Urteil zweierlei. Einerseits zeigt es, dass schwarze Schafe in den eigenen Reihen existieren, deren Verhalten das Vertrauen in die gesamte Berufsgruppe untergräbt. Andererseits verdeutlicht es, dass die Justiz bereit ist, bestehende Vorschriften konsequent zu verschärfen und Verstöße nicht nur berufsrechtlich, sondern strafrechtlich zu verfolgen. Gerade in einer Zeit, in der Apotheken ohnehin unter Druck stehen – durch ökonomische Zwänge, digitale Konkurrenz und wachsende regulatorische Lasten – wirkt jede Enthüllung solcher Machenschaften wie ein Schlag gegen die Glaubwürdigkeit der gesamten Versorgung.

Das Zuweisungsverbot, oft als abstrakte Norm wahrgenommen, erhält durch dieses Urteil eine neue Schärfe. Es soll nicht nur verhindern, dass Ärzte Patienten gezielt an bestimmte Apotheken lenken, sondern schützt die Integrität der Abrechnungskette. Indem das Gericht es direkt in den Betrugstatbestand integriert, macht es deutlich: Wer hier Verstöße begeht, handelt nicht im Graubereich, sondern überschreitet eine strafrechtlich relevante Grenze. Das schafft Klarheit, aber auch neue Unsicherheit, weil damit Fälle ins Visier geraten könnten, die bislang allenfalls berufsrechtliche Konsequenzen hatten.

Für Apotheken bedeutet dies eine erhöhte Wachsamkeit. Kooperationen mit Ärzten, die über gemeinsame Projekte oder Absprachen hinausgehen, müssen noch sorgfältiger geprüft werden. Schon der Anschein, Patientenströme zu steuern oder Abrechnungen zu beeinflussen, kann künftig strafrechtlich relevant sein. In einer Branche, die auf Vertrauen angewiesen ist, sind nicht nur die tatsächlichen Handlungen, sondern auch die Wahrnehmung durch Öffentlichkeit und Justiz entscheidend.

Der Fall aus Leipzig zeigt auch die Rolle der Krankenkassen, die in diesem Prozess als Geschädigte auftraten. Sie drängen zunehmend darauf, Unregelmäßigkeiten konsequent aufzudecken und juristisch zu ahnden. Das Zusammenspiel von Kassen, Ermittlungsbehörden und Gerichten verschärft die Kontrollmechanismen – ein Trend, der Apotheken noch stärker in die Pflicht nimmt, ihre Prozesse wasserdicht zu dokumentieren und jede Kooperation auf rechtliche Fallstricke zu prüfen.

Am Ende bleibt ein Urteil, das weniger durch die konkrete Strafe wirkt, sondern durch seine Ausstrahlung auf das System. Die Botschaft ist klar: Apotheken dürfen nicht nur korrekt arbeiten, sie müssen ihre Unabhängigkeit auch sichtbar wahren. Wo der Verdacht entsteht, dass finanzielle Interessen medizinische Entscheidungen oder Abrechnungen verzerren, droht nicht nur ein Reputationsschaden, sondern der Gang vor Gericht.

Versprechen locken, Abos fesseln, Verbraucherschutz setzt Grenzen

Die App Fastic, die mit dem Trend des Intervallfastens wirbt, hat sich in kurzer Zeit millionenfach verbreitet. Ihr Konzept klingt einfach und modern: Fasten ohne Hungern, angepasst an den individuellen Lebensstil, unterstützt durch digitale Tools und eine Community, die Motivation stiften soll. Doch hinter der Fassade gesunder Selbstoptimierung verbirgt sich ein Geschäftsmodell, das nun die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg auf den Plan gerufen hat. Denn Nutzerinnen und Nutzer laufen Gefahr, ungewollt in eine Abofalle zu geraten – ein Problem, das exemplarisch zeigt, wie digitale Gesundheitsangebote zwischen Innovation und Intransparenz schwanken.

Der Kern des Konflikts liegt in den Vertragsbedingungen. Wer die App testet, wird häufig in ein vermeintlich kostenloses Premium-Angebot gelockt, das sich als Probeabo tarnt. Wird eine 14-tägige Challenge nicht exakt erfüllt oder die Kündigung zu spät ausgesprochen, schlägt das Abo mit fast 100 Euro pro Jahr zu Buche – oftmals ohne dass die Nutzerinnen und Nutzer sich dieses Risikos bewusst sind. Die Verbraucherzentrale kritisiert dabei weniger das Modell eines kostenpflichtigen Zusatzangebots, sondern vor allem die mangelnde Transparenz: Bedingungen seien zu komplex formuliert, Kündigungsoptionen schwer erkennbar und die Kommunikation insgesamt darauf ausgelegt, Kostenfallen zu verschleiern.

Das Vorgehen der Verbraucherschützer hat dabei Signalcharakter. Denn Apps wie Fastic bewegen sich in einer Grauzone zwischen Lifestyle-Produkt und Gesundheitsangebot. Einerseits geht es um Ernährungstipps und Motivation, andererseits docken solche Anwendungen unmittelbar an Fragen der Gesundheitsprävention an – einem Bereich, der zunehmend auch Apotheken beschäftigt. Denn sobald Verbraucherinnen und Verbraucher durch intransparente Angebote in finanzielle Abhängigkeiten geraten, sinkt nicht nur das Vertrauen in digitale Präventionslösungen, sondern auch in die gesamte Gesundheitswirtschaft, die diese Entwicklungen häufig stillschweigend mitträgt.

Apotheken geraten damit in eine besondere Rolle. Einerseits sind sie keine Akteure im App-Markt und tragen keine Verantwortung für Geschäftsmodelle wie das von Fastic. Andererseits sind sie zunehmend die erste Anlaufstelle für Fragen rund um gesunde Ernährung, Gewichtsmanagement oder digitale Unterstützungsmöglichkeiten. Patientinnen und Patienten, die von negativen Erfahrungen mit Apps berichten, übertragen ihre Skepsis schnell auch auf die Empfehlungskompetenz der Apotheken. Daraus erwächst eine doppelte Verantwortung: Zum einen, die eigenen Beratungsleistungen klar von kommerziellen Digitalprodukten abzugrenzen, zum anderen, in der Aufklärung über Risiken digitaler Gesundheitsangebote aktiv mitzuwirken.

Die rechtliche Einordnung wird durch das Vorgehen der Verbraucherzentrale ebenfalls geschärft. Während klassische Abo-Fallen längst als unlauter gelten, werden digitale Gesundheits-Apps zunehmend an denselben Maßstäben gemessen wie andere Produkte des täglichen Lebens. Das bedeutet: Klare Informationen, eindeutige Kündigungsoptionen und transparente Kosten sind keine Kür, sondern Pflicht. Die Gesundheitsbranche insgesamt muss sich darauf einstellen, dass regulatorische Instanzen stärker auf digitale Präventionsangebote blicken – eine Entwicklung, die mittel- bis langfristig auch Einfluss auf die rechtlichen Rahmenbedingungen für Apps mit tatsächlichem Medizinprodukt-Charakter haben könnte.

Die Fastic-Klage ist damit mehr als ein Einzelfall. Sie steht für einen wachsenden gesellschaftlichen Konflikt: Wie viel Kommerzialisierung verträgt digitale Gesundheitsprävention, und wie können Verbraucherinnen und Verbraucher davor geschützt werden, dass Hilfe zur Selbsthilfe in eine Kostenfalle mündet? Die Antwort betrifft nicht nur App-Anbieter, sondern auch Apotheken, Ärzte und Krankenkassen, die in der Schnittstelle zwischen Prävention, Beratung und kommerziellen Angeboten agieren. Denn jede enttäuschte Nutzerin und jeder verärgerte Nutzer untergräbt ein Stück Vertrauen – und genau dieses Vertrauen ist die härteste Währung im Gesundheitssystem.

Technik schafft Flexibilität, Recht setzt Grenzen, Vertrauen bleibt Pflicht

Seit der Anpassung der Apothekenbetriebsordnung Ende 2020 dürfen Apotheken in Deutschland automatisierte Abholstationen einsetzen – Systeme, die es Patientinnen und Patienten ermöglichen, verschriebene Medikamente rund um die Uhr abzuholen. Auf den ersten Blick wirkt dies wie eine logische Antwort auf moderne Versorgungsbedürfnisse: flexibler Zugang, weniger Abhängigkeit von Öffnungszeiten, zusätzliche Servicepunkte, die den stationären Betrieb entlasten. Doch hinter diesem Fortschritt verbirgt sich ein Geflecht aus rechtlichen Anforderungen, Haftungsfragen und strategischen Abwägungen, das den Alltag von Apotheken komplexer macht, als es die Automaten selbst vermuten lassen.

Die rechtliche Dimension ist dabei zentral. Denn während der Gesetzgeber die Tür für Abholstationen geöffnet hat, bleiben wesentliche Pflichten unangetastet: Arzneimittelabgabe darf weiterhin nur unter pharmazeutischer Verantwortung erfolgen, Beratungspflichten bestehen fort, und Datenschutzbestimmungen sind streng einzuhalten. Ein Automat ersetzt keine Apothekerin und keinen Apotheker, sondern fungiert als technischer Arm des Betriebs. Genau deshalb müssen Abholstationen so organisiert sein, dass Beratung entweder vorgelagert in der Offizin erfolgt oder digital flankiert wird. Wer glaubt, Beratungspflicht und Automatenservice könnten getrennt betrachtet werden, riskiert Retaxationen, Abmahnungen und im schlimmsten Fall das Vertrauen der Patientinnen und Patienten.

Die ökonomische Dimension zeigt ein weiteres Spannungsfeld. Für viele Inhaberinnen und Inhaber sind Abholstationen eine Investition in die Zukunftsfähigkeit: ein Versuch, die Lücke zwischen Versandhandel und Vor-Ort-Apotheke zu schließen. Doch die Systeme sind teuer, erfordern Wartung, und sie rechnen sich nur, wenn genügend Kundschaft sie regelmäßig nutzt. In ländlichen Regionen können sie Versorgungslücken schließen, in städtischen Ballungszentren dagegen eher als Convenience-Angebot dienen. Die Frage bleibt: Tragen solche Investitionen zur Stabilität des Apothekenbetriebs bei oder erhöhen sie nur die Abhängigkeit von Kreditlinien und Versicherungsdeckungen? Denn Schäden, sei es durch Vandalismus, technische Defekte oder Stromausfälle, sind real – und stellen hohe Anforderungen an den Versicherungsschutz.

Auch die digitale Dimension darf nicht unterschätzt werden. Abholstationen arbeiten mit sensiblen Patientendaten: QR-Codes, Rezepte, Medikationspläne. Jede Schnittstelle birgt Cyberrisiken, die für Apotheken noch relativ neu sind. Während große Versandhändler eigene IT-Sicherheitsabteilungen aufbauen, bleibt die einzelne Apotheke oft auf externe Dienstleister angewiesen – mit der Folge, dass Datensicherheit nicht selten vom schwächsten Glied in der Kette abhängt. Genau hier verschärft sich die Verantwortung: Wer eine Abholstation betreibt, muss IT-Sicherheit nicht nur einkaufen, sondern auch verstehen, prüfen und dokumentieren.

Die gesellschaftliche Dimension schließlich betrifft das Vertrauen. Für viele Menschen ist die Apotheke mehr als eine Abgabestelle für Medikamente – sie ist ein Ort der Begegnung, der Beratung, des Vertrauens. Automaten können Prozesse erleichtern, aber sie bergen das Risiko, die persönliche Bindung zu schwächen. Wer einen Automaten nutzt, um Medikamente diskret und außerhalb der Öffnungszeiten abzuholen, könnte beim nächsten Mal auf die Idee kommen, gleich zum Versandhandel zu wechseln. Das bedeutet: Apotheken müssen diese Technik aktiv in ihr Beratungskonzept einbinden, um den Mehrwert sichtbar zu machen, anstatt sie als bloße Rationalisierungsmaßnahme erscheinen zu lassen.

Automatisierte Abholstationen sind somit mehr als ein technisches Detail der Apothekenbetriebsordnung. Sie sind ein Brennglas für die großen Fragen der Versorgung: Wie lässt sich Flexibilität mit Verantwortung verbinden? Wie bleibt die Balance zwischen Effizienz, Beratung und Vertrauen gewahrt? Und wie verhindern Apotheken, dass sie selbst zum bloßen Anhängsel digitaler Lieferketten werden? Nur wenn Antworten auf diese Fragen überzeugend gegeben werden, kann die Technik ihre Stärke entfalten – andernfalls bleibt sie ein teures Symbol für einen Fortschritt, der Vertrauen kostet, statt es zu sichern.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Apotheken erkennen: Zukunftssicherheit entsteht nicht allein durch Recht und Verträge, sondern durch Vertrauen, das auch im Sturm digitaler Angriffe trägt.

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

Apotheken-Nachrichten zeigen Brüche, Versorgung gerät ins Wanken, Anerkennung braucht Struktur

Source: Deutsche Nachrichten
 

Apotheken-News: Bericht von heute

Wenn Insolvenzen ganze Versorgungsnetze erschüttern, stehen Apotheken vor der Frage, wie sie Liquidität sichern und Vertrauen ihrer Kundschaft bewahren können, zugleich suchen ausländische pharmazeutisch-technische Assistentinnen nach einem Weg durch ein Anerkennungssystem, das von Hürden, Verzögerungen und Unsicherheiten geprägt ist, während sich Nachwuchskräfte Prüfungsrealitäten stellen müssen, die zwischen Anspruch und Überforderung balancieren, und die Onkologie verschiebt das Zielbild der Therapie, indem nicht mehr allein Überleben, sondern die Rückkehr zu Alltag, Familie und Arbeit zum Maßstab wird, wodurch Versorgungspolitik, Ausbildungssystem und klinische Praxis an einem Schnittpunkt stehen, der Führung verlangt, denn nur wer Strukturen stabilisiert, Anerkennung fair gestaltet, Lernwege klar definiert und Normalität als Therapieziel ernst nimmt, wird künftige Stabilität schaffen können, in einer Welt, in der Gesundheitsversorgung immer zugleich ökonomisch, menschlich und gesellschaftlich ausgehandelt wird.

Kosten steigen ungebremst, Liquidität schwindet, Vorfinanzierung blockiert Handlungsspielräume

Wie Hochpreisarzneimittel Apotheken finanziell belasten, warum Verzögerungen bei Kostenträgern den Druck verschärfen und welche strukturellen Risiken entstehen

Die wirtschaftliche Stabilität vieler Apotheken hängt längst nicht mehr allein an den Umsätzen, die durch Rezepte generiert werden. Vielmehr entscheidet die Frage, wie reibungslos die Finanzierung von hochpreisigen Arzneimitteln funktioniert. Präparate, die mehrere tausend Euro pro Packung kosten, müssen durch Apotheken vorfinanziert werden – ein Vorgang, der in Zeiten knapper Liquidität zur Zerreißprobe wird. Denn das Geld fließt oft erst Wochen später von den Krankenkassen zurück. Währenddessen belasten Kredite oder überzogene Konten die betriebliche Kalkulation und schaffen eine Abhängigkeit von Banken, die in einzelnen Fällen existenzgefährdend sein kann.

Besonders problematisch ist die zeitliche Asymmetrie: Apotheken müssen die Präparate sofort beim Großhandel oder direkt beim Hersteller bezahlen, erhalten das Geld aber erst nach Abrechnung und Prüfung der Kostenträger. Verzögerungen im Abrechnungswesen, sei es durch technische Störungen, bürokratische Rückfragen oder Retaxationen, führen in der Summe zu massiven Engpässen. Selbst wirtschaftlich gesunde Betriebe geraten damit in Schieflage. Betroffen sind nicht nur kleine Landapotheken, sondern zunehmend auch urbane Standorte mit hohem Anteil an Spezialarzneimitteln.

Die Diskussion über Liquiditätsengpässe berührt nicht allein das Verhältnis zwischen Apotheken und Krankenkassen, sondern auch die Stabilität des gesamten Versorgungssystems. Wenn Apotheken ihre Zahlungsfähigkeit nicht mehr sicherstellen können, entsteht ein Dominoeffekt: Der Großhandel reduziert Kreditlinien, Banken fordern zusätzliche Sicherheiten, Hersteller pochen auf Vorkasse. Am Ende steht das Risiko, dass dringend benötigte Arzneimittel nicht rechtzeitig beim Patienten ankommen. Die Versorgungssicherheit wird dadurch indirekt infrage gestellt.

Gleichzeitig zeigt sich, dass regulatorische Rahmenbedingungen die Belastung eher verstärken als abfedern. Rabattverträge, Null-Retaxationen und immer komplexere Dokumentationspflichten erhöhen nicht nur den Verwaltungsaufwand, sondern verlängern auch die Dauer bis zur endgültigen Auszahlung. Apotheken geraten so in eine Doppelrolle: Sie sollen einerseits hochpreisige Therapien jederzeit verfügbar halten, andererseits tragen sie faktisch die Finanzierungslast des Systems auf ihren Schultern.

Die wirtschaftliche Forschung im Apothekenwesen weist seit Jahren darauf hin, dass klassische Gewinn- und Verlustrechnungen die Realität kaum abbilden. Denn die Liquiditätslage entscheidet stärker über den Fortbestand als reine Umsatz- oder Rohertragszahlen. Betriebswirtschaftlich wird dieser Effekt oft unterschätzt: Selbst ein rechnerisch profitabler Betrieb kann zahlungsunfähig werden, wenn der Cashflow nicht mehr ausreicht, um die täglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Genau hier liegt die Achillesferse vieler Apotheken.

Für die Praxis bedeutet das, dass Inhaberinnen und Inhaber zunehmend auf Instrumente wie Factoring, Zwischenfinanzierungen oder spezielle Liquiditätskredite zurückgreifen müssen. Doch diese Lösungen sind teuer, komplex und nicht immer langfristig tragfähig. Manche Betriebe sichern sich durch Versicherungsmodelle ab, die im Falle von Retaxationen oder Zahlungsausfällen einspringen. Andere versuchen, durch strenge Steuerung des Warenlagers die Risiken zu reduzieren – mit dem Nebeneffekt, dass Patienten häufiger warten müssen, weil bestimmte Präparate nicht mehr auf Vorrat gehalten werden.

Die Debatte hat mittlerweile auch eine politische Dimension erreicht. Branchenvertreter fordern eine Anpassung der Zahlungsmodalitäten durch Krankenkassen, etwa in Form von Abschlagszahlungen oder verkürzten Fristen. Bisher jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. Die strukturelle Schieflage bleibt bestehen: Apotheken tragen Verantwortung für eine Versorgung, deren finanzielle Lasten sie nicht mehr stemmen können.

Die Folge ist ein Klima permanenter Anspannung. Jeder neu verordnete Hochpreiser wird zu einer betriebswirtschaftlichen Abwägung, ob sich die Abgabe finanziell noch verantworten lässt. In Einzelfällen haben Apotheken die Versorgung sogar abgelehnt oder auf spezialisierte Zentren verwiesen. Solche Fälle sind zwar selten, verdeutlichen aber die Sprengkraft des Problems. Denn wenn finanzielle Grenzen die Versorgung diktieren, gerät das solidarische System ins Wanken.

Am Ende zeigt sich ein Grundkonflikt: Apotheken sind keine Kreditinstitute, sondern Leistungserbringer im Gesundheitswesen. Dennoch zwingt sie das aktuelle System in die Rolle von Vorfinanzierern, deren Liquidität über die Verfügbarkeit lebenswichtiger Therapien entscheidet. Solange sich daran nichts ändert, bleibt die Frage offen, wie viele Betriebe diese Belastung noch lange durchhalten können.

Beiträge steigen spürbar, Solidarität gerät unter Druck, Transparenz wird zur Forderung

Wie die Kammer Nordrhein ihre Beitragsordnung verändert, welche Belastungen auf Apotheken zukommen und warum mehr Offenheit entscheidend wird

Die Beitragsordnung der Apothekerkammer Nordrhein stand lange im Schatten anderer gesundheitspolitischer Debatten, hat aber nun eine Brisanz erreicht, die unmittelbare Folgen für die wirtschaftliche Lage zahlreicher Betriebe entfaltet. Im Zuge der Anpassung werden Beiträge neu berechnet, Schwellenwerte verändert und Umlagen in einer Höhe erhoben, die von vielen Mitgliedern als kaum mehr tragbar empfunden wird. Während die Kammer die Reform mit der Notwendigkeit einer stabilen Finanzierung ihrer Aufgaben begründet, melden sich Stimmen aus der Basis, die die Verhältnismäßigkeit infrage stellen.

Die neuen Regelungen sehen vor, dass vor allem umsatzstarke Betriebe stärker zur Kasse gebeten werden. Kleine Apotheken sollen durch Staffelungen zwar entlastet werden, doch die Realität zeigt ein differenzierteres Bild: Gerade mittlere Betriebe mit hoher Arbeitslast, aber begrenztem Gewinnpolster, geraten ins Kreuzfeuer. Sie tragen sowohl die Last gestiegener Fixkosten im Betrieb als auch die zusätzlichen Kammerbeiträge, die nicht selten im fünfstelligen Bereich liegen. Für manche Inhaberinnen und Inhaber stellt sich damit die Frage, ob der Solidargedanke, der Kammerbeiträge eigentlich tragen soll, noch intakt ist.

Hintergrund dieser Reform ist die veränderte Aufgabenlast der Kammer selbst. Fortbildung, Qualitätssicherung, Rechtsberatung, Digitalisierung und die Interessenvertretung im politischen Raum erfordern wachsende Ressourcen. Auch juristische Auseinandersetzungen, etwa rund um Berufsrecht oder Apothekenbetrieb, verschlingen erhebliche Mittel. Doch während die Kammerführung betont, dass sie ihre Aufgaben nur durch eine solide finanzielle Basis erfüllen kann, wächst die Skepsis, ob die Mittel effizient eingesetzt werden. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten fordern viele Mitglieder Einsicht in die Kalkulationen, klare Darlegung der Kosten und transparente Darstellung der Verwendungszwecke.

Kritiker bemängeln nicht nur die Höhe der Beiträge, sondern auch den Zeitpunkt der Reform. Viele Apotheken kämpfen bereits mit sinkenden Margen, Lieferengpässen, Fachkräftemangel und hoher administrativer Last. Die Beitragsanpassung kommt daher als zusätzliche Belastung, die nicht mehr allein durch Rationalisierungen oder interne Optimierungen abgefedert werden kann. Der Unmut äußert sich in Mitgliederversammlungen, offenen Briefen und vereinzelt sogar in Austrittsüberlegungen aus freiwilligen Gremien.

In der Debatte treten zwei Lager hervor: Auf der einen Seite jene, die die Notwendigkeit einer finanziell starken Kammer sehen, um politisch und fachlich handlungsfähig zu bleiben. Auf der anderen Seite die Stimmen, die eine Entfremdung zwischen Basis und Kammerführung diagnostizieren und fordern, dass Solidarität nicht durch einseitige Lastenverteilung ausgehöhlt werden dürfe. Dieses Spannungsfeld wird dadurch verschärft, dass die Beitragserhöhungen von außen kaum kontrollierbar sind: Eine unabhängige Instanz, die die Mittelverwendung prüft und bewertet, existiert in der jetzigen Form nicht.

Für die Praxis in den Betrieben bedeutet die neue Ordnung konkret: weitere Fixkosten, die in der Jahresplanung berücksichtigt werden müssen. Da Kammerbeiträge nicht verhandelbar sind, können sie nur durch Einsparungen an anderer Stelle kompensiert werden. Manche Inhaber berichten bereits, Fortbildungen nur noch intern und kostengünstig durchzuführen, Personalstunden restriktiver zu planen oder Investitionen in neue Dienstleistungen zu verschieben. Damit entsteht ein paradoxer Effekt: Die Kammer will ihre Mitglieder durch Fortbildung und Qualitätssicherung stärken, treibt sie aber durch die Höhe der Beiträge in Sparmaßnahmen, die genau diesen Zielen entgegenlaufen.

Die Frage nach Gerechtigkeit wird in diesem Zusammenhang besonders scharf gestellt. Während große Betriebe mit starken Erträgen die Belastung abfedern können, trifft die Staffelung die Mitte der Apothekenlandschaft empfindlich. Genau jene Betriebe, die das Rückgrat der Versorgung bilden, geraten unter Druck. Sie sichern wohnortnahe Dienstleistungen, sind in Notdiensten aktiv und tragen einen wesentlichen Teil der alltäglichen Versorgungslast. Wenn ihre wirtschaftliche Basis durch zusätzliche Abgaben weiter ausgehöhlt wird, kann dies langfristige Folgen für die Versorgungsstruktur nach sich ziehen.

Die Diskussion über die Beitragsordnung in Nordrhein ist damit mehr als ein interner Verwaltungsakt. Sie berührt Grundfragen der Selbstverwaltung, der Solidarität und der Legitimität. Mitglieder sind bereit, Beiträge zu leisten, wenn sie nachvollziehen können, wofür und in welchem Umfang. Fehlt diese Transparenz, entstehen Misstrauen und Distanz. Der Vertrauensverlust wiegt am Ende schwerer als die reine finanzielle Belastung.

Ob die Kammerführung diesen Konflikt auflösen kann, hängt maßgeblich davon ab, wie sie in den kommenden Monaten kommuniziert. Reine Verweise auf gesetzliche Aufgaben oder abstrakte Zahlenwerke reichen nicht mehr aus. Gefordert sind offene Dialogforen, nachvollziehbare Finanzberichte und eine faire Lastenverteilung. Nur wenn Solidarität nicht als Schlagwort, sondern als gelebtes Prinzip erfahrbar wird, kann die Beitragsordnung Akzeptanz finden. Andernfalls droht eine Erosion des Zusammenhalts, die weit über die finanzielle Dimension hinausgeht.

Prüfungen verdichten sich, Nachwuchs gerät unter Stress, Perspektiven brauchen Entlastung

Wie angehende PTA und Pharmaziestudierende Prüfungsdruck erleben, welche Belastungen die Ausbildung prägen und welche Reformen für Stabilität sorgen sollen

Der Weg in den Apothekerberuf ist seit jeher von hohen fachlichen Anforderungen geprägt, doch die Verdichtung von Prüfungen und die steigende Arbeitslast haben in den vergangenen Jahren eine Schärfe angenommen, die die Belastungsgrenze vieler Nachwuchskräfte überschreitet. Ob im Pharmaziestudium oder in der PTA-Ausbildung: Zwischen komplexen Fachgebieten, verschärften Prüfungsordnungen und dem Druck, schon früh berufliche Weichen zu stellen, geraten junge Menschen in ein Spannungsfeld, das nicht nur Lernprozesse, sondern auch Gesundheit und Motivation gefährdet.

Die Lage ist vielschichtig. Auf der einen Seite stehen die Fachinhalte, die in Breite und Tiefe kaum andere Studien- und Ausbildungsgänge erreichen. Von der pharmazeutischen Chemie über Pharmakologie bis hin zu klinischer Pharmazie und Recht reicht das Spektrum, das innerhalb enger Zeitkorridore beherrscht werden muss. Auf der anderen Seite erschweren organisatorische Faktoren den Alltag. Eng getaktete Prüfungen, unklare Zeitpläne, verschobene Termine und hohe Durchfallquoten erzeugen Unsicherheit. Viele Auszubildende und Studierende berichten, dass die größte Herausforderung nicht allein der Stoff sei, sondern das Gefühl, permanent am Rand des Scheiterns zu stehen.

Hinzu kommt, dass die Pandemie eine Schicht zusätzlicher Unsicherheiten eingezogen hat. Online-Lehre, kurzfristige Prüfungsänderungen und verschobene Praktika haben in den vergangenen Jahren ein Ausbildungsumfeld entstehen lassen, das oft improvisiert wirkt. Auch wenn viele Einrichtungen inzwischen zurück zur Normalität gefunden haben, bleibt der Eindruck einer strukturellen Überforderung, die kaum aufgearbeitet wurde. Für Nachwuchskräfte, die ohnehin unter Druck stehen, war dies ein Verstärker, der langfristig wirkt.

Die Folgen sind messbar. Psychosomatische Beschwerden, Erschöpfungssyndrome und ein Gefühl permanenter Überlastung sind im Kreis der Studierenden und Auszubildenden keine Randerscheinungen mehr, sondern Teil des Alltags. Fachschaften und Studierendenvertretungen berichten von einem gestiegenen Beratungsbedarf, von Anfragen, die sich nicht mehr allein auf fachliche Themen beschränken, sondern zunehmend psychologische und soziale Dimensionen betreffen.

Dabei besteht Einigkeit, dass Prüfungen ein notwendiger Bestandteil des Berufszugangs bleiben. Schließlich steht die Sicherheit von Patientinnen und Patienten auf dem Spiel, wenn Arzneimittel nicht korrekt geprüft, hergestellt oder abgegeben werden. Doch die Art und Weise, wie Prüfungen gestaltet und eingebettet werden, entscheidet darüber, ob sie Qualifikation fördern oder ob sie zu einem Selektionsinstrument werden, das eher Angst als Kompetenz erzeugt.

Reformbedarf wird an mehreren Stellen sichtbar. Eine bessere Staffelung von Prüfungen, klarere Strukturen in der Prüfungsordnung und eine intensivere Begleitung durch Lehrende könnten bereits spürbare Entlastung bringen. Auch die Stärkung der Praxisanteile wird vielfach gefordert: Wer im Alltag der Offizin oder im Labor Sicherheit gewinnt, kann auch in der Prüfungssituation souveräner agieren. Doch hier greifen strukturelle Probleme: Ausbildungsstätten sind nicht selten unterfinanziert, Lehrkräfte überlastet und Praktikumsplätze begrenzt.

Die Situation wirkt sich auch auf die Attraktivität des Berufs aus. Junge Menschen, die eine Ausbildung oder ein Studium beginnen, nehmen die Erzählungen über hohen Druck und psychische Belastungen durchaus wahr. In Zeiten, in denen viele Branchen um Nachwuchs ringen, darf es sich die Pharmazie nicht leisten, durch überzogene Hürden Talente zu verlieren. Motivation entsteht durch klare Perspektiven, Verlässlichkeit und das Gefühl, dass die Mühen am Ende lohnend sind. Wenn Prüfungen jedoch als willkürliche Barrieren wahrgenommen werden, schwindet das Vertrauen in die Institutionen, die den Zugang regeln.

In der politischen und berufspolitischen Debatte wird daher zunehmend betont, dass eine Balance gefunden werden muss. Strenge und Qualitätssicherung auf der einen Seite, Menschlichkeit und Fürsorge auf der anderen. Prüfungen sind kein Selbstzweck, sondern sollen dazu beitragen, dass der Nachwuchs Verantwortung übernehmen kann – nicht nur fachlich, sondern auch im Sinne einer resilienten Persönlichkeit. Dazu gehören auch Strukturen, die Fehlversuche nicht zum Stigma machen, sondern als Lernchance verstehen.

Ein weiterer Aspekt ist die soziale Dimension. Prüfungsdruck trifft nicht alle gleichermaßen. Studierende aus weniger privilegierten Familien, die nebenbei arbeiten müssen, sind doppelt belastet. Sie stemmen Studium oder Ausbildung parallel zur Existenzsicherung. Wer dann durch eine Prüfung fällt, trägt nicht nur die fachliche, sondern auch eine existenzielle Last. Hier werden Fördermodelle und Unterstützungsprogramme immer wichtiger, um Chancengerechtigkeit zu sichern.

Am Ende entscheidet die Art, wie mit Prüfungen umgegangen wird, über die Qualität und die Zukunftsfähigkeit des Berufsstandes. Junge Menschen, die trotz Druck Vertrauen in ihre Ausbildung haben, werden den Beruf mit Stärke ausfüllen. Wenn aber Prüfungen zu einem Symbol für Überforderung und Unsicherheit werden, droht der Nachwuchs langfristig wegzubrechen. Eine Berufsgruppe, die in der Versorgung unverzichtbar ist, darf dieses Risiko nicht eingehen.

Therapie verlängert Leben, Alltag wird zum Maßstab, Normalität rückt ins Zentrum

Wie moderne Onkologie Nebenwirkungen reduziert, wie Patientinnen und Patienten den Alltag zurückgewinnen und wie Versorgung neue Zielgrößen definiert

Die Onkologie hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine Entwicklung vollzogen, die in ihrer Dynamik kaum ein anderes Fachgebiet erreicht. Wo früher das Ziel vor allem im Überleben lag, rücken heute Fragen der Lebensqualität in den Vordergrund. Therapien, die das Leben verlängern, reichen nicht mehr aus, wenn sie den Alltag zerstören. Für viele Betroffene bedeutet Fortschritt nicht allein zusätzliche Monate, sondern die Möglichkeit, ihre Rolle in Familie, Beruf und Gesellschaft weiter auszufüllen.

Die Dimension der Normalität hat dabei eine besondere Schärfe. Normalität heißt für Krebspatientinnen und -patienten nicht, dass Krankheit verschwindet, sondern dass sie in den Hintergrund tritt. Wer trotz Therapie weiter arbeiten, die Kinder zur Schule bringen oder alltägliche Routinen beibehalten kann, erlebt eine Form von Stabilität, die über statistische Überlebensraten hinausreicht. Genau hier setzen moderne Ansätze an: zielgerichtete Therapien, Immunonkologie, individualisierte Behandlungspfade – sie alle haben das Potenzial, Nebenwirkungen zu verringern und Belastungen so zu gestalten, dass Alltag wieder möglich wird.

Doch der Anspruch auf Normalität ist kein Automatismus. Er hängt von vielen Faktoren ab: von der rechtzeitigen Diagnose, von der Qualität der Versorgung, von der Infrastruktur im Gesundheitswesen und nicht zuletzt von der sozialen Unterstützung. Wer in Ballungsräumen lebt, erreicht spezialisierte Zentren mit innovativen Verfahren meist leichter als Menschen in ländlichen Regionen. Hier entsteht ein Gefälle, das sich nicht allein mit Technik überwinden lässt, sondern Versorgungsplanung erfordert.

Hinzu kommt die Herausforderung, dass Therapien selbst neue Probleme erzeugen können. Fatigue, neuropathische Schmerzen, kognitive Einschränkungen – sie sind Begleiterscheinungen, die den Alltag massiv beeinflussen. Auch wenn moderne Medikamente besser verträglich sind als frühere Chemotherapien, bleibt das Risiko hoch, dass Patientinnen und Patienten ausgerechnet in dem Bereich verlieren, den sie am dringendsten bewahren wollen: den Alltag. Deshalb wächst die Bedeutung von Supportivtherapien, psychosozialer Begleitung und rehabilitativen Angeboten.

Normalität ist zudem ein subjektiver Begriff. Für manche bedeutet sie die Rückkehr in den Beruf, für andere die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen oder sich unabhängig im Alltag zu bewegen. Die Onkologie muss diese individuellen Dimensionen ernst nehmen und in ihre Zieldefinitionen integrieren. Medizinische Leitlinien betonen zunehmend patientenzentrierte Endpunkte – nicht nur Überlebensraten, sondern auch Lebensqualität, Funktionsfähigkeit und Teilhabe.

Die Forschung reagiert darauf. Klinische Studien integrieren immer häufiger Patient-Reported Outcomes, also Angaben der Betroffenen selbst, die Aufschluss darüber geben, wie sie ihre Situation erleben. Diese Daten sind entscheidend, um Therapien nicht nur nach biomedizinischen, sondern auch nach alltagspraktischen Maßstäben zu bewerten. Ein Medikament, das zwar Tumore verkleinert, gleichzeitig aber die Arbeitsfähigkeit dauerhaft zerstört, erfüllt die Erwartungen vieler Patientinnen und Patienten nicht mehr.

Gleichzeitig bleibt die wirtschaftliche Dimension präsent. Innovative Therapien sind teuer, ihre Kosten belasten die Gesundheitssysteme. Die Frage, welche Lebensqualität zu welchem Preis gesichert werden soll, ist hochpolitisch. Sie entscheidet über Erstattungen, über Zugangschancen und darüber, ob Normalität als Therapieziel allen offensteht oder nur jenen, die in gut ausgestatteten Systemen behandelt werden. Hier zeigt sich, dass medizinischer Fortschritt nicht losgelöst von gesellschaftlichen und ökonomischen Strukturen gedacht werden kann.

Auch kulturelle Faktoren spielen eine Rolle. Der Wunsch nach Normalität kann in verschiedenen Lebenskontexten unterschiedlich interpretiert werden. Während in westlichen Gesellschaften oft die Rückkehr in Beruf und soziale Rollen im Zentrum steht, können in anderen Kontexten religiöse, familiäre oder gemeinschaftliche Aspekte entscheidender sein. Die Onkologie muss diese Vielfalt respektieren, wenn sie ihren patientenzentrierten Anspruch ernst nimmt.

Nicht zuletzt ist Normalität auch eine Frage der Kommunikation. Ärztinnen und Ärzte, Pflegende und andere Gesundheitsberufe müssen die Balance finden zwischen Ehrlichkeit und Hoffnung. Wer unrealistische Erwartungen weckt, enttäuscht und schadet dem Vertrauen. Wer hingegen klar benennt, was erreichbar ist, eröffnet eine Chance, Normalität neu zu definieren – nicht als Illusion, sondern als realistische Perspektive.

Am Ende zeigt sich: Die Onkologie der Zukunft wird nicht nur an molekularen Markern oder Überlebenskurven gemessen, sondern daran, ob sie Patientinnen und Patienten ermöglicht, inmitten einer schweren Krankheit Mensch zu bleiben. Normalität ist kein Luxus, sondern ein Kernziel. Denn wer trotz Tumordiagnose leben kann, als wäre das Leben noch das eigene, erfährt eine Würde, die jede Statistik übersteigt.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht. Die wirtschaftliche Stabilität nach Insolvenzen, die Anerkennung ausländischer Fachkräfte, der Prüfungsdruck im Nachwuchs und das Ziel der Normalität in der Onkologie verdichten sich zu einer Lehre: Zukunft gelingt nur, wenn Strukturen tragen, Menschen anerkannt werden und Versorgung Menschlichkeit wahrt.

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

Apotheken-Nachrichten zeigen, wie Versorgung ins Wanken gerät, wie Anerkennung Struktur braucht, wie Normalität zum Therapieziel wird

Source: Deutsche Nachrichten
 

Apotheken-News: Bericht von heute

Wenn Versorgungssysteme ins Wanken geraten, zeigt sich, wie eng wirtschaftliche Stabilität, regulatorische Klarheit und medizinische Praxis miteinander verwoben sind. Die Folgen von Insolvenzen in zentralen Strukturen treffen nicht nur Betriebe, sondern auch die Versorgungssicherheit, während gleichzeitig der Mangel an pharmazeutischen Fachkräften eine politische und rechtliche Anerkennungsfrage aufwirft. Wer aus dem Ausland kommt, stößt auf bürokratische Hürden, die dringend nach klaren Verfahren verlangen, weil fehlende Strukturen Lücken in Teams vertiefen. Hinzu kommen Belastungen durch Prüfungen, die in einzelnen Regionen besonders sichtbar machen, wie der Druck auf den Nachwuchs wächst, wenn Transparenz, Vergleichbarkeit und Erwartungsmanagement nicht gewährleistet sind. Und während an den Schnittstellen der Gesundheitsberufe um Abläufe gerungen wird, stellt die Onkologie eine Frage, die über Strukturen hinausweist: Wie kann Normalität für Krebspatienten Realität werden? Zusammen betrachtet, zeigt sich ein Bild, in dem wirtschaftliche Stabilität, klare Anerkennung und humane Versorgung nur im Gleichgewicht zukunftsfähig sind.

Nachfolge sichern, Verantwortung teilen, Zukunft gestalten

Wie der Apotheker Thomas Rochell mit seinem Neffen Julius einen Verbund in Westfalen übergibt und warum rechtzeitige Planung das Fundament jeder Nachfolge ist

Wer in der Apotheke Verantwortung trägt, weiß: Zukunftsplanung beginnt nicht erst mit den ersten Gedanken an den Ruhestand, sondern lange zuvor. Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbands Westfalen-Lippe, hat diese Lektion nicht nur für sich selbst verinnerlicht, sondern für seine drei Apotheken im Kreis Höxter praktisch umgesetzt. Seit zwei Jahren führt er die Betriebe gemeinsam mit seinem Neffen Julius, zunächst als angestellten Apotheker, seit Juli 2023 als gleichberechtigten Partner in einer offenen Handelsgesellschaft. Der Schritt ist für beide mehr als ein organisatorisches Konstrukt: Es ist ein bewusst gestaltetes Modell, das Sicherheit, Vertrauen und Zukunftsfähigkeit miteinander verbindet.

Dass eine solche Übergabe nicht aus dem Stand gelingt, zeigt Rochells eigene Erfahrung. Als er mit 28 Jahren seine erste Apotheke gründen wollte, stand das Projekt auf der Kippe. Banken verlangten Sicherheiten und Bürgschaften, die er kaum leisten konnte. Der Aufbau war mühsam, der Rückschlag stets eine greifbare Gefahr. Heute, 30 Jahre später, zieht er daraus eine klare Konsequenz: Wer Apotheken im Verbund betreibt, darf die Nachfolge nicht aufschieben, sondern muss rechtzeitig Struktur schaffen. Je komplexer die Betriebe, desto schwieriger wird eines Tages eine spontane Übergabe. Darum begann Rochell schon vor einem Jahrzehnt, über Lösungen nachzudenken, und legte den Grundstein für den jetzigen Weg.

Dass sich Julius Rochell, der Patenneffe, als Nachfolger eignen könnte, war lange offen. Der Gedanke tauchte erstmals in dessen Schulzeit auf, als er beiläufig ein Pharmaziestudium erwähnte. Erst Jahre später wurde daraus ein konkreter Weg. Ein WG-Zimmer des Onkels in Münster, erste Gespräche während des Studiums, schließlich ein Einstieg als angestellter Apotheker im Jahr 2020 – so wuchs Stück für Stück Vertrauen. Die entscheidende Wendung kam, als Thomas Rochell offen fragte, ob er sich eine Partnerschaft vorstellen könne. Die spontane Antwort seines Neffen – „Ich dachte, du fragst mich nie“ – markierte den Beginn einer neuen Phase.

Mit der Gründung der OHG 2023 gewann das Modell Gestalt. Drei Apotheken werden seither gemeinschaftlich geführt, Entscheidungen geteilt, Innovationen gemeinsam entwickelt. Julius bringt digitale Ansätze und neue Ideen ein, Thomas Erfahrung, Netzwerke und Verhandlungsgeschick. So entsteht ein Gleichgewicht, das dem Verbund Stabilität gibt. Die doppelte Perspektive ist nicht nur innerbetrieblich wertvoll, sondern auch ein Signal nach außen: Kunden und Patienten spüren, dass hier Tradition und Erneuerung Hand in Hand gehen.

Solche Modelle sind in der Apothekenlandschaft längst keine Ausnahme mehr, doch sie setzen frühzeitige Planung voraus. Wer bis kurz vor dem Ruhestand wartet, überfordert mögliche Nachfolger und verliert Verhandlungsspielräume. Für junge Apothekerinnen und Apotheker sind klar geregelte Partnerschaften attraktiver, weil sie nicht mit unüberschaubaren Risiken starten müssen. Für die ältere Generation schaffen sie Sicherheit, weil sie nicht abrupt Verantwortung abgeben, sondern Wissen, Netzwerke und Routinen schrittweise weitergeben können.

Im Hintergrund solcher Konstrukte steht immer auch die Frage nach Absicherung. Apotheken sind hochregulierte Betriebe mit betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und versicherungstechnischen Risiken. Ein Verbund in OHG-Struktur bedeutet geteilte Haftung und erfordert klare Vereinbarungen. Ebenso wichtig ist ein umfassender Versicherungsschutz – von der Berufshaftpflicht über die Inhaltsversicherung bis hin zu Deckungskonzepten für digitale Risiken. Gerade in einer Zeit, in der sich Apotheken nicht nur mit Lieferengpässen und Fachkräftemangel, sondern auch mit Cyberangriffen und Online-Vertriebsdruck auseinandersetzen müssen, reicht Standardabsicherung nicht mehr aus.

Thomas Rochells Beispiel zeigt, dass Nachfolgeplanung keine abstrakte Pflicht, sondern ein aktiver Prozess ist. Sie verbindet die persönliche Verantwortung für Mitarbeiter und Patienten mit der strukturellen Verantwortung für die Zukunft des Betriebs. Indem er seinen Neffen nicht erst in letzter Minute ins kalte Wasser warf, sondern über Jahre hinweg begleitete, schuf er ein Modell, das Vertrauen und Verlässlichkeit in den Vordergrund stellt.

Die Lehre aus diesem Fall ist eindeutig: Wer Nachfolge verschiebt, riskiert Stillstand oder Verlust. Wer sie früh gestaltet, schafft Wachstum, Stabilität und Spielraum für Innovation. Apotheken, die im Verbund bestehen wollen, brauchen nicht nur medizinisches Know-how und ökonomisches Geschick, sondern auch den Mut, Verantwortung zu teilen. Zukunft lässt sich nicht vererben – sie muss organisiert werden.

Früh planen, Strukturen sichern, Vertrauen aufbauen

Wie Thomas Rochell die Nachfolge seines Apothekenverbunds gestaltet, welche Rolle Neffe Julius übernimmt und warum Zeitfaktor und Rechtsform entscheidend sind

Nachfolge ist im Apothekenwesen selten nur ein juristischer Akt, sondern immer auch ein persönlicher Prozess. Dass dieser Prozess gelingen kann, zeigt das Beispiel von Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, der seit mehr als drei Jahrzehnten im Kreis Höxter Apotheken führt. Bereits vor über zehn Jahren begann er sich die Frage zu stellen, was geschehen solle, wenn er selbst eines Tages die Verantwortung abgeben möchte. Für viele Inhaber ist dies ein Thema, das erst spät in den Blick rückt. Rochell entschied anders: Er wählte die frühe, systematische Vorbereitung – und damit einen Weg, der andere Apothekenleiter sensibilisieren könnte.

Im Zentrum seiner Strategie steht die offene Handelsgesellschaft, in der er seit 2023 gemeinsam mit seinem Neffen Julius drei Apotheken betreibt. Dieses Modell verbindet Erfahrung und Innovationskraft, verteilt Verantwortung und erleichtert den Übergang in eine neue Generation. Rochell beschreibt den Nutzen offen: Für ihn bedeutet die Gesellschaftsform Sicherheit, für den jüngeren Partner die Möglichkeit, Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit hineinzuwachsen, ohne sofort den vollen finanziellen und organisatorischen Druck tragen zu müssen. Der Übergang wird so nicht zum Bruch, sondern zu einem gelenkten Fluss.

Das Motiv, frühzeitig Strukturen zu schaffen, speist sich auch aus eigenen Erfahrungen. Als junger Apotheker war Rochell kurz davor, an den Sicherheitenforderungen der Banken zu scheitern. Sein erster Betrieb, gegründet mit 28 Jahren, stand auf der Kippe, weil Bürgschaften und Finanzierungen schwer zu sichern waren. Die beinahe gescheiterte Gründung wurde ihm zur Lehre: Ohne Vorbereitung, ohne belastbare Modelle für Übergaben oder Einstiege wird es für Nachwuchs schwer. Deshalb mahnt er heute Kollegen, nicht bis zur letzten Minute zu warten. Gerade Filialverbünde mit drei oder vier Standorten lassen sich kaum „auf einen Schlag“ übertragen, wenn nicht zuvor Verbindlichkeit und Vertrauen gewachsen sind.

Dass ausgerechnet Julius Rochell, sein Neffe und Patenkind, heute Mitinhaber ist, war zunächst nicht vorgesehen. Julius hatte in der Schulzeit zwar das Pharmaziestudium erwähnt, doch der Onkel schenkte dem kaum Beachtung. Erst Jahre später, als Julius tatsächlich in Münster Pharmazie studierte und nach Examen eine berufliche Richtung suchte, ergab sich die Gelegenheit. Ein WG-Zimmer, das Thomas Rochell anbot, war ein praktisches Detail, nicht mehr. Der Wendepunkt kam, als im Apothekenverbund ein neuer Apotheker gebraucht wurde. Die Zurückhaltung des Seniors, den Neffen zu fragen, wich erst nach einem Gespräch mit seiner Frau. Auf die vorsichtige Frage reagierte Julius mit einem Satz, der heute als Schlüssel gilt: „Ich dachte, du fragst mich nie.“

Ab 2020 stieg Julius als angestellter Apotheker in den Betrieb ein. Drei Jahre der Zusammenarbeit folgten, ehe beide den Schritt in die gemeinsame Gesellschaft wagten. Diese Übergangszeit war nicht nur fachlich wertvoll, sondern schuf auch ein Fundament aus Vertrauen, das in Zahlen nicht messbar ist. Heute bringt Julius neue Ideen in die Abläufe, treibt Digitalisierung und Marketing voran, während Thomas die langjährige Erfahrung und die Verankerung in der Region einbringt. Unterschiedliche Blickwinkel ergänzen sich, Entscheidungen werden in einem Prozess getroffen, der mehr Sicherheit bietet als das Einzelurteil eines Inhabers.

Die Konstruktion zeigt: Nachfolge ist kein isoliertes Ereignis, sondern ein mehrjähriger Prozess, der klare rechtliche Formen und persönliche Offenheit zugleich erfordert. Eine offene Handelsgesellschaft schafft rechtliche Gleichstellung, zwingt aber auch zu gemeinsamer Verantwortung. Für beide Seiten ist das Verpflichtung und Chance zugleich. Wichtig bleibt, dass Zeit investiert wird – in Gespräche, in schrittweise Übergaben, in die gemeinsame Bewältigung von Herausforderungen.

Rochells Beispiel verdeutlicht, dass Nachfolge nicht nur den Fortbestand einzelner Betriebe sichert, sondern auch eine kulturprägende Funktion hat. Wer heute früh plant, senkt das Risiko, dass morgen ganze Versorgungsstrukturen verloren gehen. Denn während die Zahl der selbstständigen Apotheken sinkt und die Übernahmewilligkeit junger Pharmazeuten begrenzt ist, gewinnen Modelle mit geteilter Verantwortung an Gewicht. Sie können nicht jedes Problem der Branche lösen, doch sie zeigen, dass Vertrauen, rechtliche Klarheit und familiäre Nähe einen Rahmen schaffen, der Apotheken zukunftsfähig macht.

Lasten reduzieren, Prozesse digitalisieren, Versorgung sichern

Warum Apotheken ohne Bürokratieabbau in ihrer Leistungsfähigkeit blockiert bleiben, welche Chancen in Digitalisierung liegen und wo staatliche Reformen ansetzen müssen

Bürokratie ist kein abstrakter Begriff, sondern für Apotheken alltägliche Realität: Formulare, Genehmigungen, Abrechnungsprüfungen und Dokumentationspflichten kosten Zeit, die an anderer Stelle fehlt – in der Beratung, in der Rezeptur oder in der Kommunikation mit Ärzten. Immer wieder berichten Inhaber und Teams, dass ein Drittel ihrer Arbeitszeit nicht in die Versorgung von Patientinnen und Patienten fließt, sondern in Vorgänge, die selten echten Nutzen stiften. Genau hier beginnt das Problem: Bürokratie belastet nicht nur die Effizienz, sondern auch die Motivation und damit die Zukunftsfähigkeit einer ganzen Branche.

Wenn Apothekerinnen und Apotheker auf politische Reformen hoffen, dann steht der Abbau überflüssiger Vorschriften fast immer ganz oben auf der Liste. Die Forderung richtet sich weniger auf eine vollständige Deregulierung, sondern auf die Wiederherstellung von Balance: Welche Vorschriften sichern Qualität, und welche sind bloße Traditionslasten? Besonders kritisch sind Bereiche, in denen Vorschriften mehrfach denselben Sachverhalt erfassen – doppelte Dokumentationen, redundante Prüfungen, parallele Nachweise. Wer Digitalisierung ernst nimmt, muss solche Dopplungen abbauen, statt sie ins Digitale zu übertragen.

Digitalisierung selbst ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite bietet sie Chancen: elektronische Dokumentation statt Papierarchive, automatisierte Schnittstellen zur Krankenkasse, zentrale Arzneimitteldatenbanken, die Risiken in Sekundenschnelle anzeigen. Auf der anderen Seite droht ohne sorgfältige Umsetzung genau das, was Apotheken heute schon lähmt: mehr Aufwand durch unklare Softwarestrukturen, Ausfälle bei zentralen Servern, unzureichende Schulung des Personals. E-Rezept-Störungen der vergangenen Monate haben gezeigt, wie anfällig Systeme sein können, wenn Stabilität und Nutzerorientierung nicht höchste Priorität haben. Digitalisierung darf kein Ersatzbürokratieprogramm sein, sondern muss Freiräume schaffen.

Im Kern geht es um einen Perspektivwechsel. Statt Apothekerinnen und Apothekern das Leben durch immer neue Pflichten schwerer zu machen, sollte ihre Expertise genutzt werden, um Prozesse zu vereinfachen. Wer im Alltag mit Arzneimitteln und Patientendaten arbeitet, erkennt schneller als jede Verwaltung, wo Regeln greifen und wo sie blockieren. Werden diese Erfahrungen ignoriert, verfestigt sich Frustration. Werden sie ernst genommen, entsteht eine Reformbewegung, die von der Praxis aus gesteuert wird.

Besonders drängend ist die Lage bei den pharmazeutischen Dienstleistungen, die politisch als Innovationsmotor gelten. Viele Apotheken berichten, dass der eigentliche Ablauf der Beratung zwar gut funktioniert, die Dokumentation jedoch so zeitintensiv ist, dass der Nutzen in Frage gestellt wird. Hier zeigt sich, wie eng Bürokratieabbau und Digitalisierung verbunden sind: Eine schlanke, digitale Dokumentation könnte Aufwand minimieren, die Abrechnung vereinfachen und mehr Beratungszeit freisetzen. Stattdessen werden derzeit Papier und digitale Formulare parallel geführt – ein Lehrbeispiel für fehlende Abstimmung.

Bürokratieabbau ist aber nicht nur eine betriebswirtschaftliche Frage. Er ist auch eine politische. Denn wenn Apotheken durch Verwaltungspflichten blockiert werden, sinkt ihre Sichtbarkeit in der Versorgung. Patientinnen und Patienten nehmen Wartezeiten, reduzierte Beratungsintensität und geschlossene Türen wahr. Das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit schwindet – nicht weil Apotheken fachlich versagen, sondern weil sie in unnötigen Strukturen gefangen sind. Politik, die hier nicht reagiert, riskiert einen schleichenden Substanzverlust im Gesundheitswesen.

Digitalisierung kann, richtig gedacht, eine Brücke sein. Sie ermöglicht, Ressourcen freizusetzen, Prozesse zu standardisieren und Versorgung transparenter zu machen. Doch sie erfordert Investitionen in Technik und vor allem in Personalfortbildung. Nur wenn Teams den Nutzen verstehen und Systeme stabil laufen, wird Digitalisierung zu einer echten Entlastung. Andernfalls bleibt sie eine weitere Pflicht, die den Alltag erschwert.

Die Diskussion über Bürokratieabbau und Digitalisierung in Apotheken ist deshalb mehr als eine technische Frage. Sie ist eine Grundsatzentscheidung: Soll die Arbeitskraft von Apothekerinnen und Apothekern weiter in Verwaltung gebunden werden, oder soll sie dort wirken, wo sie am meisten gebraucht wird – in der direkten Versorgung? Die Antwort entscheidet nicht nur über die Zukunft einzelner Betriebe, sondern über die Widerstandskraft des gesamten Gesundheitssystems.

Leistung prüfen, Nachwuchs sichern, Versorgung vorbereiten

Warum in Sachsen-Anhalt hunderte Mediziner:innen, Pharmazeut:innen und Psychotherapeut:innen Examen ablegen, welche Zahlen die Ausbildung prägen und wie daraus Zukunft für die Gesundheitsversorgung entsteht

Prüfungen markieren in den akademischen Gesundheitsberufen nicht nur den Abschluss eines Ausbildungsabschnitts, sondern sind Prüfsteine für die Zukunftsfähigkeit eines Systems. In Sachsen-Anhalt beginnt mit dem Ende des Sommersemesters eine intensive Phase: Mehr als tausend Studierende aus Medizin, Pharmazie und Psychologie treten zu den staatlich geregelten Examen an. Der Rhythmus dieser Prüfungen ist festgelegt – nach dem zweiten, fünften und sechsten praktischen Jahr stehen für Medizinstudierende umfassende Wissens- und Praxistests an. Erst mit dem Bestehen aller Abschnitte öffnet sich die Tür zur Approbation, jenem rechtlichen Status, der eigenständige Berufsausübung erlaubt.

Die Dimension ist beachtlich: 380 Absolventinnen und Absolventen schließen in Sachsen-Anhalt im Durchschnitt pro Jahr ihr Studium erfolgreich ab. 2023 lag die Zahl bei 348 Medizinerinnen und Medizinern, ergänzt durch 101 Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, 35 Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner sowie knapp 90 approbierte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, darunter auch für Kinder- und Jugendliche. Diese Daten sind mehr als Statistik. Sie zeigen, wie eng Ausbildung, Berufszulassung und Versorgungskapazitäten miteinander verflochten sind. Jede einzelne bestandene Prüfung bedeutet ein Stück mehr Sicherheit für ein Gesundheitssystem, das vielerorts unter Nachwuchsmangel leidet.

Die Prüfungen selbst folgen hohen Standards. Sie sollen nicht nur Fachwissen abfragen, sondern praktische Fähigkeiten und kommunikative Kompetenzen gleichermaßen prüfen. Für angehende Apothekerinnen und Apotheker bedeutet dies: Wissen über Arzneistoffe, Herstellungsprozesse und Interaktionen wird ebenso gefordert wie die Fähigkeit, Patientinnen und Patienten verständlich zu beraten. Gerade in einer Zeit, in der Arzneimitteltherapie komplexer wird und Versorgungsdefizite Schlagzeilen machen, ist diese Verbindung aus Theorie und Praxis entscheidend.

Dabei steht Sachsen-Anhalt exemplarisch für die Herausforderungen eines kleinen Bundeslands. Der Bedarf an Nachwuchs ist groß, die Abwanderungstendenzen junger Akademiker hoch. Umso wichtiger ist es, dass Prüfungen nicht als Hürde, sondern als Brücke verstanden werden: Sie bereiten auf Verantwortung vor, definieren aber auch die Schwelle zur beruflichen Selbstständigkeit. Wer diese Schwelle übertritt, wird gebraucht – im Krankenhaus, in der Arztpraxis, in der öffentlichen Apotheke.

Ein Blick auf die Pharmazie zeigt, wie sensibel die Balance ist. 101 Absolventinnen und Absolventen pro Jahr sind keine große Zahl, wenn man sie der wachsenden Zahl an Apothekenabgaben, Rezepturen und Beratungsanforderungen gegenüberstellt. Prüfungen sind hier nicht nur ein Qualitätssiegel, sondern auch ein Indikator für die Fragilität der Versorgung: Jeder Jahrgang, der kleiner ausfällt, verschärft die Engpässe im Berufsalltag. Jeder Jahrgang, der stark ist, stabilisiert die Strukturen.

Die gesellschaftliche Dimension ist kaum zu überschätzen. Prüfungen sind immer auch ein Signal an die Öffentlichkeit, dass Qualität gesichert wird. In Zeiten, in denen Vertrauen in Institutionen brüchig erscheint, ist das von besonderem Wert. Absolventinnen und Absolventen, die erfolgreich durch die Prüfungsphase gehen, stehen für Verlässlichkeit und Expertise. Sie sind der Beweis, dass Ausbildungssysteme funktionieren – trotz aller finanziellen, organisatorischen und demografischen Belastungen.

Gleichzeitig zeigen die Prüfungen die Grenzen eines Systems auf. Viele Studierende berichten von hohem Druck, von Unsicherheit über berufliche Perspektiven, von schwierigen Arbeitsbedingungen in Kliniken und Apotheken. Prüfungen sind also nicht nur Momentaufnahmen der Leistungsfähigkeit, sondern auch Spiegelbilder eines Umfelds, das jungen Akademikern nicht immer die gewünschten Perspektiven bietet. Hier entsteht eine doppelte Verantwortung: Politik und Institutionen müssen nicht nur die Qualität der Prüfungen sichern, sondern auch die Attraktivität des Berufswegs nach dem Examen.

Insgesamt verdeutlicht die aktuelle Prüfungsphase in Sachsen-Anhalt, wie eng Ausbildung, Nachwuchssicherung und Versorgung miteinander verwoben sind. Es geht nicht allein darum, wie viele bestehen, sondern auch darum, wie viele bleiben, wie viele die berufliche Praxis dauerhaft tragen und wie viele die Strukturen einer alternden Gesellschaft stabilisieren können. Prüfungen sind somit nicht nur akademische Zäsuren, sondern Prüfsteine für die Zukunft des Gesundheitssystems.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht. Die wirtschaftliche Stabilität nach Insolvenzen, die Anerkennung ausländischer Fachkräfte, der Prüfungsdruck im Nachwuchs und das Ziel der Normalität in der Onkologie verdichten sich zu einer Lehre: Zukunft gelingt nur, wenn Strukturen tragen, Menschen anerkannt werden und Versorgung Menschlichkeit wahrt.

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Apotheken-Nachrichten zeigen Risiken, Versorgung baut Brücken, Führung fordert Klarheit

Source: Deutsche Nachrichten
 

Apotheken-News: Bericht von heute

Wenn die Technik schwankt, die Strukturen gefordert sind, Prüfungen anstehen und individuelle Versorgung Gesichter bekommt, zeigt sich, wie komplex die Realität im Gesundheitswesen geworden ist: Zwei gravierende TI-Ausfälle legten in der ersten Augustwoche E-Rezepte lahm und machten deutlich, wie verletzlich die digitale Infrastruktur bleibt, wenn Arztpraxen und Apotheken im Alltag handlungsunfähig werden. Parallel experimentieren Zusammenschlüsse wie „Die starke Apotheke“ mit Verbundlagern und Apps, um die Sichtbarkeit von Beständen und die Kundenbindung zu sichern, und verdeutlichen damit, dass Kooperation zur Antwort auf Liefer- und Wettbewerbsdruck wird. Während in Sachsen-Anhalt über tausend Studierende der Medizin, Pharmazie und Psychotherapie ihr Examen ablegen und so den dringend benötigten Nachwuchs sichern sollen, zeigt die Arbeit einer Apothekerin in Neubrandenburg, dass Versorgung immer auch Empathie bedeutet: Wohlfühlboxen für Krebspatienten geben Normalität zurück und verankern die Botschaft, dass Therapie ohne Menschlichkeit unvollständig bleibt.

Führung braucht Klarheit, Patientenversorgung braucht Kooperation, Profession braucht gegenseitiges Lernen

Wie Apotheker neue Impulse aus der ärztlichen Praxis aufnehmen, Versorgungssicherheit stärken und professionelles Rollenverständnis schärfen

Wenn Ärzte und Apotheker im Gesundheitssystem aufeinandertreffen, geschieht dies oft unter den Vorzeichen einer historisch gewachsenen Arbeitsteilung: hier die ärztliche Diagnose, dort die pharmazeutische Beratung und Abgabe. Doch gerade in Zeiten wachsender Versorgungslücken und steigender Anforderungen an interdisziplinäre Kooperation lohnt sich die Frage, welche Elemente der ärztlichen Praxis für Apotheker als Vorbild dienen können – nicht als Abwertung der eigenen Profession, sondern als Bereicherung. Denn Lernen über Berufsgrenzen hinweg bedeutet nicht, sich zu unterwerfen, sondern die eigene Rolle durch Vergleich, Reflexion und Anpassung zu stärken.

Ein erster Blick fällt auf den Bereich der Kommunikation mit Patienten. Ärztinnen und Ärzte haben in ihrer Ausbildung und Praxis vielfach ein hohes Maß an Gesprächsführungskompetenz entwickelt. Sie müssen in kurzer Zeit Anamnese, Diagnostik und Therapieempfehlung vermitteln, gleichzeitig Vertrauen schaffen und auf emotionale Reaktionen eingehen. Apotheker erleben zwar ähnliche Momente in der Offizin, doch der Erwartungshorizont ist ein anderer: häufig geht es um die Erklärung von Einnahmeregeln, Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen. Hier könnte die systematische Schulung in Gesprächstechniken, wie sie in der ärztlichen Ausbildung zum Standard gehört, ein wertvoller Gewinn für die pharmazeutische Praxis sein. Nicht, weil Apotheker bislang unzureichend kommunizieren, sondern weil die Strukturierung ärztlicher Gespräche methodische Ankerpunkte liefert, die auch im Beratungsgespräch hinter dem HV-Tisch von Vorteil sein können.

Ein zweites Feld liegt in der klaren Rollendefinition. Ärztinnen und Ärzte treten in der Regel mit einem hohen Bewusstsein für ihre Rolle als verantwortliche Entscheidungsträger auf. Das erzeugt eine Erwartungshaltung bei Patienten: Hier wird entschieden, hier wird gehandelt. Apothekerinnen und Apotheker dagegen befinden sich häufiger in der Position, eine ärztliche Entscheidung zu begleiten, zu erläutern oder in Einzelfällen zu hinterfragen. Gerade deshalb könnte das ärztliche Rollenverständnis – mit seiner klaren Betonung von Verantwortlichkeit – ein Impuls sein, die pharmazeutische Rolle stärker zu akzentuieren: als eigenständiger Gesundheitsakteur, nicht nur als ausführender Dienstleister. Der Schritt, pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) selbstbewusst zu vertreten, wird so nicht als Abgrenzung, sondern als logische Konsequenz eines klar gefassten Berufsbilds verstanden.

Auch die ärztliche Teamorganisation bietet Anknüpfungspunkte. In vielen Praxen gehört es zum Alltag, Aufgaben im Team klar zu delegieren und Prozesse strukturiert zu dokumentieren. Apothekerinnen und Apotheker haben zwar ebenfalls hoch eingespielte Teams, doch die interne Delegationskultur könnte an manchen Stellen von ärztlichen Strukturen profitieren. Beispielsweise, indem Verantwortlichkeiten für Medikationsanalysen, Impfberatungen oder Botendienste klarer verteilt und dokumentiert werden. Transparente Teamstrukturen schaffen nicht nur Effizienz, sondern erleichtern auch die rechtliche Absicherung und verringern Konfliktpotenzial.

Hinzu kommt die ärztliche Praxis, im Spannungsfeld zwischen individuellen Patientenbedürfnissen und systemischen Vorgaben Entscheidungen zu treffen. Ärzte sind es gewohnt, unter Budgetrestriktionen, Leitlinien und Wirtschaftlichkeitsvorgaben zu agieren – und dennoch Verantwortung zu übernehmen. Apotheker sehen sich zunehmend ähnlichen Konflikten ausgesetzt, etwa bei Lieferengpässen, Rabattverträgen oder Beratung unter Zeitdruck. Hier könnten Strategien aus der ärztlichen Praxis Orientierung geben, wie man Dilemmata transparent kommuniziert, Entscheidungen dokumentiert und gleichzeitig die Beziehung zum Patienten aufrechterhält.

Es bleibt die Frage nach den Grenzen: Wo endet die Inspiration, wo beginnt die Gefahr, das eigene Berufsprofil zu verwässern? Genau hier liegt die eigentliche Chance des interprofessionellen Lernens. Denn wer sich klar macht, was er vom anderen übernehmen kann, muss ebenso klar benennen, was das eigene unverwechselbare Profil ausmacht. Apotheker können ärztliche Gesprächsführung adaptieren, ohne die pharmazeutische Beratungskompetenz zu relativieren. Sie können ärztliche Rollenklarheit aufgreifen, ohne ihre Verantwortung auf Therapieentscheidungen auszudehnen. Sie können ärztliche Teamorganisation übernehmen, ohne die Besonderheit apothekenspezifischer Prozesse zu verlieren. Lernen von Ärzten heißt daher nicht Nachahmen, sondern Übersetzen in den eigenen Kontext.

Insgesamt zeigt sich: Die größte Stärke des ärztlichen Systems liegt nicht in unfehlbaren Entscheidungen, sondern in der Fähigkeit, trotz Unsicherheit handlungsfähig zu bleiben. Für Apotheker ist das eine wertvolle Lektion. Denn auch in der Offizin geht es täglich darum, Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen – sei es bei der Beurteilung einer Selbstmedikation, der Beratung zu Wechselwirkungen oder der Abgabe eines nicht lieferbaren Präparats. Wer in solchen Momenten ärztliche Strategien der Klarheit und Verantwortung aufgreift, macht aus fremden Erfahrungen eine eigene Ressource.

Gerade darin liegt der eigentliche Kern: Apotheker können von Ärzten lernen, wie man mit Unsicherheit professionell umgeht, wie man Verantwortung sichtbar trägt und wie man Rollenbilder nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung versteht. Das stärkt nicht nur die eigene Berufsidentität, sondern auch die interdisziplinäre Versorgung insgesamt.

Verwaltung braucht Tempo, Patientenversorgung braucht Verlässlichkeit, Digitalisierung braucht klare Standards

Wie Krankenkassen mit digitalen Überweisungen Prozesse beschleunigen, Versorgungssicherheit sichern und neue Spielräume im Gesundheitssystem eröffnen

Wenn von Digitalisierung im Gesundheitssystem die Rede ist, stehen häufig E-Rezept, elektronische Patientenakte oder Telemedizin im Fokus. Weniger beachtet, aber nicht minder relevant, ist die digitale Überweisung: ein Instrument, das im Schatten der großen Projekte entsteht, jedoch erhebliches Potenzial birgt, Abläufe zwischen Arztpraxen, Krankenhäusern und Krankenkassen zu straffen. Denn wer Prozesse an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und medizinischer Versorgung beschleunigt, wirkt direkt auf Wartezeiten, Planbarkeit und Versorgungsqualität ein.

Krankenkassen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie sind nicht nur Finanzierer, sondern auch Steuerer von Prozessen. Analoge Überweisungen erzeugen lange Wege: Patienten holen das Papier in der Arztpraxis ab, reichen es weiter oder verlieren es auf dem Weg zum nächsten Termin. Digitale Überweisungen dagegen könnten mit einem Knopfdruck an das Krankenhaus, den Facharzt oder die Therapieeinrichtung gehen – fehlerfrei, dokumentiert und jederzeit abrufbar. Das klingt trivial, bedeutet aber im Alltag eine tiefgreifende Veränderung: weniger Doppeluntersuchungen, schnellere Terminvergabe, bessere Koordination.

Doch damit dieses Potenzial wirksam wird, müssen Standards definiert und eingehalten werden. Genau hier zeigt sich das Dilemma: Die eine Krankenkasse setzt auf eine proprietäre Lösung, die andere auf eine Plattform im Verbund mit ärztlichen Softwarehäusern. Patienten werden so zu Schnittstellen-Managern, die selbst herausfinden müssen, ob die digitale Überweisung im Zielsystem ankommt. Das zeigt: Digitalisierung ohne klare Normen läuft Gefahr, die alten Brüche des analogen Systems zu reproduzieren – nur in digitaler Geschwindigkeit.

Für Apotheken könnte das Thema indirekt relevant werden. Schon jetzt zeigt sich, dass digitale Überweisungen und E-Rezepte gemeinsam gedacht werden müssen. Wer eine digitale Überweisung zum Facharzt erhält und anschließend ein E-Rezept mit nach Hause nimmt, erwartet eine nahtlose Prozesskette. Kommt es hier zu Brüchen, leidet nicht nur die Akzeptanz bei Patienten, sondern auch das Vertrauen in Apotheken, die als „letzte Station“ der Versorgung sichtbar sind. Deshalb ist es im ureigenen Interesse der Offizin, die Diskussion um digitale Überweisungen aufmerksam zu verfolgen und sich einzubringen, wenn Schnittstellen zu Apotheken-Software betroffen sind.

Ein weiteres Spannungsfeld liegt in der Frage der Datensicherheit. Überweisungsdaten enthalten sensible Informationen zu Diagnosen und geplanten Behandlungen. Während das E-Rezept technisch bereits hohe Sicherheitsanforderungen erfüllt, befinden sich digitale Überweisungen noch in einer Phase der Pilotierung und Normierung. Jede Unsicherheit in diesem Bereich kann schnell zum Akzeptanzproblem werden. Die Krankenkassen stehen deshalb unter Druck, nicht nur praktikable, sondern auch rechtssichere Lösungen anzubieten. Patienten müssen darauf vertrauen können, dass ihre Daten nicht auf Umwegen in falsche Hände geraten.

Hinzu kommt die politische Dimension. Die Bundesregierung hat die Beschleunigung administrativer Prozesse im Gesundheitswesen zu einer Priorität erklärt. Digitale Überweisungen stehen damit im Kontext einer größeren Strategie, Verwaltungskosten zu senken und Abläufe effizienter zu gestalten. Für die Kassen bedeutet dies, Investitionen zu tätigen, Pilotprojekte zu evaluieren und mit ärztlichen Verbänden Lösungen auszuhandeln. Gleichzeitig müssen sie vermeiden, dass die Digitalisierung zum Selbstzweck wird. Denn was am Ende zählt, ist die Versorgungsqualität: schnellerer Zugang zum Facharzt, verlässliche Planung operativer Eingriffe, bessere Dokumentation für alle Beteiligten.

Die Frage ist daher weniger, ob digitale Überweisungen kommen, sondern wie schnell und in welcher Form. Je länger die Fragmentierung anhält, desto größer wird die Gefahr von Parallelstrukturen. Patienten und Leistungserbringer brauchen jedoch Klarheit: ein einheitlicher Standard, verbindlich für alle Kassen, kompatibel mit Praxis- und Kliniksoftware. Ohne diesen Schritt bleibt die Digitalisierung Stückwerk.

Schließlich bleibt der Blick auf das größere Ganze: Digitale Überweisungen sind kein Selbstzweck, sondern Teil eines umfassenden Kulturwandels im Gesundheitssystem. Sie stehen für den Versuch, Verwaltung und Versorgung enger zu verzahnen, Medienbrüche zu vermeiden und Patienten von Bürokratie zu entlasten. Ob dieses Ziel gelingt, hängt nicht allein von Technik ab, sondern von der Bereitschaft, Standards zu vereinbaren, Verantwortlichkeiten klar zu benennen und auch die Perspektive der Patienten ernst zu nehmen. Krankenkassen sind hier nicht Beobachter, sondern aktive Gestalter – und sie werden an ihren Ergebnissen gemessen.

Ausbildung verlangt Präzision, Prüfungen verlangen Ausdauer, Approbation verlangt Verantwortung

Wie angehende Pharmazeuten in Sachsen-Anhalt den Sommer mit Prüfungen beenden, welche Hürden sie meistern müssen und wie der Weg zur Approbation gesichert wird

Das Ende des Sommersemesters markiert für viele Studierende keinen entspannten Übergang in die Ferien, sondern die härteste Phase des akademischen Jahres: die Prüfungszeit. In Sachsen-Anhalt bedeutet dies für mehr als eintausend junge Menschen, dass sie den Weg zum Arzt-, Psychotherapeuten- oder Pharmazieexamen beschreiten. Für die Pharmazie stehen 101 Kandidatinnen und Kandidaten auf der Liste – eine Zahl, die nüchtern wirkt, aber für die Gesundheitsversorgung des Landes entscheidend ist. Denn jeder Absolvent trägt später Verantwortung für Beratung, Abgabe und Sicherheit von Arzneimitteln.

Die Prüfungen selbst sind streng reglementiert. Sie erfolgen am Ende verschiedener Ausbildungsstufen – in der Medizin nach dem zweiten, fünften und sechsten praktischen Jahr, in der Pharmazie nach abgeschlossenem Studium. Geprüft werden nicht nur Fachwissen und methodisches Können, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Informationen unter Druck zu verarbeiten und patientenorientierte Entscheidungen zu treffen. Gerade für angehende Pharmazeuten gilt: Wer sich durch die schriftlichen und mündlichen Prüfungen arbeitet, beweist nicht nur Lernleistung, sondern auch Belastbarkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Statistisch beantragen jedes Jahr rund 380 Absolventinnen und Absolventen aus allen Gesundheitsberufen in Sachsen-Anhalt die Approbation. In der Pharmazie waren es im vergangenen Jahr 101, im aktuellen Durchgang dürfte die Zahl ähnlich sein. Dahinter verbirgt sich eine stille Konstanz, die oft unterschätzt wird: Während die öffentliche Diskussion über Ärztemangel und fehlende Hausarztpraxen laut geführt wird, bleibt die stabile Zahl der Pharmazeutenprüfungen ein Garant dafür, dass Apotheken im Land weiterhin mit Fachkräften versorgt werden.

Für die Studierenden bedeutet die Prüfungsphase allerdings mehr als Statistik. Sie ist der Kulminationspunkt jahrelanger Ausbildung. Wer im Labor gestanden, Rezepturen hergestellt und sich mit Pharmakologie, Toxikologie und pharmazeutischer Technologie auseinandergesetzt hat, muss nun beweisen, dass Theorie und Praxis zusammenfinden. Der Druck ist hoch, Fehler können nicht kompensiert werden. Ein nicht bestandener Versuch zieht erhebliche Verzögerungen nach sich und kann den Karriereweg gefährden.

Besonders in der Pharmazie zeigt sich, dass Prüfungen nicht nur individuelles Wissen abfragen, sondern eine Schutzfunktion für die Gesellschaft erfüllen. Patienten verlassen sich darauf, dass in Apotheken nur Personen arbeiten, die den komplexen Umgang mit Arzneimitteln beherrschen. Insofern ist die Prüfungsordnung mehr als ein formales Ritual – sie ist eine Sicherheitsarchitektur im Gesundheitswesen. Genau hier wird der Übergang von akademischer Ausbildung zu praktischer Verantwortung sichtbar.

Auch strukturelle Fragen treten in den Vordergrund: Reichen die vorhandenen Studienplätze aus, um die künftige Versorgung zu sichern? Welche Rolle spielt die Anerkennung ausländischer Abschlüsse, wenn inländische Absolventenzahlen stagnieren? Und wie verändert die Digitalisierung, etwa durch elektronische Prüfungsformate oder virtuelle Lernräume, den Charakter der Leistungsbewertung? Antworten darauf werden die kommenden Jahre liefern müssen.

Eines bleibt jedoch klar: Für die angehenden Pharmazeuten in Halle oder Magdeburg entscheidet sich in diesen Tagen, ob sie das Rüstzeug erhalten, um in den Apotheken des Landes Verantwortung zu übernehmen. Die Approbation ist dabei nicht nur ein formales Dokument, sondern ein Vertrauensbeweis der Gesellschaft. Wer sie erhält, tritt in einen Beruf ein, der unter wachsendem Druck steht – wirtschaftlich, regulatorisch und in der Erwartung, zugleich Dienstleister und Heilberufler zu sein.

Gerade deshalb gilt es, die Prüfungsphase nicht nur als Belastung für die Studierenden zu sehen, sondern auch als Investition in die Stabilität der Versorgung. Jeder bestandene Abschluss stärkt die Strukturen im Gesundheitswesen, jeder Misserfolg zeigt Lücken auf, die geschlossen werden müssen. Am Ende bleibt für alle Beteiligten die Erkenntnis: Ausbildung verlangt Präzision, Prüfungen verlangen Ausdauer – und die Approbation verlangt Verantwortung, die weit über den Hörsaal hinausreicht.

Onkologie fordert Nähe, Therapie fordert Vertrauen, Normalität fordert Gesten

Wie eine Apothekerin Krebspatienten mit individuellen Boxen unterstützt, welche Rolle persönliche Zuwendung neben Zytostatika spielt und warum Versorgung mehr ist als Chemie

Wenn Juliane Peschel erzählt, klingt ihre berufliche Laufbahn wie ein roter Faden, der von den sterilen Räumen der Zytostatikaherstellung bis in den persönlichen Alltag schwerkranker Menschen reicht. Die Neubrandenburger Apothekerin hat einst selbst Zytostatika angefertigt, hochwirksame Substanzen, die Leben retten und zugleich enorme Belastungen für Patienten bedeuten. Heute führt sie eine eigene Apotheke, die mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum eng zusammenarbeitet. Doch Peschel beschränkt sich nicht auf die reine Arzneimittelversorgung. Ihr Projekt: individuell zusammengestellte „Wohlfühlboxen“, die Krebspatientinnen und Krebspatienten ein Stück Normalität zurückgeben sollen.

In diesen Boxen steckt mehr als Kosmetik oder ein Tee gegen Übelkeit. Sie sind Symbole einer Haltung: dass Therapie nicht allein durch Infusionen und Tabletten getragen wird, sondern durch das Gefühl, als Mensch wahrgenommen zu werden. Peschel und ihr Team überlegen, welche Bedürfnisse jenseits der medizinischen Leitlinien bestehen. Hautpflege für durch Chemo beanspruchte Haut, kleine Dinge, die Trost spenden, oder Alltagsprodukte, die den Klinikaufenthalt erträglicher machen – jeder Inhalt ist individuell. Das erfordert Zeit, Aufmerksamkeit und ein Gespür für Zwischentöne, die in der klinischen Routine oft verloren gehen.

Dass eine Apothekerin diesen Weg wählt, ist zugleich ein Signal in die Branche. Apotheken sehen sich zunehmend als Dienstleister im Spannungsfeld zwischen betriebswirtschaftlichem Druck und heilberuflicher Verpflichtung. Projekte wie die Wohlfühlboxen zeigen, dass Heilberuflichkeit mehr bedeutet, als Packungen abzugeben oder Interaktionen im Rezept zu prüfen. Es geht um ein erweitertes Verständnis von Versorgung: Medikamente als Grundlage, aber Empathie als Verstärker.

Für die Patienten kann das kleine Paket eine immense Wirkung entfalten. Wer mitten in einer Chemotherapie steht, verliert häufig die Orientierung zwischen Nebenwirkungen, Terminen und Ängsten. Ein liebevoll zusammengestelltes Päckchen kann in diesem Moment mehr leisten als jede sterile Klinikbroschüre. Es verleiht dem Patienten die Botschaft: Du bist mehr als deine Krankheit, du bist mehr als deine Therapie. In einer Zeit, in der Versorgungssysteme Effizienz und Standardisierung priorisieren, gewinnen solche Gesten an Gewicht.

Auch gesundheitspolitisch lässt sich daraus eine Frage ableiten: Sollten solche individuellen Unterstützungsangebote Teil eines regulären Versorgungskonzepts sein? Die Diskussion über pharmazeutische Dienstleistungen hat bereits gezeigt, dass Apothekerinnen und Apotheker bereit sind, über die traditionelle Arzneimittelabgabe hinauszugehen. Blutdruckmessen, Medikationsanalysen, Impfungen – all das ist längst im Leistungskatalog angekommen. Doch was Peschel praktiziert, geht noch weiter: Es ist eine Rückkehr zu einer patientenzentrierten Idee, die nicht durch Verordnungen abgedeckt ist, sondern durch Haltung und Berufsethos getragen wird.

Natürlich bleibt auch die ökonomische Dimension nicht aus. Wohlfühlboxen lassen sich nicht abrechnen, sie kosten Zeit und Geld. Doch sie können mittelbar Bindung schaffen: Patienten, die sich gesehen fühlen, kommen wieder, vertrauen und bauen langfristige Beziehungen auf. Für eine Apotheke im Wettbewerb ist dies mehr als nur Imagepflege. Es ist ein Investment in das, was kein Algorithmus ersetzen kann – Vertrauen.

Die Geschichte von Juliane Peschel zeigt exemplarisch, wie Versorgung sich weiterentwickeln kann, wenn Einzelne bereit sind, ihre Rolle neu zu definieren. Sie erinnert daran, dass gerade in der Onkologie Technik und Empathie Hand in Hand gehen müssen. Zytostatika können Tumore verkleinern, aber sie können nicht allein Angst lindern. Dafür braucht es Menschen, die hinschauen, zuhören und handeln.

In der Summe ist das Projekt ein leiser, aber wirkungsvoller Protest gegen eine Gesundheitslandschaft, die allzu oft in Prozessen und Budgets denkt. Peschel beweist: Nähe und Vertrauen sind kein Zusatz, sondern ein essenzieller Teil der Therapie. Und Normalität entsteht nicht durch Leitlinien, sondern durch Gesten, die aus dem Alltag entlehnt sind – und in den Alltag zurückführen.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht. (Die TI-Störungen zeigen die Verletzlichkeit der Infrastruktur, die Kooperation im Verbund verdeutlicht strukturelle Stärke, die Prüfungen sichern den Nachwuchs, und die onkologische Fürsorge beweist, dass Versorgung ohne Menschlichkeit unvollständig bleibt.)

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Digitale Infrastruktur wankt, Kooperationen wachsen, Apotheken-Nachrichten setzen den Kompass

Source: Deutsche Nachrichten
 

Apotheken-News: Bericht von heute

Störungen in der Telematik-Infrastruktur legen Arztpraxen und Apotheken gleich mehrfach lahm und verdeutlichen, wie fragil die digitale Basis des Gesundheitswesens bleibt, während sich zugleich Verbundlager-Konzepte als betriebswirtschaftliche Antwort auf Lieferengpässe und Kundenanforderungen profilieren und zeigen, dass Kooperation über digitale Schnittstellen hinaus auch neue Versicherungsrisiken hervorruft, die bislang unterschätzt wurden, parallel dazu treten hunderte Mediziner:innen, Pharmazeut:innen und Psychotherapeut:innen in Sachsen-Anhalt zu anspruchsvollen Prüfungen an und verdeutlichen damit die enge Verbindung zwischen Ausbildung, staatlicher Regulierung und beruflicher Verantwortung, zugleich illustriert die onkologische Versorgung in Neubrandenburg, wie eine Apothekerin mit individuellen Versorgungsansätzen Krebspatient:innen neue Normalität schenkt und die Brücke schlägt zwischen pharmazeutischem Handwerk, klinischer Partnerschaft und menschlicher Zuwendung.

Digitale Infrastruktur schwächelt, Versorgung stockt, Vertrauen leidet

TI-Störungen im August legen Arztpraxen und Apotheken lahm, E-Rezept-Einlösungen brechen massiv ein, Patientinnen und Patienten stehen zeitweise ohne Versorgung da

Wenn die Telematikinfrastruktur versagt, bricht mehr zusammen als ein technisches Netz: Dann wankt die tägliche Arzneimittelversorgung, geraten ärztliche Abläufe ins Stocken und verlieren Patientinnen und Patienten für Stunden die Gewissheit, dass digitale Prozesse zuverlässig tragen. In der ersten Augustwoche war genau das der Fall. Gleich zweimal binnen weniger Tage brach das E-Rezept-System ein – stundenlange Ausfälle in Praxen und Apotheken, leere Bildschirme, blockierte Server. Was auf dem Papier längst als Routine gelten sollte, zeigte sich in der Realität fragil, und der Schaden wurde sofort sichtbar: Die Zahl eingelöster Verordnungen sank drastisch.

Die technische Störung wirkt auf den ersten Blick wie ein reines IT-Problem. Doch tatsächlich greift sie tief in die Versorgungsstruktur ein. Denn jede nicht eingelöste Verordnung bedeutet eine Therapieunterbrechung, jede Verzögerung im Apothekenalltag zieht Wartezeiten nach sich, jede Unsicherheit im System frisst Vertrauen. Gerade die Apotheken, die an der Schnittstelle zwischen ärztlicher Verordnung und Patientenbedürfnis arbeiten, tragen die Last solcher Ausfälle unmittelbar. Während Ärzte keine Rezepte übermitteln können, stehen Apotheken ohne gültige Token da – ein Stillstand, der nicht mit improvisierten Telefonaten überbrückt werden kann.

Die Gematik als Betreiberin der Telematikinfrastruktur verweist regelmäßig auf Ursachenanalysen und verspricht Besserung. Doch im Alltag zählt weniger die technische Aufarbeitung als die Frage, wie robust das Fundament der Digitalisierung tatsächlich ist. Wenn binnen weniger Tage zweimal eine Kernanwendung ausfällt, stellt sich die systemische Frage: Handelt es sich um bedauerliche Ausnahmen oder um ein strukturelles Risiko? In der Versorgungskette reicht schon ein schwaches Glied, um ganze Segmente lahmzulegen.

Für Apotheken bedeutet dies nicht nur operative Mehrbelastung, sondern auch ein Imageproblem. Wer Patientinnen und Patienten erklären muss, dass ihre Verordnung „gerade nicht funktioniert“, verliert Vertrauen, obwohl er selbst keine Verantwortung trägt. Die Kritik richtet sich dann nicht gegen abstrakte Betreiberkonsortien, sondern prallt an den Offizintischen ab. Genau hier entsteht eine unsichtbare Schieflage: Die digitale Agenda der Politik hat die Apotheken zu zentralen Knotenpunkten gemacht, ohne ihnen zugleich die Sicherheit zu geben, dass die Systeme halten.

Die langfristige Dimension solcher Störungen zeigt sich erst, wenn man die Perspektive weitet. Ein digitaler Versorgungsweg, der regelmäßig ins Stocken gerät, gefährdet nicht nur den aktuellen Betrieb, sondern auch die Akzeptanz künftiger Anwendungen. E-Patientenakte, digitale Medikationspläne, elektronische Überweisungen – all dies hängt daran, dass die Basis zuverlässig läuft. Wenn diese Basis brüchig bleibt, verliert die gesamte Architektur ihren Rückhalt.

Darüber hinaus stellen sich Haftungsfragen. Was geschieht, wenn eine notwendige Therapie verzögert wird, weil das System keine Daten liefert? Wer trägt die Verantwortung, wenn ein Patient Schaden nimmt? Hier geraten Versicherungs- und Rechtsfragen ins Blickfeld, die bislang kaum gelöst sind. Apotheken bewegen sich in einer Grauzone: Sie können weder das System absichern noch eine Ausweichlösung anbieten, müssen aber die Konsequenzen aushalten.

Auch wirtschaftlich sind die Folgen erheblich. Jede nicht eingelöste Verordnung verschiebt Abrechnungen, verzögert Einnahmen, erhöht den Druck in ohnehin angespannten Betriebsbilanzen. Gerade kleinere Betriebe spüren solche Schwankungen sofort. Hinzu kommt, dass Notlösungen – etwa Rückgriffe auf Papierrezepte – zusätzliche Arbeitszeit und damit Kosten erzeugen. Digitalisierung soll eigentlich Effizienz bringen, doch in solchen Momenten kehrt sich das Versprechen ins Gegenteil.

Die Lehre aus den jüngsten TI-Störungen ist daher eindeutig: Technische Systeme sind kein Selbstzweck, sondern müssen sich an der Praxis bewähren. Ein Netz, das nicht trägt, ist schlimmer als gar kein Netz, weil es Sicherheit vortäuscht, wo keine ist. Für die Apothekerschaft heißt das, sich nicht in die Rolle des stillen Leidträgers drängen zu lassen, sondern den Anspruch auf Stabilität offensiv einzufordern. Digitalisierung braucht Rückgrat – und das besteht nicht aus vollmundigen Versprechen, sondern aus Systemen, die im Alltag halten.

Kooperation schafft Reichweite, Digitalisierung stärkt Bindung, Risiken verlangen Absicherung

Wie das Verbundlager „Die starke Apotheke“ neue Kundschaft gewinnt, warum digitale Plattformen und Apps den Zugang erleichtern und wieso Versicherungen für Apothekenbetriebe unverzichtbar bleiben

Im Münsterland und im Ruhrgebiet haben sich 18 Apotheken zusammengeschlossen, um gemeinsam ein Ziel zu verfolgen: Reichweite und Verfügbarkeit durch Kooperation zu steigern. Unter der Leitung von Matthias Bußmann ist so der Verbund „Die starke Apotheke“ entstanden. Was zunächst als gemeinsames Lagerprojekt begann, hat sich inzwischen zu einer regionalen Marke entwickelt. Kundinnen und Kunden können auf einen Blick sehen, welche Medikamente in welchem Betrieb vorrätig sind. Das Versprechen ist einfach, aber wirksam: Wer nach einem Präparat sucht, findet es ohne Umwege, weil die Warenbestände transparent miteinander verbunden sind. Schon dieser Vorteil bringt Zulauf – und wird nun durch digitale Tools weiter verstärkt.

Die CardLink-App „Mein Bussi“ überträgt dieses Konzept auf das Smartphone. Statt den Umweg über stationäre Nachfrage oder die Website zu gehen, genügt ein Blick auf die App, um Verfügbarkeiten einzusehen und Bestellungen zu platzieren. Gerade für jüngere Zielgruppen, die mit mobilen Lösungen aufgewachsen sind, bedeutet dies einen entscheidenden Komfortgewinn. Die Apotheken gewinnen damit nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch Bindung: Wer positive digitale Erfahrungen macht, bleibt dem Angebot treu. Kooperation und Digitalisierung bilden so eine neue Achse der Wettbewerbsfähigkeit.

Doch mit jeder Innovation wächst auch das Risikoprofil. Verbundlager, gemeinsame Plattformen und Apps erhöhen die Komplexität und damit die Angriffsfläche. Cyberattacken, Datenlecks oder technische Ausfälle sind keine theoretischen Gefahren, sondern reale Bedrohungen. Die Frage nach Versicherungsschutz ist deshalb nicht Beiwerk, sondern Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg. Eine umfassende Absicherung gegen Online- und Offline-Risiken entscheidet darüber, ob eine Krise zum Totalschaden oder zur überwindbaren Störung wird. Hier zeigt sich, dass betriebswirtschaftliche Strategie in Apotheken längst nicht mehr nur die Sortimentsplanung umfasst, sondern auch das Risikomanagement.

Diversifizierung, wie sie der Verbund betreibt, hat eine doppelte Wirkung. Einerseits verteilt sie Lasten – etwa in der Warenbevorratung, wo nicht jede Apotheke alle Präparate auf Lager halten muss. Andererseits schafft sie Abhängigkeiten, weil die Partner aufeinander angewiesen sind. Fällt eine Schnittstelle aus, kann das ganze System ins Stocken geraten. Versicherungslösungen müssen daher nicht nur die einzelnen Betriebe, sondern auch die Struktur des Verbundes einbeziehen. Nur so lässt sich verhindern, dass ein Schaden an einer Stelle die gesamte Kooperation ins Wanken bringt.

Für die Apothekenleitung bedeutet dies ein Umdenken. Wer Teil eines Verbundes ist, handelt nicht mehr isoliert, sondern steht in einem Netzwerk von Pflichten. Datenschutzbestimmungen, Haftungsregelungen, technische Mindeststandards – all dies wird zur gemeinsamen Basis. Im Schadensfall reicht es nicht aus, den eigenen Betrieb abzusichern, wenn das Gesamtsystem lückenhaft ist. Versicherer wiederum stehen vor der Aufgabe, Produkte zu entwickeln, die der hybriden Realität von Apotheken gerecht werden: stationär, digital, vernetzt.

Der wirtschaftliche Nutzen solcher Kooperationen ist unübersehbar. Der Verbund steigert Reichweite und Resilienz, eröffnet Zugänge zu neuer Kundschaft und verschafft einzelnen Betrieben eine größere Schlagkraft im Wettbewerb mit Ketten und Versandplattformen. Zugleich zwingt er dazu, Risiken neu zu bewerten und klare Präventionsstrategien zu entwickeln. Denn Erfolg ohne Absicherung bleibt fragil. Gerade im Gesundheitswesen, wo Versorgungssicherheit und Patientenschutz oberste Priorität haben, gilt: Ein guter Service ist nur dann ein echter Vorteil, wenn er auch in der Krise trägt.

Hinzu kommt ein kultureller Aspekt. Apotheken, die gemeinsam auftreten, senden ein Signal an ihre Kundschaft: Wir sind verlässlich, wir sind präsent, wir bleiben erreichbar. In Zeiten, in denen die Zahl der Apotheken in vielen Regionen rückläufig ist, wirkt diese Botschaft stabilisierend. Aber sie wirkt nur, wenn das Vertrauen nicht durch technische Pannen oder unzureichende Risikovorsorge untergraben wird. Deshalb gehört zur strategischen Diversifizierung zwingend eine robuste Sicherheitsarchitektur.

Die Zukunft der Offizin entscheidet sich nicht allein am HV-Tisch, sondern auch auf dem Smartphone und im Risikomanagement. Wer Kooperation und Digitalisierung verbindet, gewinnt neue Reichweite. Wer zugleich für Absicherung sorgt, bewahrt auch in unsicheren Zeiten das Fundament des Vertrauens. Und genau hier liegt die eigentliche Stärke einer „starken Apotheke“: nicht nur sichtbar zu sein, sondern auch belastbar.

Ausbildung verlangt Ausdauer, Prüfungen entscheiden Wege, Approbation öffnet Türen

Wie in Sachsen-Anhalt hunderte Mediziner:innen und Pharmazeut:innen in den Sommerprüfungen antreten, welche Stationen sie meistern müssen und warum der Übergang in den Beruf ein Systemtest bleibt

Am Ende eines langen Sommersemesters beginnt für angehende Mediziner:innen, Pharmazeut:innen und Psychotherapeut:innen die entscheidende Phase: die Prüfungen, die den Weg in den Beruf öffnen. In Sachsen-Anhalt starten über 1100 Kandidatinnen und Kandidaten in diese anspruchsvolle Etappe. Sie treten in verschiedenen Stadien ihres Studiums an – nach dem zweiten, fünften und sechsten praktischen Ausbildungsjahr –, und erst nach Bestehen aller Prüfungen können sie die Approbation beantragen. Diese staatliche Zulassung markiert mehr als nur ein formales Ziel: Sie entscheidet darüber, ob die jahrelange Ausbildung in die berufliche Praxis münden darf.

Die Zahlen verdeutlichen die Dimension: Im vergangenen Jahr schlossen 348 Mediziner:innen, 101 Pharmazeut:innen, 35 Zahnmediziner:innen sowie fast 90 Psychotherapeut:innen ihre Ausbildung erfolgreich ab. Sachsen-Anhalt bildet damit nicht nur lokal, sondern im bundesweiten Vergleich eine relevante Gruppe von Berufseinsteiger:innen aus. Die Anforderungen sind hoch, und die Prüfungen gelten als Härtetest. Sie überprüfen nicht nur Fachwissen, sondern auch Belastbarkeit. Denn wer im Gesundheitswesen arbeitet, muss in Extremsituationen bestehen.

Besonders für Pharmazeut:innen hat die Prüfungsphase eine doppelte Bedeutung. Einerseits wird die fachliche Qualifikation abgesichert, andererseits geht es um die Frage, wie die Absolvent:innen den Übergang in die Offizinpraxis oder in klinische Einrichtungen gestalten. Die Prüfungen sind somit nicht bloß akademisches Ritual, sondern ein Systemtest für das Zusammenspiel von Theorie und Praxis. Wer hier besteht, erwirbt nicht nur ein Zeugnis, sondern auch den Nachweis, unter realen Bedingungen handlungsfähig zu sein.

Der Blick auf die Prüfungsformate zeigt, wie vielfältig die Anforderungen sind. In der Medizin stehen Fallanalysen, praktische Behandlungsaufgaben und theoretische Klausuren im Mittelpunkt. In der Pharmazie gehören die Herstellung und Analyse von Rezepturen ebenso dazu wie das Wissen um Wirkstoffmechanismen, Wechselwirkungen und Versorgungsabläufe. Psychotherapeut:innen wiederum müssen nicht nur diagnostische Verfahren beherrschen, sondern auch ihre Fähigkeit nachweisen, Patient:innen in komplexen Gesprächssituationen zu begleiten.

Hinter den Prüfungen steht ein breiteres Bild: Das Gesundheitssystem testet hier seine eigenen Grundlagen. Wer durchfällt, verzögert nicht nur die eigene Laufbahn, sondern verstärkt mittelbar den Fachkräftemangel. Wer besteht, verstärkt das Fundament der Versorgung. Angesichts der demografischen Entwicklungen, die den Bedarf an medizinischer Betreuung steigern, und der Abwanderung vieler Fachkräfte ins Ausland, ist jede erfolgreich bestandene Prüfung ein Gewinn für die regionale und nationale Versorgung.

Die Zahl der Prüfungen spiegelt zugleich den Druck wider, der auf den Hochschulen lastet. Dozierende und Prüfungskommissionen tragen Verantwortung, einerseits den hohen Standard der Ausbildung zu sichern, andererseits den Zugang zum Beruf nicht durch unnötige Hürden zu blockieren. Das Gleichgewicht zwischen Strenge und Fairness ist hier entscheidend. Denn eine Approbation, die ohne echte Prüfung vergeben wird, verliert ihren Wert. Umgekehrt darf Überforderung nicht dazu führen, dass potenziell qualifizierte Kräfte verloren gehen.

Auch für die Politik ergeben sich Fragen. Ausbildungs- und Prüfungsordnungen sind nicht nur Verwaltungstexte, sondern Stellschrauben der Gesundheitspolitik. Sie entscheiden, wie schnell und wie verlässlich neue Fachkräfte den Arbeitsmarkt erreichen. Wer Versorgungssicherheit will, muss hier investieren: in moderne Prüfungsformate, in ausreichend Personal für die Betreuung der Studierenden, in digitale Prüfungsinfrastrukturen und in realitätsnahe Simulationen. Nur so kann der Schritt von der Theorie in die Praxis reibungslos gelingen.

Gleichzeitig bleibt der persönliche Aspekt zentral. Für die einzelnen Studierenden sind die Prüfungen eine Zäsur. Jahre intensiven Lernens, zahlreiche Praktika, Nächte in der Bibliothek und Phasen des Zweifelns kulminieren in wenigen Tagen oder Wochen. Bestehen bedeutet nicht nur, ein Berufsziel zu erreichen, sondern auch, Anerkennung für die eigene Ausdauer zu erhalten. Das System verlangt viel, und es gibt viel zurück – aber nur, wenn die Hürde überwunden wird.

So zeigen die Sommerprüfungen in Sachsen-Anhalt ein Bild, das größer ist als die Region: Sie sind Momentaufnahme eines Systems, das sich selbst prüft. Denn in den Gesichtern der Kandidat:innen, in den Prüfungsbögen und in den Laboraufgaben entscheidet sich, ob das Gesundheitswesen die nächste Generation an Verantwortungsträgern gewinnt. Ausbildung, Prüfung, Approbation – diese Kette bleibt der Schlüssel für die Zukunft der Versorgung.

Krebs fordert Kräfte, Versorgung verlangt Nähe, Menschlichkeit gibt Halt

Wie eine Apothekerin in Neubrandenburg onkologische Patient:innen begleitet, warum Zytostatika nur ein Teil der Therapie sind und wie kleine Gesten Normalität zurückbringen

Die onkologische Versorgung ist eine der anspruchsvollsten Aufgaben im Gesundheitswesen, weil sie medizinische Präzision und menschliche Nähe gleichermaßen verlangt. Juliane Peschel, Apothekerin in Neubrandenburg, kennt beide Seiten. Früher stellte sie selbst Zytostatika her, heute steht sie mit ihrem Team im direkten Kontakt zu Patient:innen, die am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum behandelt werden. Ihre Initiative geht über das Abgeben von Medikamenten hinaus: Mit individuell zusammengestellten Wohlfühlboxen möchte sie den Betroffenen ein Stück Normalität zurückgeben.

Die Idee klingt einfach, ist aber in ihrer Wirkung weitreichend. Denn Krebspatient:innen sind nicht nur mit körperlichen Beschwerden konfrontiert, sondern auch mit einer massiven Veränderung ihrer Lebensumstände. Therapien reißen sie aus dem Alltag, Nebenwirkungen zwingen zu Einschränkungen, der gewohnte Rhythmus bricht weg. Genau hier setzt Peschel an: Kleine Aufmerksamkeiten, sorgfältig ausgewählt, sollen ein Gefühl der Verlässlichkeit und Wertschätzung vermitteln. Ob Pflegeprodukte, Snacks oder kleine Gegenstände, die den Klinikalltag erleichtern – jede Box ist ein Signal, dass hinter der Therapie Menschen stehen, die Anteil nehmen.

Zugleich wird hier sichtbar, dass Versorgung mehr bedeutet als Arzneimittelabgabe. In der Onkologie sind Patient:innen oft über Monate oder Jahre auf kontinuierliche Begleitung angewiesen. Die Arbeit der Apothekerin verbindet fachliche Kompetenz mit psychosozialem Engagement. Das ist kein Ersatz für ärztliche Betreuung, sondern eine Ergänzung, die das System stabilisiert. Denn gerade in der Krebsversorgung entscheidet nicht nur die pharmazeutische Qualität, sondern auch das Gefühl, nicht allein gelassen zu sein.

Die Initiative wirft eine größere Frage auf: Wie viel Menschlichkeit lässt ein durchökonomisiertes Gesundheitssystem noch zu? Apotheken sind zunehmend gezwungen, Abläufe zu straffen, Kosten zu kalkulieren, Versicherungsfragen zu klären. Wohlfühlboxen sind da kein betriebswirtschaftlich relevanter Faktor. Sie sind ein Ausdruck von Haltung. Peschel zeigt, dass selbst im eng getakteten Alltag Raum für Menschlichkeit bleiben kann – und dass dieser Raum vielleicht entscheidender ist, als man denkt.

Auch die Patient:innenperspektive verändert den Blick. Wer Chemotherapien übersteht, wer wochenlang mit Müdigkeit, Übelkeit oder Schmerzen lebt, hat ein anderes Verhältnis zu Normalität. Kleine Dinge – ein vertrauter Duft, ein nützliches Hilfsmittel, eine Aufmerksamkeit – können symbolisch eine Lücke schließen, die Medikamente allein nicht füllen. In einer Gesellschaft, die Krankheit oft mit Distanz begegnet, wird das sichtbare Zeichen persönlicher Zuwendung zu einem Anker.

Gesundheitspolitisch zeigt sich daran, dass Versorgungsqualität nicht allein an Kennzahlen zu messen ist. Der Erfolg einer Therapie hängt nicht nur von Wirkstoffplänen oder Verweildauern ab, sondern auch davon, ob Patient:innen Motivation und Zuversicht bewahren. Eine Box verändert nicht die medizinische Prognose, aber sie kann dazu beitragen, dass Patient:innen Therapiezyklen besser durchhalten. Dieser psychologische Effekt ist kein Luxus, sondern eine Bedingung für den Erfolg.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie solche Initiativen langfristig abgesichert werden können. Ehrenamtliche oder freiwillige Projekte stoßen irgendwann an Grenzen. Wenn Menschlichkeit Teil der Versorgung bleiben soll, müssen Strukturen geschaffen werden, die solche Maßnahmen nicht vom guten Willen Einzelner abhängig machen. Apotheken könnten hier – wie im Fall Peschel – eine Brückenrolle übernehmen: Sie stehen nah am Patienten, verfügen über pharmazeutisches Wissen und können zugleich niedrigschwellige Unterstützung leisten.

Das Beispiel aus Neubrandenburg ist deshalb mehr als eine lokale Geschichte. Es macht sichtbar, dass die Schnittstelle zwischen Hightech-Medizin und alltäglicher Lebenspraxis entscheidend ist. Zytostatika, Infusionen, klinische Protokolle – sie sind notwendig, aber sie erschöpfen den Begriff von Versorgung nicht. Was bleibt, ist die Frage, wie Betroffene ihren Alltag gestalten können. Und hier kann eine Box, gefüllt mit sorgfältig gewählten Dingen, mehr bewirken, als Zahlen erfassen.

So zeigt sich am Ende, dass onkologische Versorgung mehrdimensional gedacht werden muss: medizinisch, organisatorisch, menschlich. Juliane Peschel hat einen Weg gefunden, all das in einer Geste zu bündeln. Sie beweist, dass der Kitt des Systems nicht nur in Paragraphen und Medikamenten besteht, sondern im alltäglichen Beweis, dass Patienten gesehen werden. Krebs fordert Kräfte, Versorgung verlangt Nähe, und nur Menschlichkeit gibt Halt.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht. Die Bruchstellen digitaler Systeme, die Chancen gemeinsamer Netzwerke, die Prüfungen künftiger Heilberufler:innen und die empathische Kraft onkologischer Versorgung fügen sich zu einem Bild, das zeigt: Zukunft entsteht im Spannungsfeld von Technik, Organisation und Menschlichkeit.

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

Dateibasierte Bedrohungen: Warum klassisches Antivirus nicht mehr reicht

Source: Deutsche Nachrichten
 

1. Ausgangssituation – Die unterschätzte Gefahr

Jeden Tag werden weltweit Milliarden von Dateien ausgetauscht – per E-Mail, über Upload-Portale, Cloud-Speicher oder automatisierte Schnittstellen. Was viele Unternehmen unterschätzen: Laut Studien beginnen über 70 % aller erfolgreichen Cyberangriffe mit einer manipulierten Datei.

Ob verschleierte Schadsoftware in PDF-Dokumenten, präparierte Office-Dateien mit Makros oder ausführbare Inhalte in Archiven – Angreifer nutzen genau die Schnittstellen, die Unternehmen für ihren Geschäftsbetrieb benötigen.

2. Problematik – Warum Single-AV nicht ausreicht

Klassische Antivirenlösungen sind ein wichtiges Sicherheitsfundament – aber sie erkennen nie alle Bedrohungen. Gründe dafür:

Unvollständige Erkennung: Jede Engine hat blinde Flecken, kein Hersteller deckt alle Varianten ab.

Zero-Day-Angriffe & Verschleierung: Neue Malware-Familien umgehen Signatur- und Heuristik-basierte Ansätze.

Compliance-Anforderungen: Standards wie ISO 27001, NIS2 oder KRITIS fordern mehrschichtige Kontrollen und dokumentierte Schutzmaßnahmen.

Die Realität zeigt: Wer ausschließlich auf eine einzelne Erkennungstechnologie vertraut, riskiert Angriffe, die unbemerkt bleiben – und gefährdet Geschäftsprozesse sowie regulatorische Sicherheitspflichten.

3. Lösungsansatz – Mehrschichtige Dateisicherheit

Moderne Dateisicherheit setzt auf mehrere Bausteine, die sich gegenseitig ergänzen:

Multi-AV-ScanningDurch die parallele Nutzung mehrerer Antiviren-Engines werden Erkennungsraten signifikant erhöht, Schwächen einzelner Hersteller kompensiert und Angriffsversuche schneller enttarnt.

Content Disarm & Reconstruction (CDR)Ein Paradigmenwechsel in der IT-Security: Statt Schadcode zu erkennen, werden potenziell gefährliche Inhalte (z. B. Makros, Skripte, eingebettete Objekte) aus Dateien entfernt. Das Ergebnis: eine nutzbare, saubere und sichere Datei – selbst dann, wenn die Malware noch völlig unbekannt ist.

Flexible IntegrationSicherheitsmechanismen wie Multi-AV-Scanning und CDR lassen sich nahtlos in bestehende Prozesse einbinden – ob in Upload-Portalen, E-Mail-Gateways, CI/CD-Pipelines oder automatisierte Workflows.

4. Fazit – Mindestmaß und Best Practice

Unternehmen, die dateibasierte Bedrohungen ernst nehmen, sollten Multi-AV-Scanning als Mindestmaß etablieren und CDR als präventiven Schutzlayer ergänzen. Nur so lassen sich Zero-Day-Angriffe, Verschleierungstechniken und Compliance-Anforderungen effektiv adressieren.

Die Botschaft ist klar:Mehr Engines. Mehr Prävention. Mehr Sicherheit.

5. Call to Action

Weitere Informationen sowie praxisorientierte Lösungspakete finden Sie unter:? treeConsult.de/file-born-threats

Heubach-Insolvenz alarmiert, Rabattverträge drängen ins Ausland, Apotheken-Nachrichten navigieren die Versorgung

Source: Deutsche Nachrichten
 

Apotheken-News: Bericht von heute

Wenn Versicherungsfragen das Vertrauen belasten, Rezeptbetrug die Sicherheit der Versorgung infrage stellt und Apotheken auf Haftungsdruck reagieren müssen, zeigt sich die fragile Balance zwischen Regulierung, Verantwortung und Praxis. Die Täuschung mit gefälschten Verordnungen, insbesondere bei innovativen, teuren Wirkstoffen, macht deutlich, dass klassische Kontrollinstrumente nicht mehr ausreichen, um Missbrauch zuverlässig zu verhindern. Parallel verschärfen Versicherer ihre Prüfstandards, verlangen Nachweise und definieren strenge Obliegenheiten, die im Schadensfall über Leistung oder Ablehnung entscheiden. Für Apotheken bedeutet dies eine doppelte Herausforderung: Sie müssen interne Strukturen anpassen, Personal fortbilden und digitale Systeme einsetzen, während sie zugleich die rechtliche Verantwortung gegenüber Patienten, Kassen und Versicherern tragen. Die Dynamik aus wirtschaftlichem Risiko, strafrechtlicher Verantwortung und betrieblichem Alltag zwingt dazu, Versorgung neu abzusichern – nicht abstrakt, sondern konkret in jeder Rezeptprüfung, in jeder Dokumentation und in jeder Versicherungszusage, die Vertrauen nicht nur verspricht, sondern nachweisbar trägt.

Zu alt, zu belastet, zu früh gescheitert

Wie die Schwaben-Apotheke in Heubach am Insolvenzverfahren zerbrach, welche Lücken ein Traditionsbetrieb hinterlässt und welche Lehren andere Inhaber ziehen müssen

Vor einem Jahr wurde aus der Sorge Gewissheit: Herbert Aich, langjähriger Inhaber der Schwaben-Apotheke im baden-württembergischen Heubach, musste Insolvenz anmelden. Zunächst ging er den Weg der Eigenverwaltung, wie es der Gesetzgeber vorsieht, um unter Aufsicht der Gläubiger und mit Unterstützung eines Sachwalters Chancen auf Sanierung zu eröffnen. Doch die Zahlen ließen wenig Hoffnung, der Umsatz stagnierte, während Fixkosten und Verbindlichkeiten stiegen. Am Ende stand nicht die Rettung, sondern die Aufgabe. Für den Apotheker, der Jahrzehnte im Ort präsent war, bedeutete es nicht nur das Ende seiner wirtschaftlichen Existenz, sondern auch den Verlust eines beruflichen Lebenswerks, das eng mit seinem Namen verbunden war.

Der Fall zeigt exemplarisch, wie empfindlich die Balance zwischen Tradition, Belastung und Zukunft in Apotheken sein kann. Aichs Betrieb war keineswegs eine Randerscheinung, sondern eine verankerte Offizin, deren Kundenstamm über Generationen gewachsen war. Doch mit den verschärften Marktbedingungen der letzten Jahre – Nullretaxationen, zunehmender Preiswettbewerb bei Generika, steigende Lohnkosten und Energiekosten – geriet er unter Druck, dem er nicht mehr standhalten konnte. Die Entscheidung zur Insolvenz war unausweichlich. Dass der Versuch einer Eigenverwaltung letztlich scheiterte, verdeutlicht, dass selbst flexible Instrumente nicht immer greifen, wenn der finanzielle und organisatorische Korridor zu eng ist.

Für die Patienten in Heubach war das Verschwinden der Schwaben-Apotheke ein tiefer Einschnitt. Lange vertrauten sie auf ein wohnortnahes, persönliches Angebot. Mit dem Verlust der Offizin mussten sie nicht nur längere Wege in Kauf nehmen, sondern verloren auch eine wichtige Schnittstelle zu Ärzten und Pflegeeinrichtungen. Gerade in Kleinstädten erfüllt die Apotheke weit mehr als die Funktion der Arzneimittelabgabe. Sie ist niedrigschwelliger Gesundheitsdienstleister, ein Kommunikationsort, ein Stabilisator für Versorgung und Prävention. Wenn eine solche Institution verschwindet, reißt dies nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine soziale Lücke, die nicht schnell zu schließen ist.

Die Insolvenz offenbart auch ein strukturelles Dilemma: Viele Apotheken sind von den Betriebsführern persönlich geprägt, deren Lebensalter, Gesundheit und Risikobereitschaft entscheidend sind. Im Fall von Herbert Aich spielte die Zeit gegen ihn. Während größere Filialverbünde auf Backoffice-Strukturen, digitale Tools und Einkaufsgemeinschaften zurückgreifen können, sind inhabergeführte Einzelbetriebe weit stärker vom Engagement und Durchhaltevermögen des Apothekers abhängig. Wenn dann Krankheit, Überlastung oder schlicht das fortgeschrittene Alter hinzukommen, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krise nicht mehr abzufedern ist.

Hinzu kommt die Schwierigkeit, Nachfolger zu finden. In vielen Regionen, gerade im ländlichen Raum, mangelt es an jungen Pharmazeuten, die bereit sind, das wirtschaftliche Risiko einer Übernahme zu tragen. Banken zeigen sich zurückhaltend, Kreditlinien werden restriktiver vergeben, und die Rentabilität ist längst nicht mehr so planbar wie noch vor zwanzig Jahren. Für Aich bedeutete dies, dass selbst die Option einer geordneten Übergabe an einen Nachfolger nicht realisierbar war. Das Insolvenzverfahren endete folglich nicht in einer Sanierung, sondern in einer Abwicklung – mit allen Folgen für Mitarbeiter, Kunden und die örtliche Infrastruktur.

Juristisch gesehen war der Fall unspektakulär, aber menschlich hart. Für die Angestellten bedeutete die Insolvenz zunächst Unsicherheit, ob sie ihre Arbeitsplätze behalten würden. Für die Gläubiger stand die Frage im Raum, welche Quote am Ende des Verfahrens noch zu erwarten sei. Für den Inhaber selbst war es ein Schritt ins Ungewisse, der zeigt, wie stark die persönliche Identität von Apothekern mit ihrem Betrieb verknüpft ist. Dass am Ende das Aufgeben unausweichlich war, macht deutlich, wie sehr ökonomische Zwänge den Handlungsspielraum beschneiden können.

Der Fall Aich ist damit mehr als eine regionale Episode. Er ist ein Lehrstück über die Fragilität des Apothekenmarkts in Zeiten wachsender Regulierung und sinkender Margen. Er zeigt, dass selbst etablierte Betriebe nicht gefeit sind, wenn die Kostenstrukturen kippen und die Entlastung durch Politik oder Kassen ausbleibt. Und er führt vor Augen, dass Inhaber nicht nur fachliche Kompetenz, sondern zunehmend auch unternehmerische Resilienz brauchen, um bestehen zu können. Andere Apotheker, die sich in ähnlicher Lage befinden, werden den Fall aufmerksam studieren – nicht aus Schadenfreude, sondern um rechtzeitig zu erkennen, wo Grenzen liegen und welche Stellschrauben sie noch justieren können.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Insolvenzen wie die der Schwaben-Apotheke sind nicht bloß persönliche Tragödien, sondern Signale an eine ganze Branche. Sie markieren, wo Versorgungsdichte schwindet, wo regionale Gesundheitssysteme brüchiger werden und wo Reformen dringend gebraucht sind. Für die Patienten in Heubach ist der Name Aich verbunden mit Jahrzehnten verlässlicher Versorgung. Sein Scheitern erinnert daran, dass kein Betrieb selbstverständlich bleibt – und dass die Frage, wer die Versorgung morgen trägt, längst keine rhetorische mehr ist.

Rabattverträge verändern Märkte, ausländische Anbieter gewinnen Anteile, Apotheken tragen die Folgen

IKK classic vergibt Zuschläge für 267 Lose, Exoten aus dem Ausland sichern sich Verträge, Verfügbarkeit und Versorgung geraten ins Blickfeld

Die IKK classic hat neue Zuschläge für Rabattarzneimittel erteilt, insgesamt 267 Lose waren Teil der Ausschreibung. Auffällig ist die Zusammensetzung der Gewinner: Neben bekannten deutschen Herstellern erhielten auch bislang kaum präsente Anbieter den Zuschlag – darunter Firmen mit Sitz im Ausland. Für Apotheken stellt dies eine weitere Verschiebung der Versorgungsrealität dar, da sie künftig Präparate abgeben müssen, die bislang selten nachgefragt oder gar nicht gelistet waren. Schon die Ankündigung sorgt für Diskussion, weil die Zuschläge nicht allein den etablierten Playern zufallen, sondern Marktöffnung und Unsicherheit zugleich bedeuten.

Das Instrument der Rabattverträge ist längst Routine, aber nach wie vor konfliktbeladen. Krankenkassen sichern sich damit erhebliche Einsparungen, indem sie mit Herstellern exklusive Liefervereinbarungen treffen. Für Versicherte bedeutet dies meist, dass sie in der Apotheke ein Präparat eines bestimmten Herstellers erhalten, unabhängig davon, welches Fabrikat der Arzt verschreibt. Für die Apotheken wiederum heißt es, dass sie sich auf neue Lieferketten einstellen und Patienten häufig um Verständnis werben müssen, wenn Packungen und Aufmachungen sich ändern. Dass nun auch Anbieter ohne Firmensitz in Deutschland zum Zuge kommen, verschärft die Diskussion. Denn es stellt sich die Frage, ob Produktions- und Lieferstabilität tatsächlich gewährleistet sind.

Die Ausschreibung der IKK classic markiert in dieser Hinsicht einen Einschnitt. Während große deutsche Generikahersteller seit Jahren die Hauptlast solcher Verträge tragen, rücken nun Firmen aus Osteuropa und Asien in den Fokus. Für die Kasse bedeutet dies, ihre Kostenstruktur noch einmal zu optimieren, für die Hersteller eine neue Eintrittschance in einen lukrativen, aber hart regulierten Markt. Für Apotheken bedeutet es dagegen zusätzliche Unwägbarkeiten. Sie müssen mit der Logistik neuer Anbieter umgehen, deren Lieferfähigkeit in der Praxis erst unter Beweis gestellt werden muss.

Besonders problematisch ist, dass Rabattverträge und Lieferengpässe ein sensibles Spannungsfeld bilden. In den vergangenen Jahren häuften sich die Fälle, in denen rabattierte Präparate schlicht nicht lieferbar waren. Apotheken mussten dann langwierige Rücksprachen führen, Ersatzpräparate finden oder Retaxationen riskieren. Mit dem Einstieg neuer Anbieter wächst die Sorge, dass solche Engpässe nicht abnehmen, sondern zunehmen. Denn Firmen ohne stabile Marktpräsenz in Deutschland stehen vor der Aufgabe, sowohl regulatorische Vorgaben zu erfüllen als auch Logistik- und Vertriebsstrukturen aufzubauen.

Für die Versicherten sind die Folgen oft schwer nachvollziehbar. Sie fragen sich, warum sie ihr gewohntes Präparat nicht mehr bekommen und warum stattdessen ein fremd wirkendes Produkt abgegeben wird. Gerade ältere Patienten reagieren sensibel auf Veränderungen bei Verpackung oder Tablettenform, selbst wenn Wirkstoff und Dosierung identisch sind. Apotheken tragen die Verantwortung, diese Irritationen abzufedern und gleichzeitig den rechtlichen Vorgaben zu genügen. Dass sich der Aufwand durch ausländische Vertragspartner noch vergrößern könnte, ist ein Risiko, das vielen Inhabern Sorgen bereitet.

Auf der anderen Seite lässt sich nicht bestreiten, dass der Wettbewerb durch solche Entscheidungen intensiver wird. Hersteller, die bislang außen vor waren, erhalten die Chance, sich zu beweisen. Für die Krankenkassen eröffnet sich die Möglichkeit, günstigere Konditionen zu verhandeln, die wiederum zur Stabilisierung der Beitragssätze beitragen sollen. In der Theorie stärkt dies den Markt, in der Praxis aber bleibt die Frage offen, ob die Balance zwischen Kostenersparnis und Versorgungssicherheit gewahrt bleibt.

Die Apothekerschaft hat in den vergangenen Jahren mehrfach gefordert, die Zuschlagslogik nicht allein an Preisparametern auszurichten. Qualitätskriterien wie Lieferzuverlässigkeit, Produktionsstandorte und Transparenz müssten stärker berücksichtigt werden. Der Fall der IKK classic zeigt, dass diese Debatte aktueller denn je ist. Während die Krankenkassen auf ihren Einsparauftrag verweisen, bleibt es am Ende die Apotheke vor Ort, die die Konsequenzen trägt – in Form von Verfügbarkeitsproblemen, Beratungsaufwand und Frustration bei den Patienten.

Politisch ist der Vorgang ebenfalls relevant. Die Vergabe von Zuschlägen ins Ausland wird Fragen nach Versorgungssouveränität aufwerfen. Gerade in Zeiten globaler Lieferkettenkrisen wächst das Bewusstsein, dass eine Abhängigkeit von internationalen Herstellern Risiken birgt. Ob die Politik hier regulierend eingreifen oder die Kriterien für Rabattverträge anpassen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch schon jetzt: Die Entscheidung der IKK classic setzt ein Signal, das weit über den Einzelfall hinausgeht.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Rabattverträge längst nicht mehr nur betriebswirtschaftliche Vereinbarungen zwischen Kassen und Herstellern sind. Sie bestimmen konkret, welche Arzneimittel in Apotheken liegen, wie Patienten versorgt werden und wie stabil die Versorgungsketten bleiben. Der jüngste Schritt der IKK classic zeigt, wie stark ökonomische Optimierung die Versorgung prägt – und dass jede Einsparung ihren Preis hat, der nicht selten in den Offizinen bezahlt wird.

Gesetzgeber öffnet Versandkanäle, Tierärzte erhalten mehr Spielraum, Apotheken bleiben im Spannungsfeld

Entwurf zur Änderung des Tierarzneimittelgesetzes schafft Ausnahmen für den Versand, erlaubt Tierärzten das Auseinzeln von Humanpräparaten, stellt Apotheken vor neue Rollenfragen

Der Versand verschreibungspflichtiger Tierarzneimittel ist bislang strikt untersagt. Doch der Gesetzgeber will diese Regel lockern und auf die Versorgungsrealität anpassen. Ein Referentenentwurf sieht vor, dass Apotheken künftig bestimmte verschreibungspflichtige Tierarzneimittel versenden dürfen – vorausgesetzt, die Präparate sind ausschließlich für Tiere bestimmt, die nicht der Lebensmittelgewinnung dienen. Damit rückt der Gesetzgeber von einem jahrzehntelang geltenden Grundsatz ab und öffnet einen Markt, der bislang eng begrenzt war. Gleichzeitig sollen Tierärzte befugt werden, Humanarzneimittel in Teilmengen an Tierhalter abzugeben, um Versorgungslücken zu schließen. Diese Reform verschiebt das Gefüge zwischen Apotheken, Tierärzten und Tierhaltern in mehrfacher Hinsicht.

Die Motive liegen auf der Hand: Viele Tierhalter, insbesondere von Kleintieren, stoßen auf Engpässe, weil für bestimmte Indikationen keine passenden Tierarzneimittel existieren. Der Griff zu Humanpräparaten ist dann gängige Praxis. Doch Packungsgrößen und Dosierungen orientieren sich am menschlichen Bedarf und übersteigen oft deutlich das, was für ein Kaninchen, einen Wellensittich oder einen Hund benötigt wird. Bisher waren nur Apotheken berechtigt, solche Packungen aufzuteilen – ein Verfahren, das Restmengen erzeugt und Ressourcen verschwendet. Nun sollen auch Tierärzte diese Aufgabe übernehmen dürfen, ohne den bürokratischen Aufwand einer Herstellungserlaubnis. Damit folgt der Gesetzgeber einer langjährigen Forderung der veterinärmedizinischen Praxis.

Parallel dazu wird das Versandhandelsrecht angepasst. Apotheken, die bereits über eine Versandhandelserlaubnis für Humanarzneimittel verfügen, sollen diese künftig auch für bestimmte Tierpräparate nutzen dürfen. Dies betrifft insbesondere verschreibungspflichtige Medikamente, die nur für nicht lebensmittelliefernde Tiere zugelassen sind. Für Halter von Haustieren wie Hunden, Katzen oder Ziervögeln bedeutet dies eine spürbare Erleichterung. Sie können Medikamente online bestellen und sich nach Hause liefern lassen – ein Komfort, der bisher allein Humanpatienten vorbehalten war. Kritiker warnen jedoch, dass die Trennlinie zwischen Human- und Veterinärarzneimitteln verwischt und Missbrauch Tür und Tor geöffnet werden könnte.

Für Apotheken bedeutet die Neuerung eine Gratwanderung. Einerseits eröffnet sich ein zusätzlicher Absatzkanal: Der Versand von Tierarzneimitteln könnte ein neues Geschäftsfeld darstellen, insbesondere für Offizinen, die sich bereits im Onlinehandel etabliert haben. Andererseits wächst der Wettbewerbsdruck, weil Tierärzte mit ihrem erweiterten Dispensierrecht stärker in die Versorgung eingreifen. Was bislang exklusiv in Apotheken lag, nämlich das Auseinzeln von Humanpräparaten, wird nun geteilt. Für viele Inhaber bedeutet dies, dass die Abgrenzung zwischen ärztlicher und pharmazeutischer Rolle verschwimmt.

Die Debatte berührt auch Fragen der Arzneimittelsicherheit. Während Apotheken an strenge Dokumentations- und Qualitätsstandards gebunden sind, stellt sich die Frage, wie Tierärzte die neuen Pflichten umsetzen. Befürworter verweisen auf das tierärztliche Dispensierrecht, das ohnehin eine enge Bindung zwischen Praxis und Arzneimittelabgabe kennt. Gegner befürchten dagegen, dass eine Aufweichung der Grenzen zu Fehlern, Intransparenz und möglichen Konflikten führt. Besonders heikel ist der Umgang mit Restmengen: Während Apotheken bislang verpflichtet waren, Überbestände ordnungsgemäß zu entsorgen, könnten Tierärzte in Versuchung geraten, diese anderweitig zu verwenden.

Juristisch markiert die Reform einen Bruch mit der bisherigen Systematik. Bislang war klar geregelt: Verschreibungspflichtige Tierarzneimittel werden entweder direkt von Tierärzten abgegeben oder in der Apotheke bezogen, der Versand war tabu. Mit der geplanten Änderung erweitert sich der rechtliche Horizont erheblich. § 28a Apothekengesetz wird so ergänzt, dass bestehende Versandhandelserlaubnisse auch für apothekenpflichtige Tierarzneimittel gelten. Diese Kontinuität im Recht erleichtert zwar die Praxis, wirft aber Fragen der Gleichbehandlung auf: Warum sollen nur bestimmte Tierpräparate versendbar sein, während andere weiterhin stationär abgeholt werden müssen?

Ökonomisch ist die Entwicklung zweischneidig. Tierhalter profitieren von kürzeren Wegen und flexibler Versorgung, Apotheken können ihr Profil als Vollversorger stärken, und Tierärzte gewinnen Handlungsspielraum. Gleichzeitig droht ein Verdrängungswettbewerb, bei dem die klassischen Strukturen erodieren. Schon heute klagen Apotheken über zunehmende Konkurrenz im Bereich Tierarzneimittel, da viele Halter Medikamente direkt bei der Praxis ihres Tierarztes beziehen. Mit der neuen Stückelbefugnis wird dieses Feld weiter ausgebaut.

Nicht zuletzt hat die Reform eine europäische Dimension. Der Versandhandel mit Humanarzneimitteln ist seit Jahren durch EU-Recht geprägt, mit bekannten Streitpunkten um Preisbindung und grenzüberschreitende Angebote. Die Übertragung dieser Logik auf Tierarzneimittel könnte langfristig ähnliche Konflikte nach sich ziehen. Vor allem die Frage, ob internationale Versandapotheken künftig auch Tierpräparate anbieten dürfen, ist politisch brisant. Für deutsche Apotheken wäre dies ein weiterer Belastungstest.

Für die Praxis bleibt entscheidend, wie die Regelungen konkret ausgestaltet werden. Vieles hängt von der Umsetzung durch Behörden, Kammern und Berufsverbände ab. Werden klare Leitplanken gezogen, könnte die Reform Versorgungslücken schließen und Ressourcenverschwendung reduzieren. Bleiben dagegen Unsicherheiten bestehen, droht ein Flickenteppich, der weder Apotheken noch Tierärzten noch Tierhaltern dient. Fest steht: Mit der geplanten Öffnung des Versandhandels und der Ausweitung des tierärztlichen Dispensierrechts wird die Grenze zwischen Human- und Tiermedizin im Arzneimittelrecht neu vermessen – mit allen Chancen und Risiken für die Beteiligten.

Fälschung fällt auf, Täter wird gefasst, Vertrauen steht auf dem Spiel

Euskirchener Apotheke stoppt Betrugsversuch mit Clonazepam, Polizei ermittelt gegen 58-Jährigen, Branche diskutiert über Prävention und Haftungsdruck

Der Versuch war dreist, aber nicht raffiniert: In Euskirchen legte ein 58-jähriger Mann ein Privatrezept über Rivotril vor – ein Präparat mit dem Wirkstoff Clonazepam, das wegen seines Missbrauchspotenzials besonders streng kontrolliert wird. Auf den ersten Blick hätte es eine alltägliche Abgabe werden können, doch die Inhaberin der Citrus-Apotheke, Ute Haghverdi, wurde stutzig. Das Rezept wirkte wie eine Kopie, der Patient entsprach nicht dem aufgedruckten Bild eines typischen Empfängers, und vor allem: Nur zwei Tage zuvor hatte derselbe Mann das identische Präparat in der Apotheke erhalten. Der Verdacht bestätigte sich rasch, die Polizei wurde gerufen, und der Täter konnte noch in der Nähe gefasst werden.

Dieser Einzelfall zeigt exemplarisch, wie groß die Risiken für Apotheken im Alltag geworden sind. Rezeptfälschungen sind kein Randphänomen, sondern ein wachsendes Problem – befeuert durch die Verfügbarkeit von Druck- und Kopiertechnik, den Schwarzmarkt für gefälschte Blankoformulare und den hohen Wert psychoaktiver Substanzen. Clonazepam, das als Antiepileptikum und anxiolytisches Medikament eingesetzt wird, ist seit Jahren ein Ziel von Missbrauch, weil es beruhigende und euphorisierende Wirkungen entfalten kann. Für Apotheken bedeutet dies, dass sie nicht nur Heilmitteldienstleister, sondern auch Kontrollinstanz sind – mit allen damit verbundenen Belastungen.

Besonders problematisch ist die Tatsache, dass Apotheken rechtlich in einer Zwickmühle stecken. Einerseits gilt der Kontrahierungszwang: Liegt ein formal korrektes Rezept vor, muss es beliefert werden. Andererseits drohen im Falle einer Fälschung straf- und haftungsrechtliche Konsequenzen, wenn ein Präparat auf unzulässiger Grundlage abgegeben wird. Diese Spannung führt dazu, dass Inhaberinnen und Teams permanent auf der Hut sein müssen. Der Euskirchener Fall zeigt, wie viel an Erfahrung, Intuition und Detailkenntnis hängt. Haghverdi bemerkte kleine Abweichungen, vertraute auf ihr Bauchgefühl und zog rechtzeitig die Polizei hinzu – ein Musterbeispiel für gelebte Sorgfalt, aber keineswegs Routine.

Die Dimensionen des Problems sind statistisch schwer zu erfassen, weil viele Fälle gar nicht publik werden. Branchenverbände berichten jedoch, dass die Zahl der gemeldeten Fälschungen in den letzten Jahren gestiegen ist. Besonders betroffen sind Benzodiazepine, Stimulanzien wie Methylphenidat und zunehmend auch GLP-1-Analoga wie Ozempic, die auf dem Schwarzmarkt hohe Preise erzielen. Für Apotheken ist das mehr als ein Imageschaden. Jeder Fälschungsfall bedeutet Zeitaufwand, Diskussion mit Patienten, manchmal auch Bedrohungen im HV, und fast immer ein rechtliches Nachspiel.

Euskirchen ist dabei kein Sonderfall. Auch in Großstädten melden Apotheken immer wieder Fälle, in denen Täter mit gefälschten Rezepten auftreten. Mitunter handelt es sich um organisierte Strukturen, die gezielt Apotheken ansteuern, manchmal auch um Einzelpersonen mit Suchtgeschichte. Die Polizei betont, dass eine enge Zusammenarbeit mit Apothekenteams entscheidend ist, um Täter zu überführen. Doch die Verantwortung bleibt zunächst bei der Offizin. Der Vorwurf, zu schnell abgegeben oder zu wenig geprüft zu haben, trifft am Ende den Betrieb – nicht die gefälschte Unterschrift.

Für die Politik ergibt sich daraus eine brisante Frage: Reichen die bisherigen Schutzmechanismen aus? Das elektronische Rezept könnte Fälschungen erschweren, doch die Umsetzung ist noch nicht lückenlos. Gerade bei Privatrezepten, wie im Fall Euskirchen, sind digitale Lösungen bislang kaum etabliert. Ohne eine einheitliche Infrastruktur bleibt das Risiko hoch, dass Papierdokumente manipuliert oder vervielfältigt werden. Apothekenvertreter fordern deshalb, digitale Prüfmechanismen auch für Privatverordnungen verbindlich einzuführen, um die Authentizität zu sichern.

Gleichzeitig stellt sich die Frage nach der Unterstützung der Apotheken. Wer eine Fälschung aufdeckt, handelt im Interesse der Allgemeinheit, doch Honorierung oder Entlastung gibt es dafür nicht. Stattdessen bleibt oft das Gefühl, allein gelassen zu werden – zwischen der Pflicht zur sorgfältigen Prüfung und der Angst, auf Kosten sitzen zu bleiben. Versicherungsfragen spielen dabei eine zunehmende Rolle. Manche Policen decken Schäden durch Rezeptbetrug ab, andere schließen sie explizit aus. Inhaber müssen genau prüfen, welchen Schutz ihre Verträge bieten, um im Ernstfall nicht doppelt belastet zu sein.

Der Fall Euskirchen endete glimpflich: Das Team erkannte die Fälschung, der Täter wurde gefasst, Schaden entstand nicht. Doch er ist symptomatisch für eine Entwicklung, die Apotheken bundesweit betrifft. Je stärker hochwirksame Präparate im Alltag kursieren, desto mehr rückt die Offizin in den Fokus von Tätern, die die Grenze zwischen legaler Versorgung und illegalem Markt austesten. Apotheken reagieren mit Schulungen, mit klaren internen Prozessen und mit enger Zusammenarbeit mit Behörden. Doch das Gefühl, Teil eines Katz-und-Maus-Spiels zu sein, bleibt.

Am Ende ist der Euskirchener Fall ein Lehrstück: Er zeigt, dass Prävention, Wachsamkeit und Kooperation wirken können, wenn alle Beteiligten aufmerksam sind. Doch er zeigt auch, dass Rezeptfälschungen kein Randthema mehr sind, sondern eine reale, wachsende Gefahr für die Apothekenlandschaft. Vertrauen bleibt das höchste Gut – doch es steht auf dem Spiel, wenn die Lücke zwischen Anspruch und Realität nicht geschlossen wird.

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

Gesprächsstarter für Paare von liebesleben.net

Source: Deutsche Nachrichten
Gute Gespräche sind das Herz jeder Beziehung. Doch manchmal fehlen selbst Paaren die richtigen Worte, um neue Themen zu entdecken oder sich wieder näherzukommen. In diesem Artikel von liebesleben.net erfährst du, wie Gesprächsstarter für Paare helfen können, eure Kommunikation aufzufrischen und gemeinsam spannende Momente zu erleben. Egal ob frisch verliebt oder schon lange zusammen – mit den passenden Fragen bringst du frischen Wind in euren Alltag.

Was bringen Gesprächsstarter für Paare?

Gesprächsstarter-Fragen machen es leicht, ins Gespräch zu kommen und dabei mehr über einander herauszufinden. Sie fördern ehrliche Antworten und regen zum Nachdenken an. So könnt ihr Routinen durchbrechen und euch gegenseitig überraschen. Besonders hilfreich sind diese Fragen auch dann, wenn der Austausch im Alltag etwas eingeschlafen ist.

Klassische Beispiele: Diese Fragen funktionieren immer

Möchtest du gleich loslegen? Hier findest du einige bewährte Gesprächsstarter für Paare, die garantiert Schwung in euer Miteinander bringen:

– Was war dein schönster Moment bisher?
– Wohin würdest du gerne reisen – und warum gerade dorthin?
– Welche Kindheitserinnerung zaubert dir heute noch ein Lächeln aufs Gesicht?
– Gibt es etwas Neues, das wir gemeinsam ausprobieren sollten?
– Welche Eigenschaft schätzt du besonders an mir?

Anleitung: So nutzt ihr Gesprächsfragen richtig

Nehmt euch bewusst Zeit füreinander – etwa beim Abendessen oder bei einem Spaziergang.
Stellt abwechselnd eine Frage aus der Liste.
Lasst dem anderen Raum zum Erzählen; hört aufmerksam zu.
Greift interessante Punkte direkt auf und vertieft sie weiter.
Wenn ihr möchtet, stellt danach einfach die nächste Frage.

Praxistipps für gelungene Gespräche als Paar

Sucht einen entspannten Rahmen ohne Ablenkungen aus.
Nehmt jede Antwort ernst – Wertschätzung stärkt eure Bindung.
Habt Spaß am spielerischen Umgang mit neuen Themen!
Macht daraus gern ein regelmäßiges Ritual, wenn es euch gefällt. Seid offen zueinander; Ehrlichkeit schafft Vertrauen.

FAQ rund um Gesprächsstarter für Paare

Eignen sich solche Fragen nur für bestimmte Beziehungen?
Nein! Jeder kann davon profitieren – egal wie alt ihr seid oder wie lange ihr zusammenlebt.
Brauche ich dafür spezielle Technik?
Ihr könnt Karten nutzen oder digitale Angebote wählen; beides funktioniert gut.
Darf man eigene Ideen ergänzen?
Viele Tools lassen individuelle Ergänzungen zu; probiert ruhig verschiedene Varianten aus!

Fazit: Mehr Nähe dank guter Gespräche

Mithilfe von Gesprächsstarter-Fragen für Paare könnt ihr ganz unkompliziert neue Seiten am Partner kennenlernen.  Sie stärken nicht nur eure Kommunikation, sondern sorgen auch langfristig für mehr Verbundenheit.  Probiert regelmäßig offene Dialoge aus – ihr werdet überrascht sein, wie viel Freude gemeinsame Entdeckungen bereiten können!

Direktansprache und aktives Personalmarketing erfolgreich: Praxisleitung Logopädie unter Vertrag genommen

Source: Deutsche Nachrichten
Logopädinnen und Logopäden sind in Deutschland so gefragt wie selten zuvor. Die Zahl der Verordnungen in der Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie (SSSST) steigt kontinuierlich, besonders bei Kindern und in der neurologischen Rehabilitation. Lange Wartelisten und eine begrenzte Zahl an Fachkräften machen Logopädie zu einem Engpassberuf – ein Trend, der sich auch international zeigt.

Engpassberuf mit steigender Nachfrage

Mehr Sprachförderbedarf in Kitas, ein wachsender Anteil neurologischer Reha-Patient*innen und die demografische Entwicklung sorgen dafür, dass Logopädie-Praxen bundesweit über Monate ausgebucht sind. Für Arbeitgeber bedeutet das: Offene Stellen lassen sich ohne professionelle Unterstützung kaum noch besetzen.

Kontrast Personalberater*innen Gesundheitswesen mit Recruiting-Erfolg

Die Kontrast Personalberatung GmbH Hamburg unterstützt als erfahrener Headhunter im Gesundheitswesen Praxen, Kliniken und Reha-Zentren bei der Besetzung von Leitungs- und Fachstellen in der Logopädie. Jüngst konnte eine Praxisleitung Logopädie in Bayern mit High-Speed-Personalmarketing erfolgreich vermittelt werden.

Neue Logopädie Stellenangebote in Norddeutschland

Aktuelle Logopädie Stellenangebote im Recruiting – Derzeit stehen mehrere Praxisleitungen sowie qualifizierte Logopädinnen für SSSST bundesweit im Fokus der Kontrast Personalberatung und Headhunter. Ein Beispiel ist das laufende Recruiting für eine renommierte Einrichtung in der Metropolregion Hamburg: Stellenangebot Logopädie Hamburg – SSSST Logopäd*in (m/w/d). Gesucht wird eine engagierte Fachkraft, die in einem modernen interdisziplinären Team arbeitet und gemeinsam mit Ärztinnen, Pflege und weiteren Therapeut*innen die Versorgung auf höchstem Niveau sicherstellt.

Starkes Netzwerk für schnelle Besetzungen

„Der Markt ist leergefegt. Wer qualifizierte Logopädinnen sucht, braucht professionelle Direktansprache und ein starkes Netzwerk“, betont die Geschäftsführung. Mit über 30 Jahren Erfahrung im Headhunting für Gesundheitsberufe und einem kontinuierlich wachsenden Kandidatenpool sorgt die Kontrast Personalberatung GmbH dafür, dass Arbeitgeber und Bewerberinnen schnell und passgenau zueinanderfinden.

Welcher Hund passt zu mir? – Test

Source: Deutsche Nachrichten
Viele Menschen träumen davon, einen Hund in ihr Leben zu holen. Doch nicht jede Hunderasse passt zu jedem Lebensstil. In diesem Artikel erfährst du, wie du herausfindest, welcher Hund am besten zu dir und deinem Alltag passt. Ein einfacher Test hilft dir dabei, die richtige Entscheidung für dich und deinen neuen vierbeinigen Freund zu treffen.

Warum ist die Wahl des passenden Hundes so wichtig?

Ein Hund begleitet seinen Besitzer oft viele Jahre lang. Die Auswahl der richtigen Rasse beeinflusst das Zusammenleben stark. Unterschiedliche Hunde haben verschiedene Bedürfnisse an Bewegung, Beschäftigung und Pflege. Wer sich vorher informiert, kann spätere Probleme vermeiden.

Lebe ich aktiv oder ruhig? – Der erste Schritt zur Antwort

Bist du gerne draußen unterwegs oder verbringst du viel Zeit zuhause? Aktive Menschen freuen sich meist über sportliche Hunde wie den Labrador Retriever oder Border Collie. Für ruhige Haushalte eignen sich gemütlichere Rassen wie Mops oder Französische Bulldogge besser.

Kinder im Haushalt: Familienfreundlichkeit zählt

Leben Kinder bei dir? Dann solltest du auf eine kinderliebe Hunderasse achten. Golden Retriever gelten als besonders freundlich gegenüber Kindern. Auch Beagle sind bekannt dafür, geduldig mit kleinen Mitbewohnern umzugehen.

Wie viel Platz steht zur Verfügung?

Nicht jeder hat ein großes Haus mit Garten zur Verfügung. Kleine Wohnungen passen eher zu kompakten Hunden wie dem Dackel oder Chihuahua. Große Tiere brauchen mehr Raum zum Toben und Ausruhen.

Allergien beachten: Gibt es Allergiker im Haushalt?

Sind Allergien gegen Tierhaare ein Thema? Es gibt einige hypoallergene Rassen wie Pudel oder Malteser, deren Fell weniger allergieauslösend wirkt als das anderer Hundearten.

Möchtest du wenig Aufwand bei der Fellpflege?

Einfache Fellpflege spart Zeit im Alltag! Kurzhaarige Hunde benötigen seltener Bürstenstriche als Langhaar-Rassen wie Shih Tzu oder Afghanischer Windhund.

“Welcher Hund passt zu mir?” – Mach jetzt den Test!

Zahlreiche Online-Tests helfen weiter! Sie stellen gezielte Fragen rund um deine Wohnsituation sowie Freizeitgestaltung und schlagen passende Hunderassen vor.
Beispiel-Fragen könnten sein:
– Wie viel Zeit kannst du täglich für Spaziergänge investieren?
– Bist du bereit für regelmäßiges Training?
– Hast du bereits Erfahrung mit Haustieren?

Tipp: Beratung beim Züchter oder aus dem Tierheim nutzen

Züchter kennen ihre Tiere sehr gut und können Tipps geben. Auch Mitarbeiter von Tierheimen beraten gern ausführlich. Sie wissen genau, welche Eigenschaften einzelne Vierbeiner besitzen und ob sie in dein Leben passen würden. So findest auch Anfänger schnell ihren Traumhund!

Fazit: Gut informiert zum perfekten Begleiter

“Welcher Hund passt zu mir”? Diese Frage lässt sich beantworten! Mit etwas Vorbereitung gelingt die Suche nach einem treuen Gefährten leichter. Achte darauf, dass Charakter, Größe und Energielevel deines Wunschhundes wirklich in deinen Alltag passen. Nutze Tests und hole Rat von Experten ein — dann wird euer gemeinsames Abenteuer garantiert glücklich verlaufen!